Di. Mrz 19th, 2024

Wörter 1934; Linkslevel: -2 Asozialisierte Mitläufer

Die Fragestellung mutet seltsam an. Bei der Betrachtung ausländischer Konflikte erweist sich jedoch insbesondere zwischen dem rechten und dem linken Lager, daß des einen Freiheitskämpfer, des anderen Terrorist – und umgekehrt ist. Es soll hier daher mithilfe formaler Kriterien entscheidbar gemacht werden, wer Freiheitskämpfer ist und wer Terrorist.

Beispiele für Konflikte mit umstrittenen Parteien (nicht alle aktuell):

Türkei, Kolumbien, Israel-Palästina, Israel-Libanon, Irland, Sri Lanka, Baskenland/Spanien, Afghanistan, Nicaragua,


Formale Kriterien

  1. Freiheitskämpfer suchen überflüssige Opfer zu vermeiden, Terroristen nehmen diese mindestens billigend in unterschiedlichem Maße in Kauf oder töten sie sogar aus taktischen oder strategischen Erwägungen. Daher folgt
  2. daß sich Freiheitskämpfer Unbeteiligten gegenüber neutral – Terroristen, sich ihnen gegenüber jedoch gleichgültig oder bösartig verhalten können.
  3. Freiheitskämpfer haben das Gemeinwohl oder die Freiheit der lokalen Bevölkerung im Auge und nehmen auf lokale Strukturen Rücksicht. Terroristen bekämpfen diese Ziele und schaden der Zivilbevölkerung (Paramilitärs in Kolumbien). Daher sind
  4. Freiheitskämpfer lokal verwurzelt und/oder werden mindestens von erheblichen Teilen der Bevölkerung unterstützt. Terroristen sind im Gegenteil hierzu Feinde der lokalen Bevölkerung (Contras in Nicaragua).
  5. Im Umgang mit Gefangenen sind Freiheitskämpfer humaner. Terroristen betrachten Gefangene in der Regel als Faustpfand, Geisel oder Objekt für demonstrative Exekutionen.
  6. Freiheitskämpfer haben in der Regel verschiedene emanzipative Ziele. Infolge dessen finden sich in ihren Reihen oft viele Frauen, die zu Recht auf mehr Anerkennung auch nach dem (siegreichen) Kampf hoffen dürfen. Terroristen sind (je nach Sorte) mitunter so brutalisiert, daß die Bevölkerung nicht nur mißhandeln, sondern brutale Massaker, Folterungen – sogar Genozide veranstalten, wenn sie freie Hand haben. Die Terroristen, die NATO- und GCC-Staaten gegen Libyen einsetzten, schnitten Männern die Köpfe und Frauen die Brüste ab. Gaddafi-Loyalisten wurden zu Tode gefoltert, Schwarze mißhandelt oder umgebracht. In so einer Truppe finden Frauen kaum Platz.


Gültigkeit

Die formalen Kriterien werden selten hundertprozentig zur einen oder anderen Seite ausschlagen. Das liegt daran, daß es in militärischen

Auseinandersetzungen

  • Opfer und dadurch Brutalisierung,
  • Verrat und Infiltration und dadurch Verratsabwehr und Mißtrauen,
  • Rassismus, Nationalismus, religiösen Fanatismus sowie Arroganz der Macht,
  • militärische Über- und Unterlegenheit, asymmetrischer Ressourcenzugang und daher asymmetrische Bedingungen,

gibt.

In der Regel ist es jedoch so, daß von den Kriterien entweder alle mehr erfüllt, oder mehr nicht erfüllt sind, wodurch in der Praxis meistens eine gute Unterscheidung zwischen Freiheitskämpfern und Terroristen möglich ist. Dafür gibt es Gründe.


Politische Gründe

Wir behaupten, daß Freiheitskämpfer immer links sind, Terroristen immer rechts. Diese Behauptung bedeutet, daß Terroristen in Wirklichkeit Partikularinteressen im Auge haben. Also für das Wohl oder die Herrschaft weniger kämpfen. Freiheitskämpfer bekämpfen diese Partikularinteressen. (→ »Was ist der Unterschied zwischen Links und Rechts?«)

Diese Behauptung bedeutet, daß man Freiheitskämpfer daran erkennt, daß sie links sind. Terroristen sind demzufolge Volksfeinde.


