Di. Mrz 19th, 2024

Wörter: 12604; Linkslevel: +4; Sozialisten; Version: 0.9.17-RC

— — Serie zum Denken — —

Version 0.9.17-RC-Vorbereitung

 

Beitrag zur Steigerung der Intelligenz der diesbezüglich geneigten Leser

 

Voraussetzungen

Was ist schlimm an Mystifizierung?
Was ist scharfes und unscharfes Denken?
Was ist Demagogie?

 
 

Diese Version ist noch β. Der Wichtigkeit halber wurde sie schon gepostet. Es ist also eine Vorabveröffentlichung, die in Zukunft noch deutlich verbessert wird. Auf hier beschriebene Prinzipien wird bereits direkter Bezug genommen.
 

Die Logik – Resultat und Werkzeug des Denkens

 

 

 

Vorrede

Müssen Gesellschaftswissenschaften unexakte Wissenschaften sein?

In den Gesellschaftswissenschaften gewöhnt man sich daran, daß Modelle nie
hundertprozentig stimmen, daß man viele verschiedene Modelle und Sichtweisen auf ein Problem anwenden kann und daß mitten in einer guten Diskussion durch weiter rechts stehende Personen plötzlich unhinterfragte Vorurteile, falsche Ideologeme oder Analogieschlüsse auftreten oder besseren-falls das Thema nur durch Relativierungen oder Gemeinplätze zerlabert wird. Noch schlimmer ist es, wenn durch das offizielle Wissen falsche Prämissen in eine Diskussion einfließen.

Diese müssen dann entlarvt werden. Voraussetzung ist hier bereits logisches, aber auch kritisches Denken (»Die Logik – Resultat und Werkzeug des Denkens« (testweise hier eingefügt; in Entwicklung) ). Um Analogieschlüsse zu vermeiden, braucht man jedoch echtes Verständnis und somit z. B. die klare Unterscheidung der Bedeutungen von Homophonen und pseudoanalogen Termen, die in verschiedenen Wissenschaften oder Wissensgebieten benutzt werden.
Das führt zu der Frage, ob man eine disziplinierte Weise zu denken, entwickeln kann, mit der man zu belastbaren Resultaten oder richtigen Aussagen oder sogar zu richtigen starken Aussagen kommen kann. Kann man durch Denken Informationen über den aktuellen Zustand der Gesellschaft oder gar
Gesetzmäßigkeiten extrahieren? Kann man Denkverfahren entwickeln, die zuverlässig Zustände charakterisieren und Probleme lösen?

Kann man exakte Kategorien – gar exakte Wahrheiten extrahieren? – Wie kommt man zu starken Aussagen?
 

Logik und Sinn – Worum geht es hier?

In diesem Beitrag wird einerseits grundlegend auf die Logik und auch den Sinn, welcher bei politischen Auseinandersetzung selten adäquat behandelt wird, eingegangen. Das politische Spektrum hat genau dann
eine Bedeutung, wenn über (jegliche) Sinnzusammenhänge philosophiert wird. Ohne Menschlichkeit verliert die Wahrheit für jeglichen Sinnzusammenhang an Bedeutung. Das wird hier an Beispielen demonstriert werden. Erst, wenn die Wahrheit1 eine reale Bedeutung hat, kann Logik zum Zuge kommen. Vorausgesetzt wird – die Gedankensprünge machen es deutlich – die Theorie des politischen Spektrums. Kann man das Versprechen (bez. politischer Themen) hier einlösen?

 

Denken lernen

Wie man beim Sport Muskeln trainiert, – kann man auch das Denken trainieren. Voraussetzung ist, daß man zuverlässige Testmethoden hat, die verhindern, daß man sich selbst beschummelt. Der Unterschied zum Sport liegt darin, daß man das Denken weitaus mehr und wirkungsvoller trainieren kann, als jeden Muskel. Das liegt daran, daß Wissen strukturell abgespeichert wird und die Hardware des Gehirns sich der Struktur von Kenntnissen, Informationen und Problemen anpassen kann (Strukturbildung), sowie daß durch serielle Formulierung monoton und kryptisch erscheinende Komplexität durch Kategorienbildung vereinfacht werden und durch ihre innere Struktur verständlich und beherrschbar gemacht werden kann. Die Kategorienbildung kann die Komplexität von Problemen entscheidend herabsetzen. Beziehungen zwischen Kategorien erlauben außerdem weitergehendes Verständnis. Ein Beispiel dafür sind mathematische Formeln, deren Notation zwar der Komplexität, die sie ausdrücken,
nicht immer gerecht wird, jedoch dafür bereits signifikant vom rein Seriellen abweicht. Strukturen lassen sich leichter erkennen. Das menschliche Gehirn ist gemacht, um strukturierte Information aufzunehmen. Serielle Information wird sofort in Strukturen zerlegt und strukturiert abgespeichert. Rein serielle Information kann nur in winzigen Bruchstücken aufgenommen werden.

Das Lernen selbst kann auf vielfältige Weise ökonomisiert werden. Ist das Verständnis trainiert, kann schließlich Problemlösung trainiert werden. Denken kann man also üben. Denken ist Gewohnheitssache. Eine wichtige Hilfe beim Lernen und Denken ist dabei der emotionale Bezug.

 

 

Die Logik – Resultat und Werkzeug des Denkens

Logik und Realität

Grenzen der Logik

Die Logik ist eine mathematische Disziplin. Man benutzt „Logik“ umgangssprachlich für Aussagenlogik und für die dazu isomorphe boolsche Algebra. (Beide sind außerdem isomorph zur Mengen-inkulsions/exclusions-Algebra.) Das beruht auf der Zweiwertigkeit und auf der Struktur der Algebra. Die Logik scheint dem menschlichen Denken zu entsprechen. Tatsächlich ist Logik gut, um Beweise zu führen. Das Denken selbst funktioniert jedoch anders.

Wir wollen hier nicht die Grundzüge der Aussagenlogik diskutieren, verweisen jedoch darauf, daß die De-Morganschen-Regeln Grundwerkzeuge des Argumentierens sind und von allen beherrscht werden sollten. Diese Regeln wurden lange „Gesetze des Denkens“ genannt, sind jedoch nur Gesetze des scharfen Schließens. Sie sind notwendig, um Argumentationslücken zu vermeiden oder aufzudecken, falsche Schlüsse oder Spezialfälle der Demagogie zu entlarven.
 

und

oder kurz


und
.

Wenn wir scharf argumentieren, nutzen wir die De-Morganschen Regeln. Voraussetzung für scharfes Argumentieren sind scharfes Denken, scharfe Begriffe und bewußte Prämissen. (Scharf umrissene Begriffe sind eine Frage der Definition und unbewußte Prämissen spielen z. B. in Demagogie und Religion eine bedeutende Rolle.)
Hier geht es jedoch nicht nur um’s Beweisen. Scharfes Denken ist ein Werkzeug der Erkenntnis.
Eine falsche Aussage über ein reales System steht im Widerspruch zu allem. Daher kann man Falsches wie unter „Kraft der Falsifikation“ erwähnt, oft leicht falsifizieren.

 

Die Relativität der Wahrheit

Für die Verifikation gibt es noch ein weiteres Problem. Alle durch Menschen formulierten Wahrheiten sind in einem bestimmten Denksystem erhalten worden, dem ein bestimmtes Begriffssystem zugrunde liegt. Einige dieser Grundlagen sind unbewußt und die bewußten von endlicher Anzahl. Hat man eine Wahrheit, ist sie deswegen – selbst, wenn sie die Praxis bereichert – nur eine relative Wahrheit. – Man kann eine bessere finden, der gegenüber die alte ungenügend oder gar
falsch erscheint. Eine erkannte Wahrheit ist mindestens so gut, wie ihr Denksystem und wie das Verständnis, das zu ihr geführt hat – meist jedoch auch nicht viel besser. Die meisten Wahrheiten sind daher sehr zeitgenössisch.

 

Was ist Verifikation?

Verifikation bedeutet, daß man sich von der Richtigkeit einer Aussage überzeugt. Man vergleicht die Aussage mit der Realität. Wenn man systematisch alle Aussagen verifiziert, ist das ein methodisches Prinzip,
das man Empirie nennt. Die Empirie erst ermöglicht die Naturwissenschaft. Naturwissenschaft stellt die Reproduzierbarkeit
von Ergebnissen durch exakte Beschreibung von Versuchen sicher.

Allerdings ist Verifikation schwierig, da Resultate von Tests und Messungen richtig interpretiert werden müssen. Rein logisch ist Verifikation gar nicht möglich, da unendlich viele unbekannte Fakten die Interpretation eines Tests oder eines Meßresultats fälschlicher Weise als Wahrheit erscheinen lassen können. (Andersherum formuliert, können (und werden) unbekannte Fakten unendlich viele wahrere Wahrheiten verfälscht als falsche Fakten oder weniger wahre relative Wahrheiten erscheinen lassen.) So werden Theorien aufgestellt, deren Qualität eine gewisse Reichweite zukommt. Außerdem kommt es, daß auch extrem gute Theorien aufgestellt werden können, die von einem höheren Standpunkt aus zwar nicht richtig,
aber relativ brauchbar erscheinen. Daher sind viele Natrwissenschaftler und insbesondere Physiker dazu übergegangen, statt von Wahrheit von Theorien mit Modellen zu sprechen und die Qualität einer Theorie (einer formulierten Wahrheit) an der Qualität
der Absteckung des Gültigkeitsbereiches zu messen. Trotzdem kann in der Praxis ein Test oder eine Messung so präpariert werden, daß Meßresultate durch denken Quasiwahrheiten induzieren, die in der Praxis weiterhelfen.

Solche praktischen Quasiwahrheiten können jedoch den Fortschritt behindern,
wenn sie auf einer generell falschen Sichtweise beruhen.

 

Probleme bei den Gesellschaftswissenschaften

In den Gesellschaftswissenschaften haben wir es mit extrem komplexen Untersuchungsgegenständen zu tun, so daß man Phänomene oft mit konkurrierenden, mit sich ergänzenden oder mit sich widersprüchlich ergänzenden Theorien beschreibt. Man unterscheidet daher typische von bestimmten Wissensgebieten abstammende Betrachtungsweisen. Außerdem spielt die Abstraktion von der kulturellen, politischen, historischen, sozialen oder anderweitigen Eingebundenheit der Untersuchenden moderner Weise eine wichtige Rolle. In »Zur Ablehnung der politischen Parteinahme in der bürgerlichen Politikwissenschaft – kleine Kritik des Unpolitischen« bin ich darauf eingegangen.
Ein ganz wesentliches Problem der Gesellschaftswissenschaften ist die relative Unschärfe vieler Begriffe. Einige Wissenschaften oder Wissenschaftsgebiete operieren mit unfertigen oder unausgegorenen Termen und Konzepten.
In der Politik kommt noch eine weitere Komplikation hinzu. Es gibt Täuschung, Ideologie, Parteinahme, öffentliche Moral und Anpassungsdruck. Daher gibt es auch Selbsttäuschung. Nur ein geübter Denker schafft es alle (bekannten) durch die Gesellschaft vermittelten Denkbehinderungen abzuschütteln. In der Regel ist es notwendig, alle vermittelten Fakten und auch für gewiß Erachtetes anzuzweifeln und zu überprüfen.
 

Die Kraft der Falsifikation

Das Problem der – streng betrachtet – unmöglichen Verifikation wirkt zunächst enttäuschend. Dafür gibt es jedoch die Möglichkeit die Falschheit einer Aussage, eines Konzepts, einer Theorie, einer früheren relativen Wahrheit festzustellen.

Definition Falsifikation:

Falsifikation bedeutet Widerlegung einer Annahme, durch Finden eines relevanten Gegenbeispiels.
Ein einziges Gegenbeispiel aus der Realität widerlegt eine Annahme oder eine ganze Theorie.

Wenn man also ein Gegenbeispiel findet, findet man gleichzeitig Hinweise auf den richtigen Grund, für das Nicht-Zutreffen der Theorie. Es gibt jedoch keine Garantie dafür, daß es der einzige Grund für das Nicht-Zutreffen der Theorie ist. Die Stärke der Falsifikation liegt also erstens darin, zu zeigen, daß eine falsche Theorie falsch ist. Das ist bereits sehr viel. Wenn man nun eine frühere relative Wahrheit widerlegt, tut man das unter Hinzunahme mindestens eines
neuen Aspekts. Die frühere Wahrheit ist falsch – aber zweitens entsteht eben die Information über die Relevanz dieses Aspekts oder einiger der möglichen Aspekte der Betrachtung.

 

Verifikation und Falsifikation

Wie funktioniert Falsifikation? Wenn ich eine Aussage mache und in der Realität ein Beispiel für ihr Zutreffen finde, ist die Aussage keineswegs verifiziert. Das Beispiel könnte nämlich zufällig übereinstimmen. Will man eine Aussage verifizieren die auf etwas so komplexes und vielschichtiges, wie die menschliche Gesellschaft anwendbar sein soll, muß man andere Wege gehen, wir nutzen daher die De-Morganschen Regeln und falsifizieren statt dessen das Gegenteil der Aussage. Voraussetzung ist natürlich, daß sich in diesem Kontext ein eindeutiges Gegenteil formulieren läßt. Meistens hat eine Aussage, die einen komplexen Sachverhalt in einer Gesellschaft beschreibt, sehr viele Gegenteile.
(Genau genommen gibt es unendlich viele Gegenteile, die jedoch nicht alle erkannt – und schon gar nicht überprüft – werden können. Man kann daher im strengen Sinne keine Verifikation durch Falsifikation aller Gegenteile durchführen. In der Regel (in der Praxis) bleibt das Erkenntnisproblem jedoch in einem praktikablen Rahmen. (Ein Problem kann nicht schärfer gelöst werden, als es gestellt wird.) Der Rahmen wird durch abstrakte Aspektabgrenzungen (welche streng-betrachtet unendlich viele Aspekte umfassen müßten) abgesteckt.

Man „verifiziert“ also theoretisch, indem man alle praktisch „möglichen“ Gegenannahmen widerlegt. Wenn sich also für eine Aussage kein Gegenbeispiel findet, ist das schon ein gutes Indiz für den Wahrheitsgehalt. Diese Vorgehensweise ist sehr gut auf Ja/Nein-Fragestellungen anwendbar. (Ja/Nein-Fragestellungen sind bereits extrem abgegrenzte Problemstellungen, die durch gut vorbereitete Experimente praktisch entschieden werden können. Wenn man jedoch eine neue Aussage, die Verständnisinformation enthält, verifizieren möchte, geht das nicht. Man kann (streng betrachtet) nur Indizien sammeln.
 

Warum ist das so? – Wenn etwas tatsächlich falsch ist, ist es aus unendlich vielen Gründen falsch. Der falsche Sachverhalt steht theoretisch mit der gesamten Realität im Widerspruch. Man kann also theoretisch (durch Akzeptanz (Verarbeitung) beliebiger Komplexität) zwischen einer falschen Aussage und jeweils allem, was richtig ist, einen Widerspruch finden. Dies’ gilt jedoch aufgrund der Relativität der Wahrheit wieder nur kontextbegrenzt.
In der Praxis hilft gute Intuition daher Falsches auszusortieren.

In der Wissenschaft untersucht man daher scharf formulierte (eng begrenzte) Fragestellungen. Aussagen großer Allgemeinheit sind stark. Ihre Stärke darf jedoch nicht die Schärfe der Methode übersteigen.
 

Begriffe und Konzepte zu Verifikation und Falsifikation

Definition starke Aussage:

Eine (relativ) starke Aussage ist eine (relativ) allgemeingültige Aussage über ein Thema mit nicht-vernachlässigbarer Relevanz.
Je allgemeingültiger eine (richtige) Aussage ist, desto stärker ist sie. Starke Aussagen sind interessant! Schwache Aussagen sind relativ uninteressant. Wir von der Schule des Linksseins machen nur starke Aussagen.

Um eine starke Aussage zu machen, muß man wirklich etwas wissen. Starke Aussagen enthalten (wichtige) weitreichende Information. Kennt man diese Information, kann man sie mit viel Gelaber oder auch kurz und knapp präsentieren.
Hat man wenig oder keine Information, macht man schwache oder sogar vage Aussagen.
Oft wird die Qualität von Gedanken dahingehend beeinträchtigt, daß nur schwache Aussagen gemacht werden, die dann fehlinterpretiert werden. Bzw. – noch mal auf deutsch – : Wenn der Gültigkeitsrahmen einer Aussage nicht oder falsch angegeben wird oder bei der Interpretation verändert wird, kommt Blödsinn dabei heraus.

Definition Scharfe Formulierung:
Eine Scharfe Formulierung ist eine Formulierung mit eng begrenzter Interpretationsmöglichkeit durch saubere Abfassung enger Problembegrenzung und mit scharf definierten Begriffen und bewußten und klaren Prämissen;
Vorsicht: „Scharfe Formulierung“ sollte nicht mit „scharfem Denken“ verwechselt werden!
 