Nebenwirkungen

Politische Ziele können sich jedoch verändern oder eine Selbstentfremdung kann eintreten. Aus Freiheitskämpfern können Terroristen (: Sékou Touré) oder Unterdrücker (: Mugabe) werden. Die Entwicklung führt also meist nach rechts, fast nie umgekehrt (: Uri Avneri).
Durch sehr langanhaltende Konflikte kann eine Brutalisierung stattfinden oder unbändiger Haß erzeugt werden.
In extremen Fällen stehen sich sogar oft Terroristen gegenüber (Israel: israelische Armee, Hamas; Afghanistan: NATO und Taliban; Irak: NATO, Blackwater, diverse islamistische Terroristen, aber hier gibt es auch Widerstandskämpfer; …).


Verschleierung

Die hier beschriebenen Tatsachen werden oft dadurch verschleiert, daß

  1. Leute sich als “links” bezeichnen, die nicht links sind,
  2. Terrorlisten aus imperialistischem politischem Kalkül heraus erstellt werden,
  3. Propaganda (auch in unserem Land (gilt für alle Leser)) Freiheitskämpfer als Terroristen darstellt (Beispiele: PKK in Kurdistan, Naxaliten in Indien),
  4. Neben der Medienmanipulation Staatsgläubigkeit, Obrigkeitshöhrigkeit, Militarismus und Legalismus existieren, wodurch
  5. Staatsterror (daher) oft als legale Gewalt betrachtet wird,
  6. Parteinahme den Blickwinkel verändert, und daher
  7. legitime Interessen des Gegners aufgrund von Rassismus, Nationalismus, Chauvinismus oder Sozialchauvinismus nicht gesehen oder anerkannt werden,
  8. Die Verbrechen der Feinde von Freiheitskämpfern (Türkei, Sri Lanka, …) oft (in Europa und Nordamerika) unbekannt sind, weil nicht über sie berichtet wird.


Differenzierung

An den Beispielen oben zeigt sich, daß man nicht den Konflikt anhand der Wahl seiner Protagonisten beurteilen kann. Oben wurde für das Baskenland die ETA ausgewählt. Man kann jedoch auch auf mehrere unterschiedliche linke baskische Parteien verweisen (die in den letzten Jahren aus wahltaktischen Gründen verboten wurden), die ganz anders arbeiten, als die ETA, jedoch trotzdem mit Verweis auf die ETA verboten wurden.


Auflösung der Beispiele für Konflikte mit umstrittenen Parteien: 

Konflikt(Region)          ←← F r e i h e i t s k ä m p f e r  ←←←← ←←← ←← ← ←  ←         →  → → →→ →→→ →→→→  T e r r o r i s t e n →→
                -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Türkei:                            PKK(2000),               PKK(80er Jahre)	                                                           Türkische Armee
Kolumbien:                                      FARC,                                                                                                            Paramilitärs
Israel-Palästina:                                           Fatah,                                                                              Israelische Armee
-Gaza-Streifen:                -                                                                                                                israelische Armee,Hamas, israelische Regierung
Israel-Libanon:                -                                                                                                                israelische Armee, Hizbollah
Irland                         -                                                                                                                             IRA, neuere Oranierterroristen
Sri Lanka:                                          Tamilische                                                            sri-lankische Armee
Baskenland/Spanien:            verbotenen linke Parteien                                                                                                                 Guardia Civil, ETA
Afghanistan:                   -                                                                                                                Taliban, NATO-Streitkäfte
Niaragua:                     Sandinisten1,                                                                                                             Contras
Iran:                         Arbeiterkomunistische Partei                                                                           iranische Regierung
Indien-:                      Naxaliten(ML)	Naxaliten(mao.)                                                                           indische Regierung, Salwa Judum
Südafrika:                    ANC1                                                                                                                                 Apartheid-Regime
Nepal:                        Maoisten                                                                               königliche Armee
Welt/USA                      -                                                                                                                    CIA
                -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Beispiele für ideologisch bedingte exteme Abweichungen in der Einschätzung von durch Staaten unterstützten Gruppen:
USA/Chile                    -                                                                                                                               Pinochet-Regime
USA/Kuba                     Cuban Five (Los Cinco)1                                                                                                                 Luis Posada Carriles, ...
NATO/Jugoslavien             -                                                                                                                                    UCK 

Tabelle 1 Einschätzung von in Europa und Nordamerika umstrittenen Organisationen nach linker Lesart. Links – gut, rechts – böse. Wie man sieht, ist die Trennung bei Bekanntheit aller Informationen in der Regel leicht.

In der Tabelle werden einige umstrittene Organisationen aufgeführt. Die Striche bedeuten, daß es auf der jeweiligen Seite keine umstrittenen Organisationen gibt. Das Wort „umstritten“ bezieht sich auf den (westlichen) Mainstream.