Was leistet das Gesetz der großen Zahl?

Wenn man die Zahl der Messungen wesentlich erhöht (z. B. geometrisch), wird das Ergebnis je nach Meßmethode entsprechend genauer oder auch klarer.

 

Verifikation in der Praxis

Zur Verifikation untersucht man eine möglichst enge Fragestellung. – Man formuliert scharf.
Dann verifiziert man in der Praxis durch Empirie und trickst die (strenge) Logik mit dem Gesetz der großen Zahl aus. Mit standardisierten Verfahren lassen sich Signifikanzen und Fehler berechnen. Die Interpretation eines Resultats wird meist unterschätzt. Sie macht neben Konzeption, Vorbereitung, Durchführung und Auswertung, sowie schriftlicher Fassung nach der Interpretation eines Experiments einen wesentlichen Teil aus. Das gilt auch (und besonders) für Gedankenexperimente.
 

Falschheit und Plausibilität

Warum ist, was falsch ist, aus unendlich vielen Gründen falsch?
Wenn etwas falsch ist, hat es mit der Realität nichts zu tun und steht daher nicht in Zusammenhang mit der Realität. Man kann es daher aus unendlich vielen Blickwinkeln widerlegen. Was im Widerspruch zur Realität steht, steht im Widerspruch zu allem, was existiert. Außerdem impliziert eine falsche Aussage nur falsches, so daß Folgerungen aus der falschen Aussage (auch deswegen) in vielfacher Weise mit der Realität kollidieren.
Wie kommt es dann, daß mitunter falsche Aussagen trotzdem plausibel erscheinen?
In diesem Falle handelt es sich um Selbsttäuschungen bzw. Täuschungen, die praktisch immer auf disziplinloses oder unkritisches Denken bzw. Präferenzen, Parteinahme, Demagogie, selten jedoch auf noch unbekannte Aspekte der Realität zurückzuführen sind.
Falsche Schlüsse und Eindrücke entstehen durch Voreingenommenheit dem Untersuchungsgegenstand gegenüber, durch falsche, Prämissen, durch unbewußte Prämissen oder falsche Schlüsse, sowie durch Verdrehungen, falsche Verallgemeinerungen, durch Analogieschlüsse (also falsche oder unbewußte Übertragungen) und falsche Umkehrschlüsse, sowie durch Denkverbote.

 
 

Denken findet oberhalb der Logik statt

Selbsttäuschungen vermeiden

Es gibt viele Selbsttäuschungen. Die meisten sind politisch oder durch sozialen Druck motiviert. Es gibt gibt jedoch auch Selbsttäuschungen aus (wissenschaftlichem) Ehrgeiz. Bei der wissenschaftlichen Selbsttäuschung spielt die Mystifizierung eine bedeutende Rolle. (siehe »Was ist schlimm an Mystifizierung?«!) Die Mystifizierung tritt immer dann auf, wenn der Schöpfer von Ideen oder Gedanken (unbewußt) überfordert ist und trotzdem ein Resultat erzwingen will. Die normale Mystifizierung tritt im nicht-wissenschaftlichen Bereich auf und beruht banaler Weise auf unzureichender Bildung. (Beispiel: us-amerikanischer Sciencefiction) Mystifizierung täuscht Erkennen vor.
Die Selbsttäuschung erfordert ihren eigenen Antrieb. Sie geht daher auf einen (unbewußten) Wunsch oder auf eine psychoökonomische Entscheidung zurück.

 

Erkennen von Strukturen

Das Erkennen von Strukturen ist beim Menschen mit Emotionen verbunden, die auf Assoziationen oder auf rein strukturinduzierten Empfindungen beruhen. Aufgrund solcher äußerst differenzierten Empfindungen können Strukturen und Gegenstände, sowie abstrakte Gegenstände wiedererkannt werden. Das gibt eine Ahnung von Assoziation, Ähnlichkeit, Übertragung von Begriffen oder Modellen und vielleicht sogar Erleben, erklärt aber nicht, was Verständnis ist. Hierauf muß zu einem späteren Zeitpunkt eingegangen werden.

 

Der Analogieschluß

Der Analogieschluß ist in den Gesellschaftswissenschaften besonders häufig anzutreffen, da man es dort mit simplifizierenden Kategorien für die Beschreibung hochkomplexer Phänomene zu tun hat. Oft entstehen falsche Analogien durch (bewußte oder unbewußte) Homophone, die im neuen Gebiet eine neue Bedeutung besitzen. In der Mathematik wird die Übertragbarkeit einer logischen Aussage auf ein anderes Gebilde durch eine Homöomorphie beschrieben. Diese muß allerdings nachprüfbar gegeben sein. In den Gesellschaftswissenschaften ist man nicht so streng, obwohl man hier nicht nur nur eine strukturelle Ähnlichkeit, sondern zusätzlich noch eine sachliche Ähnlichkeit auf irgendeiner Abstraktionsebene benötigt, um einen Analogieschluß zu rechtfertigen.

 
 

Fazit zur Logik

Drei wesentliche Gründe gibt es für die Performance-Differenz von Verifikation und Falsifikation

  • die logischen Implikationen des Fakts, daß es immer unendlich viele
    Gegenteile gibt,

  • der logische Fakt, daß Falsches alles impliziert und

  • die Relativität der Wahrheit.

Starke Aussagen sind besonders bedeutsam. Aber auch schwache Aussagen erhalten Bedeutung, wenn ihr Gültigkeitsrahmen besonders genau abgesteckt wurde. (scharfe Formulierung) Eine wissenschaftliche Arbeit mit schwachen experimentellen Resultaten kann durch exakte Einordnung von Wichtigkeit, Bedeutung (fast synonym) und Gültigkeit enorm aufgewertet werden.

 

 

Praxis des Denkens

Sind die Fragestellungen abstrakt, muß man mit dem Gegenstand vertraut sein oder sich einarbeiten. Ohne Faktenwissen kann – trivialer Weise – keine Wahrheit extrahiert werden.

 

Was ist Wahrheit?

Definition Wahrheit:

Wahrheit ist eine mitunter bereits offensichtliche, meist durch Erfahrung und Nachdenken erhaltene oft aber erst durch systematische Untersuchung der objektiven Realität und systematisches Denken über die objektive Realität extrahierte, (mindestens einem Wissensgebiet zuordenbare) Information, welche sich von reinen Daten durch ihre zu ihrer Erlangung vorherige bewußte Verarbeitung unterscheidet, eine formulierbare Frage beantwortet (und künftig eine Wissensteilmenge darstellt) und von (im Wissensgebiet) einschlägig Gebildeten durch Anwendung mindestens desselben Extraktionsverfahrens reproduzierbar erhalten werden kann.

Ist die Wahrheit von Bedeutung – also nicht banal, muß sie durch eine starke Aussage ausgedrückt werden. In diesem Falle muß die Wahrheit Bedeutung für viele Gebiete besitzen und auf jedem Gebiet passend formuliert werden können, woraus ihre zusätzliche reproduzierbare Extrahierbarkeit auch mit den Methoden dieser jeweiligen Gebiete resultiert.
Anerkannte Wahrheiten bilden Prämissen für weiteres Denken und die Extraktion weiterer Wahrheiten.

Wahrheit verbindet prinzipiell kommunizierbare Gedankeninhalte mit Teilen der Realität.

 

Wie löst man ein Problem?

Um ein aktuelles Problem zu lösen, muß es zuerst erkannt, verstanden und richtig formuliert werden. Oft ist eine geeignete Formulierung des Problems bereits die halbe Lösung.

Nachdem das Problem richtig und vollständig formuliert wurde, kann es meist direkt gelöst werden.
Meist werden jedoch Probleme gar nicht erst erkannt oder falsch erkannt. In der Regel beruht die Nichterkennung von Problemen auf Interessen, Vorurteilen und Ängsten, auf verbreiteten demagogischen Ideologemen oder verbreiteten Irrtümern – mitunter auf mangelnder Qualifizierung. Viele Probleme der Politik können daher nur von neutralen Dritten oder von Menschen mit besonderer Haltung gelöst werden.

 

Probleme erkennen

Noch wichtiger, als die Problemlösefähigkeit ist in der Politik die Erkennung eines Problems. Viele Probleme werden interessengesteuert verschleiert, tabuisiert, ausgeblended, oder einfach verdrängt. Um verschleierte Probleme zu erkennen, darf man niemals die offizielle Propaganda glauben. Man muß alles selbst überprüfen. Das ist mitunter mühsam. Wahrheit muß extrahiert werden. Die Extraktion von Wahrheit verlangt Selbstkritik und Übung. Dazu – weiter unten mehr.
Verbreitet ist leider die Beschäftigung mit Scheinproblemen und falschen Problemen und dann mit falsch oder unvollständig formulierten Problemen.

 

 

Richtig(er)es und falsches Denken

Es werden – aufsteigend – einige Arten des Denkens präsentiert, die nicht direkt falsch, sondern allein zu einfach sind. Diese Sorten des Denkens beziehen sich alle auf die akademische Anforderung abstrakten Denkens. Sie lassen sich hierarchisch anordnen und sind hier plakativ mit „richtiges“ und „falsches Denken“ bezeichnet.

 
 

Falsches Denken

Assoziativität

Assoziatives Denken schafft Zusammenhänge und erlaubt so zwischen gut und schlecht (nicht (unbedingt) im Sinne von gut und böse, sondern im Sinne von günstig und ungünstig) zu entscheiden.

Viele Menschen denken nicht logisch, sondern assoziativ. Der Unterschied ist einfach. Ohne Logik kann man nicht analysieren. Ohne Logik ist keine Abstraktion möglich.
Das assoziative Denken ist einfach. Es funktioniert einfach über das Herstellen von positiven Zusammenhängen (von Assoziationen). Der Nachteil liegt darin, daß negative Zusammenhänge nicht erfaßt oder nicht ausgedrückt werden können bzw. abgeblockt werden oder zu negativer Verknüpfung (negativer Bewertung) von ansonsten wichtigen Inhalten führen.
Wenn man (Extremfall assoziativen Denkens) zu sexuellen Zwecken flirtet, ist Assoziativität sinnvoll. Der Zuhörer wird mithilfe von einzelnen Worten, die sich in einem Wortschwall befinden, in eine bestimmte Richtung gelenkt. Dabei werden, der Natur der Sache folgend, Worte wie „nicht“, „kein“, Mengenrelationen und logische Operationen nicht berücksichtigt (oder erzeugen unangenehme Bewertungen). Diese Form des Denkens ist primitiv und setzt auf Schlüsselworte. Beweisketten kann man hier noch nicht erwarten.
Beim Flirten wird der Flirter also keine logischen Zusammenhänge herstellen. Hier funktioniert alles assoziativ und Logik, sowie Mathematik führen nicht zum Erfolg. Beim Flirt wird oft deswegen dummes Zeug geredet, um die erwünschten Assoziationsfelder nicht durch Inhalte zu stören. Komplizierte Schlüsse und insbesondere Negationen stören den Flirt.
In der Politik jedoch ist Logik vonnöten, da die Information in der Struktur liegt, weshalb Assoziativität primitiv ist und zu falschen und wahrhaft katastrophalen Ergebnissen führt.
Assoziatives Denken ist tierische Notwendigkeit zur Verknüpfung guter und schlechter Dinge mit Handlungsoptionen. Das assoziative Denken geht stark vom Bedürfnis aus. Es ist notwendige aber nicht-hinreichende Grundlagen der anderen Arten des Denkens. Assoziatives Denken ist wichtig für nicht-intellektuelle Grundmotivationen.
Probleme entstehen durch unangebrachte oder generelle Beschränkung auf assoziatives Denken.

 

Unscharfes Denken

Wirklich falsches Denken (wenn es falsch ist) ist unscharfes Denken. Es ist ein häufiger Denkfehler. Wann man unscharf denken muß, steht in »Was ist scharfes und unscharfes Denken?«. (Der Level- -2 – Artikel – ist Voraussetzung für den vorliegenden Artikel)

 
 

Richtiges Denken

Scharfes Denken

Der Beitrag unter dem angegebenen Link ist Vorausetzung. Richtiges Denken ist scharfes Denken. Es ist Voraussetzung für differenzierendes und alle folgenden höheren Formen.

 

Differenzierendes Denken

Das assoziative Denken muß ergänzt werden durch das differenzierende Denken. Erst durch differenzierendes Denken kann unscharfes und scharfes Denken richtig und erfolgreich angewandt werden. In der Regel braucht man also scharfes Denken. Unschärfe ist nur dann sinnvoll, wenn die Vermischung von Argumenten mit jeweils wichtenden Faktoren zu einer optimalen Lösung führt (höchst selten). Das differenzierende Denken schafft Abstufungen und verbessert die Begriffsbildung stark.

 

Phänomenologisch kausales Denken

Einen wirklich starken Entwicklungsschritt bedeutet jedoch erst das kausale Denken. Das kausale Denken setzt voraus, daß es nicht nur Begriffe von Dingen, sondern auch von Prozessen gibt. Das kausale Denken benutzt Kategorien wie Ursache und Wirkung. Ursache und Wirkung sind im menschlichen Erleben mit der Zeit verknüpft. Das kausale Denken
stellt einen großen Fortschritt zum rein assoziativen Denken dar, weil es nicht nur einen Zusammenhang, sondern eine klare
Wirkungsrichtung kennt und sie aus Erfahrung heraus festzustellen sucht. Hier geht es um das phänomenologische Kausale Denken.
Kategorien des phänomenologischen Denkens sind an die Beobachtung und Erfahrung gebunden. Erklärungen, wie sie für kausales Denken typisch sind, sind bereits relativ (zum Vorhergehenden) richtig, bleiben jedoch den Symptomen verhaftet. (Beseitigung von Eiter – Ausleiten von Krankheiten) Resultaten des phänomenologischen Denkens liegt keine (ausreichend tiefe) Analyse zugrunde.

Das kausale Denken ist gegenüber dem Assoziativen Denken ein qualitativ prinzipiell neues Denken. Ursache und Wirkung zu Denken ist nur sinnvoll, wenn man einen Begriff von Ursache und Wirkung bzw. ihrer klaren Gerichtetheit sieht. Es handelt sich um ein Denken, das von der Existenz einer objektiven Realität und der Erkennbarkeit der Welt ausgeht und somit einen Wahrheitsbegriff hat. Es besitzt eine (mindestens unbewußte) Zeit-Asymmetrie. Es ermöglicht analytische Wissenschaft, wo vorher nur phänomenologische Lehre möglich war. Mit der Kausalität kommt der (zeitliche) Prozeß in die Welt, zum
Zustand kommt die Entwicklung. Wenn im assoziativen Denken der rein empirisch erfahrene Zusammenhang zwischen A und B nur mithilfe von assoziativ erfahrenen Oberflächlichkeiten von A und B verknüpft werden konnte, kommt mit dem kausalen Denken erstmals echte Verstehen auf.

 

Kritisches Denken

Kritisches Denken beruht auf Denkerfahrung und berücksichtigt die Möglichkeit eigenen Irrtums. Aufgrund dieser Fähigkeiten kann es auch mit vorgesetzter oder übergeordneter Autorität soweit brechen, daß die Wahrheit einzelner Behauptungen oder Aussagen angezweifelt werden kann. Die Kritikfähigkeit ist je nach Schwierigkeit der Fragestellung sehr relativ und daher kein Stadium des Denkens. Wirklich kritisch denkt man erst, wenn an abstrakt denken kann. Weiter unten schreibe ich mehr dazu.

 

Abstraktes Denken

Abstraktion entsteht durch das Erkennen von Prozessen und Relationen zwischen Dingen. Betrachten wir die Eigenschaften von Dingen, Relationen und Prozessen, so finden wir auch zwischen diesen Eigenschaften Relationen und Prozesse, die wiederum Eigenschaften haben, die man untersuchen kann. Zwischen allem zusammen kann man auch wieder Relationen finden. Je tiefer die Verschachtelung der unterschiedlichen Relationen ist, und über je mehr Stufen die jeweils betrachteten Relationen greifen, desto abstrakter ist die Betrachtungsweise. Alles, was dabei einen nicht zufälligen Charakter aufweist und als Konsequenz verstehbar ist oder wenigstens als reproduzierbar nachweisbare Emergenz auftritt, nennen wir ein Phänomen. Indem wir alle interessanten Eigenschaften, Relationen und Prozesse benennen, schaffen wir Kategorien. Mithilfe der Kategorien beschreiben wir Phänomene. Je abstrakter die Kategorien, desto tiefer wurden die Phänomene verstanden.
Assoziativität als Werkzeug ermöglicht das Erkennung von Analogien im Abstrakten und ermöglicht die Übertragung von Modellen bei Struktur-Analogien. Das abstrakte Denken muß allerdings kritisch sein und die wahre Tragweite der Modellanalogie sicher erkennen, sonst kommt es zu (falschen) Analogieschlüssen.