Ein weiteres Phänomen, nämlich die Unterstützung von Terroristen und terroristischen Organisationen soll hier erwähnt werden, da sich Unterstützer von Terrororganisationen, in der Regel die Hände in Unschuld waschen, dabei aber völkerrechtswidrig und unter Verletzung der Menschenrechte in die Politik anderer Länder eingreifen. Daher sind die beiden unteren Beispiele angefügt, in denen die USA eine Art Stellvertreterterrorismus betreiben. Im Falle Chiles sind die linken Organisationen unumstritten (außer vielleicht

bei Henry Kissinger und dem US-Kapital).

An dem Schema können wir sehen, daß Terror tatsächlich von Staaten und Regierungen ausgeht. Daß Terror von selbst entfremdeten Widerstandsorganisationen meist (noch) nicht (einmal) durch den Terror der Ökonomie ausgelöst wird, sondern eine Folge massiver Benachteiligung und Entrechtung ist, welche mit Waffengewalt durchgesetzt wird.

Der Widerstand kann sich von sich selbst entfremden, wenn es kein marxistisch/ leninistisches Klassenbewußtsein gibt. Die Selbstentfremdung führt zu religiösem Fanatismus, zu Nationalismus und Sezessionismus – also zu einer Drehung der Front in eine unproduktive Richtung.

Einige der aufgeführte Beispiele, (Sandinisten → Endnote) erstaunen vielleicht. Diese sind im wesentlichen nur in den USA umstritten, nicht so in Lateinamerika.

Wir wären keine Kommunisten, wenn wir nicht im intendierten Zusammenhang darauf verweisen würden, daß es natürlich Klassenkampf und einen Nord-Süd-Konflikt gibt, in deren Kontext man die Frage nach Freiheitskämpfer und Terrorist betrachten muß. Aus der Angst der Kapitalisten vor einer kommunistischen oder auch nur linken Umgestaltung der Gesellschaft, dem Verlust ihrer Pfründe entstand der Antikommunismus, welcher die hier geführte Debatte nicht nur von Anfang an begleitet, sondern ursprünglich zu ihr geführt hat. Die Türkei und Kolumbien, das spanische Baskenland (und Chile zur Pinochet- und Südafrika zur Apartheid-Zeit, sowie Nicaragua) haben gemein, daß sie zum us-amerikanisch geführten NATO-Imperium gehören. In diesem wird linke Opposition, wenn unauffällig möglich, zerschlagen oder gar vernichtet. Da man innerhalb des Imperiums über ein stabiles etabliertes Rechtssystem verfügt, kommt ein bewaffneter Krieg gar nicht erst auf. Bei den Konflikten handelt es sich um klassische Befreiungskämpfe.

Die erwähnten Israel-Konflikte könnten hier eingeordnet werden, sind jedoch – obgleich imperialistisch – besonders, da sie nicht direkt für das US-Imperium geführt werden. Das US-Imperium erlaubt den strategischen Außenposten Israel und Türkei in Bezug auf Menschen- und Völkerrecht über die Stränge zu schlagen und eigene Interessen zu verfolgen. Dadurch werden die Konflikte religiös, nationalistisch und “völkisch” (in Nazi-Sinne) eingefärbt und ungemein verkompliziert. So versucht beispielsweise Israel dabei ständig seine Ostgrenze zu verschieben.

Die erwähnten Konflikte in Sri Lanka, Iran, Indien und Nepal sind kapitalistische Befreiungskonflikte außerhalb oder an der Grenze des “US-Imperiums”.

Die Jugoslawien-Kriege sind im Gegensatz zu Baskenland, wo Sezessionismus durch Unterdrückung entstanden ist, ein Fall von aktiver Förderung von Sezessionismus durch völkerrechtswidrige äußere Einmischung.