Das abstrakte Denken schafft Kategorien, die hinter der Oberfläche des Gegenständlichen (Ball) oder Prozessualen (Auszählung) liegen, also abstrakt (Trägheitsmomente, Auszählungsverfahren) sind. Selbst der Begriff bekommt nun eine abstrakte Bedeutung (einen Begriff von etwas haben). Die Bedeutung von Kategorien ist wiederum relativ. Mithilfe von scharfem und kausalem Denken, hier angewandt auf Abstraktionen, werden gute Kategorien herausgefiltert. Schlechte Kategorien werden im Laufe der Zeit umgedeutet oder verschwinden im Vergessen der
Geschichte. Das Erschaffen von Kategorien erfordert Abstraktion. Kategorien werden abstrakt durch wissenschaftliches Denken. Von
Bedeutung ist z. B. die Phänomenologie des nur mathematisch Erfaßbaren. Sichtbare Erscheinungen von Gegenständen unterscheiden
sich von ihren Häufigkeitverteilungen oder von ihren Entstehungsgründen durch fehlende Abstraktion. Abstraktion
erschließt völlig neue Inhalte. Gemeinsam haben die Gegenstände mit den Abstraktionen ihre objektive Existenz. Rein abstrakt, aber reproduzierbar erfaßbare Erscheinungen sind daher nach Lenins Materiedefinition ebenfalls Materie. (z. B. Nordpol, Trägheitsachse, Feldstärke, Bosheit, Chiralität, Unordnung)

 

Was bedeutet Abstraktion in der Politik?

Bereits oben ist beschrieben, daß die Eingebundenheit eines urteilenden Subjekts in historische, kulturelle, soziale, politische oder anderweitige Zusammenhänge eine große Rolle spielt. z. B. kann man zu einer diskriminierten Minderheit gehören, zu einer relativ diskriminierenden Mehrheit oder auch Minderheit gehören. Generell diskriminieren Minderheiten sich aufgrund fehlender Emanzipation im Kapitalismus oft gegenseitig. In der Regel gibt es jedoch sowieso eine klare Hackordnung. Die Machhaber sind meistens privilegierte Minderheiten.
Abstraktion erfordert Kenntnis, Selbsterkenntnis und Abstraktionsvermögen. Abstraktion ist die Grundlage der Wissenschaft, denn ohne Abstraktion von der das urteilende Subjekt bestimmenden Bedingungen, ist keinerlei Objektivität zu erreichen. (Daß diese Objektivität keine absolute seine kann, steht in »Wie politisch ist Wissenschaft?« (ELL +4)) Dort wird diese Aussage also wieder relativiert.

Wenn man in der Politik abstrahiert, tut man das meist unter Bezug auf anderes, fremdes. In der Politik, wie in der Gesellschaftswissenschaft ist es notwendig, von der eigenen kulturellen oder politischen Befangenheit zu abstrahieren. Das erfordert jedoch, daß man andere Kulturen, Denkweisen, Interpretationsmöglichkeiten überhaupt kennt, und von den eigenen abgrenzen, und dadurch erst die eigene beschränkte Denkweise kennenlernen kann. Die Abstraktion ermöglicht es dann, über bisheriges eigenes Denken hinauszugehen. Durch die Erfahrung fremder Kulturen, kann die eigene Lebensweise, Religion und die eigene politische Überzeugung relativiert werden. Der Horizont wird erweitert. Die dadurch ermöglichte Abstraktion ist ein qualitativer Schritt, der die ursprüngliche eigene Erfahrung in eine um neue Kenntnisse erweiterte Ordnung einbettet. Abstraktion bedeutet Realitätsannäherung durch geeignete Verallgemeinerung. „geeignet“ heißt hier, daß spezielle Einflüsse eliminiert werden. Die Abstraktion selbst kann jedoch nicht mit der quantitativen Aufnahme von Kenntnissen verglichen werden. Abstraktion erfordert Denken in abstrakten Begriffen. Ein abstrakter Begriff kann nur vom Denken be-griffen werden.

 

Konzeptionelles Denken

Die Krone des Denkens ist das konzeptionelle Denken. Es entwickelt aufgrund von Erfordernissen Konzepte. Abstraktes Denken wird dabei angewandt. Konzeptionelles Denken erfordert ein politisches Verhältnis zu bereits existierenden abstrakten Kategorien. Es erfordert ferner routinierte Meisterschaft im abstrakten Denken. Es erfordert sowohl Breite und Tiefe. Ohne abstraktes Überblickswissen kann es kein sinnvolles Konzept geben. Das abstrakte Denken – Das Handwerkszeug der Wissenschaft ist absolut notwendig. Konzeptionelles Denken bewertet Bedeutungen und kann Wichtigkeiten ordnen. Wichtigkeiten zu ordnen erfordert Verantwortungsbewußtsein. Dieses „konzeptionelle Denken“ bedeutet nicht die prinzipielle Fähigkeit Konzepte zu machen. Jeder Ganove, der einen Einbruch plant, macht dafür irgendein Konzept. Konzeptionelles Denken meint hier, daß man über Grenzen hinaus geht und den Sinn abstrakten Denkens hinterfragt und – soweit möglich – vorausplant. David Hilberts 23 Probleme waren das Resultat konzeptionellen Denkens. Albert Einsteins Allgemeine Realtivitätstheorie – eine Erweiterung der SRT war das Resultat konzeptionellen Denkens. Das Konzept selbst kann nicht ohne Sinn entstehen. Sinn ist dabei2 subjektiv. Je sozialer der Denker, desto konstruktiver der Sinn. Je konstruktiver der Sinn, desto tiefer die Abstraktion. Je tiefer die Abstraktion, desto tiefer, allgemeiner und stärker – das Konzept. Destruktivität schadet dem Denken generell. Für das konzeptionelle Denken ist große Konstruktivität erforderlich. Das Streben zur Wahrheit ist daher nicht unpolitisch.

 
 

Denken und Interesse – Denken im Spektrum

Infolge dessen haben es Wissenschaftler etwas leichter auch in der Politik die Wahrheit zu erkennen. Allerdings wird das Denken stark vom Interesse3 überlagert. Starkes Interesse ist geeignet, das Denken zu manipulieren. Insbesondere Menschen, die weit rechts stehen, unterscheiden nicht zwischen Wünschen und Gründen.
Im Spektrum spielt beim Denken auch der Kompromiß eine große Rolle. Kompromisse sind meist mehr Kompromisse des Denkens, als man denkt.
Im Denken sind die Feinde der Wahrheit von rechts nach links:
rechts

ELL < -5 Bigotterie,

ELL < -4,5 Haß,

ELL < -4 Überheblichkeit,

ELL < -3 Gleichgültigkeit,

ELL < -2 Scham,

ELL < 0 Verdrängung,

ELL < 1 Angst,

ELL < 1,5 Eitelkeit,

ELL < 2 der Kompromiß und

ELL < 3 die Inkonsequenz. (alle Angaben im utS)

links
Wir sehen also, daß es einen Zusammenhang zwischen dem politischen Spektrum und dem Denken gibt. Diese Tatsache wird in der Theorie des Spektrums (noch nicht online) erläutert. Die folgenden Unterüberschriften beziehen sich theoriegemäß auf Evaristes Linkslevel. Die Linkslevel des utS sind die derzeitigen Lernlevel der Schule.

 

Das Denken im Spektrum

(-4,5 > ELL > -5,5) utS
Der Faschist assoziiert und sammelt zusammenhanglos alles, was ihm zu einer Sache in den Kram paßt. Voller Menschenverachtung wird er von Ressentiments getrieben. So entstand z.B. die Idee vom „jüdischen Bolschewismus“ um Hetze gegen Slawen zu verstärken, wurde ein Untermenschen-Ideologem in Anspruch genommen. Es wurde ein „Ariertum“ „entwickelt“, das Slawen trotz ihrer indogermanischen Sprachen ausschloß. Der Faschist nimmt Widersprüche nicht wahr. Widersprüche sind böser Wille. Wird ein Faschist auf fehlende Logik hingewiesen, wird er gefährlich. Der Faschist denkt assoziativ.
Was dem Faschisten fehlt, ist die Praxis der Diskussion, die er niemals pflegt, weil er andere zu sehr verachtet und die menschliche Gemeinschaft nicht als Wert empfindet. Der Faschist lügt nicht einfach, er hat schlicht kein Organ für die Wahrheit, weil Wahrheit ein soziales Konzept ist. Die Frage nach falsch oder richtig trifft im Gegensatz zu anderen, bei ihm auf kein Bedürfnis. Daß liegt daran, daß Wahrheitsstreben Konstruktivität benötigt, Konstruktivität aber nur entsteht, wenn man Menschen liebt und somit schätzen lernen kann. Ohne, daß man die Gemeinschaft als Wert empfindet, gibt es keine Konstruktivität. Es gibt keine Kausalität und kein Differenzieren. Faschisten denken daher natürlich rein assoziativ. Gewalt hat hier Selbstzweck – Krieg ist die vom Faschisten angestrebte Daseinsform.
 

(-4,5 > ELL > -5) utS

Ganz weit rechts (ein Stück weiter links) finden wir eine Form, die gar keine Kausalität mehr benötigt. Der faschistoide Rechtsextreme kennt nur noch sein eigenes Interesse. Alle Begründungen, die er sich zurecht legt, benötigt er nur nach außen. Er benutzt nur Argumente, weil er denkt, daß man das so macht. Er ist jedoch nicht deswegen rechtsextrem, weil er an diese Argumente glauben würde. Er hat sie andersherum deswegen entwickelt oder geglaubt. Gewalt selbst wird zum Argument. Waffen gehören zur Kultur.
Wer böse ist, wird einfach bestimmt, Eigenschaften nach Bedarf projiziert. – Assoziatives Denken.
 

(ELL -4,5)

Eine sehr schwere Form ist das berühmte „Wir haben damals noch an den Endsieg geglaubt.“. (Was sagt diese Aussage anderes, als daß Hitler recht gehabt hätte, wenn er gewonnen hätte.) Diese Form ist noch weiter rechts. Sie verschiebt die Entscheidung (symbolisch) aus dem Bewußtsein sie macht daraus praktisch eine Gottesentscheidung. Diese „Gottesentscheidung“ ist jedoch eine vom Subjekt gewählte Form. Sie verschleiert dem Subjekt selbst sowohl die eigene Verantwortung, als auch die ethische Entscheidbarkeit der Frage. Das konservative Mitläufertum ist noch so menschenverachtend, daß die Wahrheit als Idee stark korrumpiert ist. Wahrheit ist, was dem Interesse dient.

 

(-4 > ELL > -4,5)
Der Rechtsextremist vergewaltigt jeden intellektuellen Inhalt um ihn seinen Zielen unterzuordnen. Nach Kausalität und Differenzierungsvermögen geht4 auch die Logik unter.
Auf differenzierende Aussagen von links antwortet der Rechtsextremist mit unscharfer Logik. Diese Wahrheitsfeindlichkeit ist eine Verdängungsleistung.
 

(ELL -4)
Eine schwerere Form ist das Nicht-wissen-wollen. (Unbewußt Rechtsextreme: „Von Auschwitz hat man nichts gewußt.“; Kommentar eines Passanten zu einer Demonstration gegen den Krieg gegen Libyen und zu den wahren Ursachen der Massaker: „Sie sind ja verrückt!“ )
 

(-3,5 > ELL > -4)
Noch rechter, als rechts-konservativ sind die Populisten. Sie glauben mindestens einen Teil ihrer Lügen selbst. Das kausale Denken wird vom Bedürfnis an den Rand gedrängt. Das Differenzierungsvermögen verschwindet5. (Auf dem Höhepunkt des Antisemitismusskandals in der FDP
rechtfertigte der damalige Spitzenpolitiker J. W. Möllemann den Antisemitismus eines befreundeten Arabers mit der Spitzfindigkeit, dieser könne kein Antisemit sein, da er selbst ein Semit wäre. Daß der Begriff Antisemit eine klare Festlegung hat und seine Intervention als plumpe Parteinahme erscheinen würde, konnte er sich nicht vorstellen.) Der Populist verachtet das Publikum. Er hält es für dümmer, als sich selbst, was nicht immer richtig ist.

 

(-3 > ELL > -3,5)
Wer rechts-konservativ ist, ist bereit, es bezüglich Argumentationsketten nicht ganz so genau zu nehmen, da das Ergebnis in seinem Sinne ausfallen soll. Etwas, das ihm nicht paßt, nimmt er mit Widerstand an. Am rechten Rand ist er schwer belehrbar. Die CDU ist bereits in der Lage differenzierend zu denken, spannt diese Fähigkeit jedoch vor den Karren der Manipulation, der Täuschung, des Aufstieg, der Bereicherung. Die Rezipienten der Propaganda werden über den Zweck eines Gesetzes (Verbesserung←→Bereicherung) getäuscht. (Beliebige Beispiele sind möglich (neues BaFöG, Armutsbericht).) Die Wahrheit ist hier als Konzept voll verstanden und wird gefürchtet.
 

(-1 > ELL > -3)
Wichtiger für uns sind aber Menschen, die in der Mitte des Spektrums bzw. leicht rechts davon stehen. Sie treffen ihre Entscheidungen aufgrund von ökonomischen Relationen. Zu diesen Entscheidungen gehören auch Denkentscheidungen. Eine politische Entscheidung kann teuer sein. Daher gibt es die Non-Konformitäts-Angst, falsch zu denken.
Besonders einfach ist es, von bestimmten schlimmen Dingen nichts wissen zu wollen. Eine milde Form des Nicht-wissen-wollens ist das Sich-belügen-lassen {„Milosevic ist ein böser Nationalist“; „Deutschland wird am Hindukusch verteidigt.“}.

Bei etwa -2,5 geht6 die motivationale Bedeutung der Kausalität nach rechts hin verloren.
 

(ELL von -1 bis +1)
Die Bedeutung der Kausalität weitet7 sich von der Alltagsbedeutung her über berufliche und akademische Anwendungen auf das politische Urteilsvermögen aus.
 

( ELL > +1 )
Wer etwas links ist, ist bereit, vom vorgegebenen Denken abzuweichen. Das ist jedoch teuer. Das geht daher nur, wenn eine zusätzliche Triebkraft mitwirkt. Diese Triebkraft ist die Menschenliebe. Wer wenig links ist, weicht zunächst in vorsichtiger Weise von geforderten Denkrichtungen ab. Der Protest eines schwach Linken, hat Reserven. Ein neuer Krieg wird nicht als Verbrechen der Kriegstreiber dargestellt, sondern als unnötig. Der Protest verliert sich in den Details der vom konservativen Denken diktierten Intention und arbeitet immer noch mit demagogischen Kategorien, da sie nicht als solche entlarvt wurden.
 

( ELL +2 )

Protestnoten sind schärfer, jedoch werden Lügen immer noch für Irrtümer genommen. Obwohl die Fähigkeit zu politischer Analyse intellektuell entwickelt ist, spielt die politische Entscheidungsökonomie immer noch eine starke Rolle. Man hat Angst, aus der Rolle zu fallen, die demagogisch-konservative Verfehmung als „regierungsunfähig“ schreckt noch einige derer, die noch nicht begriffen haben, daß ihr Denken weit selbständiger, aber dafür aufrichtiger ist, als das derer, die den Vorwurf vorbringen.
 

( ELL +3 )

Die Politik der Konservativen wird klar als schlimm, jedoch nicht als verbrecherisch analysiert. Der echte Linke weiß die Analyse auf seiner Seite, hat jedoch noch kein fertiges Konzept für einen
Wandel.

 

( ELL > +4,5 )
Wenn das Eigeninteresse tatsächlich hinter dem Gemeininteresse zurücksteht, sind hingegen unbeeinflußte Denkresultate möglich. Die Wahrheit steht über allem und der Linksradikale akzeptiert auch Denkresultate, die den herrschenden Auffassungen stark widersprechen. Wer sehr weit links steht, nimmt auch schwerste Strafen für sein Denken in Kauf. Bei den wahren Linken sind die Triebkräfte der Entwicklung so stark, daß sie Konzepte für den Wandel entwickeln. Die stehen in krassem Widerspruch zu den herrschenden Verhältnissen.

Wahrheitsstreben ist keine Frage des Intellekts, sondern eine politische Haltung.

 
 

Typische rechtsextreme Fehlleistungen

Beispiele: Äußerungen Schäubles

>Mit dem notorischen Bundesminister W. Schäuble beherbergen die Kabinette der Angela Merkel einen kleinen Rechtsextremen. Seine Äußerungen sind immer wieder schöne Beispiele.
 