Kuba, das nicht zum NATO-Imperium gehört, weil es sich davon befreit hat, gehört eigentlich zu ersten Gruppe, da der Konflikt durch die kubanische Revolution ausgelöst wurde, für welche die USA das kubanische Volk bestrafen wollen. Interessant in dem Zusammenhang ist der Umgang mit dem Terroristen Luis Posada Carriles, welcher ein ziviles Flugzeug mit 73 Passagieren in die Luft gesprengt hat, mit Hilfe des CIA aus kubanischer Haft befreit wurde und sich heute vor der kubanischen Justiz in den USA verstecken darf, weil er international gesucht wird. L. P. C. lebt bekanntermaßen offen in den USA und nimmt an politischen Veranstaltungen teil2. Wenn man nun den “voreiligen” Schluß ziehen möchte, daß die USA das Terrorland Nummer 1 sind, sollte man sich erst mal die Geschichte der hier erwähnten Los Cinco (the Cuban Five) ansehen! Die Los Cinco sind von Kuba aus nach Florida gereist, um Terroranschläge aufzuklären, welche ständig von den USA aus gegen Kuba geführt werden. Tausende von Sabotage-, Brand- und Mord-Anschlägen oft von Kleinflugzeugen aus, fanden jahrzehntelang in Kuba statt. Die fünf waren erfolgreich und konnten wesentliche Teile der exilkubanischen Terrororganisation auskundschaften. Der formale Weg, mit diesen Informationen umzugehen, war der, sie den us-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden zu übergeben und auf eine adäquate Reaktion des antikommunistischen Staates zu hoffen. Der Staat reagierte, jedoch mit der Verhaftung der fünf Kubaner – wegen Spionage (!) –. Sie wurden tragischer Weise rechtswidrig aus politischen Gründen mit drakonischen Strafen belegt. elementare Rechte der angeklagten und strafgefangenen Cuban Five wurden verletzt. Interessant in unserem Zusammenhang, ist die Anschuldigung der Spionage, die durch das rechtskräftige Urteil offiziell bekräftigt wird. Wenn die Aufklärung von Terrorismus ein Delikt ist, ist der Saat gegen die Aufklärung. Wenn aber zusätzlich das Delikt Spionage heißt, ist der Terrorismus eine Staatsaufgabe. Der US-Staat wehrt sich gegen die Untergrabung des US-Terrors gegen Kuba. Diese Spionageurteile gegen die Los Cinco sind nichts anderes, als ein Bekenntnis der Vereinigten Staaten von Amerika zum Terrorismus. Diese offene Skrupellosigkeit war nicht vorherzusehen. Die selbst für US-Verhältnisse extrem drakonischen Strafen können so erklärt werden. Das Terroristische Establishment in Miami war extrem sauer auf die Cuban Five, weil es denen gelungen ist, den harten Kern des Terrorismus auszukundschaften. Man kennt nun die wesentlichen Unterstützerfamilien. Der Terrorismus hat sich seitdem wesentlich verringert.

Der Afghanistan-Konflikt ist ein schlichter Eroberungskonflikt, wie im Falle des Irak, (und auch im Iran (noch nicht ausgebrochen)) bei dem es um energiehaltige Bodenschätze geht. Die Taliban, welche relativ allgemein als Terroristen betrachtet werden, weil sie in keiner Weise vor der Tötung Unbeteiligter zurückschrecken, sind in geringer Weise lokal verwurzelt und betrachten sich selbst als Befreiungskämpfer gegen die tatsächlichen NATO-Aggressoren. Sie erscheinen daher nicht ganz rechts.

Die eigentliche Aussage dieses Textes wird durch das erste Beispiel in der Türkei unterstrichen. Dieses ist für uns Deutsche von besonderer Bedeutung, weil sich der deutsche Staat (BRD) in verbrecherischer Weise und systematisch (mit Waffenlieferungen an das türkische Militär, Geheimdienstzusammenarbeit, Medienmanipulation bezgl. der Berichterstattung über die Türkei, Ausländerpolizei und Abschiebung, durch politische Strafverfolgung, Duldung von Menschenrechtsverletzungen, Diskriminierung und Kriminalisierung politischer Organisationen) mit dem terroristischen türkischen Staat verbündet. Diese unheilige Allianz geht der deutsche Staat ein, weil die BRD durch Nazis und US-Amerikaner antikommunistisch geprägt ist, und weil die Türkei als NATO-Mitglied ein wichtiger (militärischer) Außenposten ist.

[Evariste]

1 Die Sandinisten, die Los Cinco und der ANC gehören hier eigentlich nicht hinein, da sie nur in den USA umstritten sind. Gleiches gilt für die verbotenen linken Parteien im
Baskenland, die im wesentlichen nur in Spanien umstritten sind.
2 Mittlerweile wurde bekannt, daß nach schier endlosen internationalen Protesten doch eine Anklage gegen Luis Posada Cariles wegen illegaler Einreise und Falschaussage erhoben wird. Glücklicherweise steht seine Falschaussage in Zusammenhang mit seinen zahlreichen Verbrechen, so daß sie zumindest noch einmal zur Sprache kommen könnten.

Von Evariste

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