1. Indianerzitat
W. Schäuble äußerte zur Zuwanderung, daß es “uns” bei starker Zuwanderung so gehen könnte, wie den Indianern in Amerika.
Daß die Indigenen Amerikas es mit einer europäischen und relativ hochentwickelten, aggressiven Invasion zu tun hatten, während wir es nur mit Flüchtlingen, politisch Verfolgten und Armutsflüchtlingen zu tun haben (die sich noch dazu tendenziell assimilieren), fällt dem Rechtsextremisten nicht auf.
 

2. Lawinenäußerung zu den Flüchtlingen
Auf einer Veranstaltung die vom Fernsehen übertragen wurde, äußerte W. Schäuble sich abfällig über Flüchtlinge und verglich sie mit einer Lawine. Er äußerte außerdem, daß dieses “Lawine“ durch eine kleine Unachtsamkeit ausgelöst würde. Dieses Gleichnis ist eine besonders plumpe demagogische Lüge, die im Moment in dem sie ausgesprochen wurde von ihrem Urheber geglaubt wurde. Die Flüchtlinge aus Syrien fliehen vor dem Krieg, den die NATO mit den GCC-Staaten und der Türkei im Bündnis mit internationalen Islamisten gegen Syrien führt, außerdem vor den Lebensbedingungen und dem Hunger. Um den militärisch erzeugten Druck auf Syrien noch zu verstärken hat die NATO nämlich ein verbrecherisches Embargo, das auch Lebensmittel umfaßt, gegen Syrien beschlossen. Vor jedem Krieg flieht die betroffene lokale Bevölkerung. Sie flieht in benachbarte Regionen und wenn das nicht mehr geht, in die nächsten Nachbarländer. Erst wenn das nicht mehr geht, fliehen sie weiter. Genau das ist hier der Fall. Was der Demagoge Schäuble sagen wollte ist, daß eine unbedachte Willkommensäußerung eines Politikers eine Flüchtlingswelle ausgelöst hätte. Das ist symptomatisch gedacht, es ist rechtsextrem und es ist unwahr.

 

 

Kausales Denken

Der Zusammenhang von Ursache und Wirkung ist ein gerichteter Zusammenhang. Ein Zusammenhang ohne Richtung läßt sich durch Statistik bzw. Korrelation herstellen. Die Richtung der Wirkung ist eine zusätzliche Information. Erst die Feststellung der Wirkrichtung zwischen A und B legt Ursache und Wirkung fest. Echtes kausales Denken sieht Kausalität in allem.

Betrachten wir den Unterschied zum phänomenologisch kausalen Denken!

	Ursache		 Wirkungsrichtung	      Wirkung
	   A			 ⇀			B

Man kann bei einem durch Korrelation von A und B festgestellten Zusammenhang eine Wirkungsrichtung feststellen, indem man in beiden Richtungen die Vollständigkeit der Abbildung testet. Bei einer echten Kausalbeziehung finden wir einen injektiven Zusammenhang.

Aber was ist, wenn wir einen bijektiven Zusammenhang finden?

   			  Wirkungsrichtung
   		     
	   A			 ⇌			B

In einem solchen Falle würde ein echt kausaler Denker von einer Rückkopplung ausgehen und tiefer forschen, um die wirklichen Zusammenhänge aufzulösen

 		 A		    ⇀			  C

		 ↿					  ⇂

		 D		   ↽			  B	   

In diesem Schema können C oder D auch weggelassen sein oder noch weitere Glieder eingefügt sein. Eine genaue Betrachtung bzw. wenn nötig Testung durch Experiment zeigt eine Unterbrechung einer der beiden Richtungen zwischen A und B. Kausale Denker gehen immer davon aus, daß eine der beiden Richtungen scheinbar ist.

Kausalität wirkt nicht im Kreis.
 

	 A		    ⇀			  C

		 ⇂					  ⇂

		 D		   ⇀			  B	  ⇀

Nach Klärung der Richtung kann man auch Ein- und Ausgang festlegen, um nach weiteren Ursachen und Wirkungen zu fragen.
Finden wir bei Ursache-Wirkungsuntersuchungen zufällig einen bijektiven Zusammenhang (zwischen A und B) ist die experimentelle Lage unzureichend. Die Experimente der Untersuchungen müssen dann kontextuell erweitert werden.

 

 

Kritisches Denken lernen

Was ist Kritisches Denken?

Erwähnt wurde bereits kritisches Denken. Was ist das? Inhalte gleich welcher Art können konsistent oder inkonsistent sein. Wenn sie inkonsistent sind, sind sie falsch. Sind Inhalte selbstkonsistent, heißt das noch nicht, daß sie richtig sind. Sie müssen der Realität gegenüber bestehen. Um einen Inhalt mit der Realität abzugleichen, braucht es Methodik und Kritik. Die Kritik ist die Eigenschaft den Autor eines Inhalts, seine Methode und Vorgehensweise unvoreingenommen das heißt relativ objektiv zu beurteilen. Selbstkritik bedeutet, sich selbst beurteilen und korrigieren zu können. Diese Fähigkeit zur Kritik ist eine von der Methodik unabhängige Fähigkeit, die mit der politischen Einstellung korreliert ist und und eine innere Selbstpolitik darstellt. Die Fähigkeit zur Kritik muß eingeübt werden. Voraussetzung für Selbstkritik ist Konstruktivität. Anders herum: Wer nicht selbstkritisch ist, kann andere auch nicht konstruktiv kritisieren.

Voraussetzungen

sind

  1. Fähigkeit zu denken,
  2. umfangreiche, wenigstens einschlägige Kenntnisse und
  3. Konstruktivität,
  4. politische Bereitschaft zur Vorurteilslosigkeit.

 

Erlangung der Kritikfähigkeit

Selbsttäuschungen beenden

Der wichtigste Punkt ist die politische Bereitschaft zur Wahrheit. Wenn man bereit ist, sich selbst zu täuschen, kann man nicht zur Wahrheit gelangen. Die Bereitschaft sich selbst zu täuschen kann durch persönliches Interesse (sehr stark), durch Furcht (sehr stark), oder einfach durch Druck, durch Stigmata, durch Indoktrination oder nur Peinlichkeit (subtiler Druck), sowie durch Mystik bzw. Mystifizierung entstehen. Deswegen können religiöse Menschen nur sehr begrenzt kritikfähig sein. Wahrheit und Emanzipation hängen zusammen. Wer wirklich die Wahrheit will, muß sich politisch emanzipieren. Die Selbsttäuschung ist ein Folge fehlender Emanzipation.

 

Vorgehensweise

Obgleich die Kritikfähigkeit eine wichtige Komponente der Denkfähigkeit ist, ist die Fähigkeit zu denken auch Voraussetzung für die Kritikfähigkeit. Das bedeutet auch, daß die Kritikfähigkeit sich mit dem Denken entwickelt. Möchte man die Kritikfähigkeit in besonderem Maße steigern, muß dies’ trainiert werden. Dazu nimmt man jeden Tag alte Überzeugungen und stellt sie für sich selbst auf den Prüfstand. Wie macht man das?
Man nimmt eine als wahr geglaubte Information – ein alte Wahrheit und stellt sich vor, sie wäre falsch. Nun sucht man intensiv die Falschheit beweisende Gegenbeispiele für die alte Wahrheit. Findet man ein Gegenbeispiel, findet man meist noch mehr und man hat die alte Wahrheit widerlegt. Es können also Überraschungen auftreten. Wenn man eine Zeitlang keine Gegenbeispiele findet, muß man kritischerweise darüber nachdenken, ob man überhaupt genügend einschlägige Kenntnisse besitzt, um die Frage zu entscheiden. Man muß außerdem darüber nachdenken, ob man tief genug denken kann, um die Frage zu beantworten und – meist am wichtigsten – über die Bereitschaft sich selbst zu täuschen nachdenken. Es gibt nur wenige ausreichend starke Gründe sich selbst zu täuschen. Hat man diese alle für sich erkannt, entwickelt man sich weiter. Wenn man diese Übungen wiederholt, gehen sie schneller. Man erlangt insbesondere dann Sicherheit, wenn man schon mehrere alte als sicher geglaubte Wahrheiten widerlegt hat. Jeden Tag sollte man etwas anzweifeln. Man sollte allerdings auch vorsichtig sein. Eine unzureichende Denkfähigkeit zeigt sich in zu geringer Breite und Tiefe. Sie kann auch zur Selbsttäuschung führen. So kann es kommen, daß konstruktive Wahrheiten angezweifelt werden, die von elementarer Bedeutung für einen selbst, für die Ethik oder die Menschheit sind. Ein Extremfall eines solchen Unglückes ist die Verabschiedung der Faschisten von der Menschlichkeit. Die Faschisten halten sich für stark, weil sie nicht durch Humanität “behindert” sind. Tatsächlich sind sie selbst empathisch behindert. Sie können keine konstruktive Gesellschaft aufbauen. Alles, was der Homo Sapiens erreicht hat, hat er durch seine besondere Fähigkeit zu Kommunikation, Interaktion – vor durch allem Solidarität – und durch die Fähigkeit zur extremen Kooperation erreicht. Ohne diese ganz besonders sozialen und konstruktiven Fähigkeiten wäre er ein Tier. Faschisten sehen den Menschen als Tier. Menschen sind im Tierreich stark, weil sie sich gegenseitig wertschätzen und helfen, lehren und voneinander lernen. Faschisten können diese Methode nicht verwenden, da kein Organ für die Wahrheit besitzen. Zweifelt man durch Fehler Grundlagen der Existenz an, wird es gefährlich. Die Fragestellungen der Übungen sollten also (für die ersten Jahre) unbedingt konstruktiv sein.

 
 

Fazit – Kritisches Denken

Kritikfähigkeit ist trainierbar. Sie kann mit der Fähigkeit zu denken mitwachsen.

Denken ist Übungssache – fangen Sie sofort damit an!

 
 

Training des Denkens

Wie lernt man?

Früh beginnen
Mit dem Denken ist es wie mit dem Leistungssport, wenn man es zu etwas bringen will, muß man früh anfangen. Zunächst sollte man sich mit der Motivation beschäftigen. An Motivation mangelt es vielen, aufgrund fehlender Erfolgserlebnisse. Das Lernen selbst muß nämlich auch gelernt werden. Die Motivation geht verloren, wenn es explizite Mißerfolgserlebnisse gibt. Es gehört also ein bisschen Glück dazu. Hat man das nicht, muß man sich „rein-knien bis es Spaß macht“. Neben der Motivation sind Intelligenz Konzentrationsfähigkeit und Durchhaltevermögen zu verbessern. Natürlich kann man die Intelligenz nicht mit Stoff trainieren, der über dem eigenen Niveau liegt. Man muß den Stoff seiner „natürlichen Reihe“ nach erlernen. Diese Reihe wird in solchen Bundesländern festgestellt, in denen die Rahmenlehrpläne verschiedener Fächer aufeinander
abgestimmt werden. Bei der polytechnischen Bildung in der DDR war das der Fall.

Zunächst sollte man also versuchen, in der Schule besser zu werden. Dieses wird viele enttäuschen, die hier ein geniales Rezept vermuten. (Tatsächlich kann das lesen und verstehen intelligenter Texte helfen. Wenn man etwas kompliziertes versteht, ist das ein Erfolg.) Man sollte sich aber nicht vor der Bildung fürchten, wie sich das dicke Kind vor der Bewegung fürchtet. Furcht ist schlecht. Die Erfahrung, daß Wissen und Bildung – selbst das Lernen – Spaß macht, sollte man anstreben. Oft kann der Spaß über ein Lieblingsfach entstehen und sich dann ausbreiten. Wer schlauer werden will, sollte den Wunsch haben, zu verstehen. Das bedeutet, daß man sich nach der Schule hinsetzt und das, was man nicht verstanden hat, zu verstehen sucht. Nichts, was man lernt, behält man lange ohne Verständnis, da Verstandenes weit komplexer abgespeichert wird, als die ansonsten bedeutungslosen Inhalte. Nichts erzeugt mehr Abwehr, als als bedeutungslos Empfundenes lernen zu müssen, weil man es nicht verstanden hat. Das Unverstandene wird, wenn man es mit Abwehr lernen soll, als anstrengend empfunden. Diese Logik der Abwehr, die sogar zu einem starken Abwehrreiz führen kann, so daß man Stoff bzw. das Fach als höchst unangenehm („geradezu ekelerregend“) findet, muß durchbrochen werden. Unsympathische Lehrer könne der Auslöser dafür sein. Man muß sich dagegen emanzipieren
und die Freude am Stoff suchen.

Auch wer nicht gut in der Schule ist, kann später trotzdem noch viel lernen, indem er ein positives Verhältnis zur Bildung entwickelt und einfach immer weiter lernt.
 

Intrinsisch motivieren
In Deutschland wird die Idee lernen und Bildung wären anstrengend verbreitet. Diese Verbreitung findet unerkannt auch implizit statt, indem falsche Anreize gesetzt werden. So gibt es Belohnungen für das anstrengende Lernen und – noch schlimmer – Hausaufgaben und Klassenarbeiten als Strafe. Lernen sollte selbst als positiv und schön betrachtet werden. Lehrer sollten auf die Bedeutung des erlernten Stoffes hinweisen. Am besten funktioniert die intrinsische Motivation in Ostasien und Skandinavien.
 

Immer weiter machen
Man sollte so viel lernen, wie möglich. Schaft man es nicht, kann man, so man den Willen dazu hat, Abschlüsse auch später nachholen. Generell sollte man dann zum Abitur streben. Das Abitur vermittelt Allgemeinbildung. Diese Allgemeinbildung ist grundlegend für das politische Urteilsvermögen. Daher sollten generell möglichst große Teile der Bevölkerung zum Abitur geführt werden. Das stärkt die Demokratie. Während des Abiturs sollte man neben Sport und anderen Dingen der Freizeit auch anspruchsvollen Hobbys nachgehen.
Hat man anspruchsvolle Hobbys, ist auch der Studienwunsch kein Problem mehr.
 

Bildungsferne überwinden
Viele Menschen kommen aus Familien, die kein gutes Verhältnis zur Bildung haben und ihren Kindern auch nicht den Weg zur Bildung ebnen, weil sie ihn für sich selbst und ihre Kinder für absurd halten. Der Effekt der gesellschaftlichen Vererbung geringer Bildung in Unterschichten wird Bildungsferne genannt. Diese Bildungsferne zeigt sich zunächst darin daß der Haushalt über nur wenige oder gar keine Bücher verfügt. Kinder werden vor dem Fernsehgerät sitzen gelassen, das ihnen schadet, ohne daß die Eltern dies’ wissen. Aus dieser Situation können die Familien meist nur durch Hilfe von außen befreit werden. Für die, die das allein tun wollen, sei darauf verwiesen, daß Fernsehen für Kinder generell schädlich ist und die geistige Entwicklung behindert. Es sei darauf verwiesen, daß es Bibliotheken gibt und man die Schulen auffordern kann, den Kindern die in der Nähe gelegenen Bibliotheken zu zeigen. Die Jüngsten sollten nach dem Erlernen des Lesens in die Benutzung der Bibliotheken eingewiesen werden. Kinder, denen Eltern nicht bei den Hausaufgaben helfen können, können in vielen Städten öffentlich geförderte Nachhilfe erhalten. Damit es Hilfe gibt, sollte man generell links wählen – und zwar so links wie lokal möglich.
Um die Bildungsferne weiter zu verringern ist es notwendig Vorurteile auch bei Lehrern zu bekämpfen. Die Bildungsfernen müssen gefördert und ermutigt werden, eine akademische Laufbahn anzustreben. Größtes Hindernis ist das ökonomisch induzierte Statusdenken, das die Menschen vergiftet, entzweit und entsolidarisiert. Der Einzelne kann sich jedoch aufgrund politischen Bewußtseins davon emanzipieren und zumindest für sich selbst ein positives Verhältnis zu Wissensinhalten finden.

Wie trainiert man nun, wenn man gute Motivation hat und immer weiter machen will? Im Studium verläuft das Lernen anders, als in der Schule. Man muß selbständiger und mehr lernen. Das ist normaler Weise kein Problem. Man gewöhnt sich in wenigen Monaten daran. Selbst mit fünfzig Jahren, kann das Gehirn sich in einem halben Jahr an ein Hochschulstudium anpassen. Voraussetzung für großen Erfolg ist, daß man das Richtige studiert. Falls man das Falsche studiert, kann man das Studium trotzdem zum Erfolg führen, denn jedes Fach ist interessant. Ein Abbruch zugunsten eines anderen Faches ist eine schwierige Entscheidung und diese sollte persönlich und möglichst früh getroffen werden. Beratung kann helfen.
 

Wie wird man gut?
Man holt sich Sekundärliteratur (soviel man schaffen kann). Normaler Weise bereitet man Vorlesungen nach (wiederholt den Stoff anhand der Mitschriften) und idealer Weise bereitet man den Stoff auch ein wenig vor. Hat man den Stoff auch in anderen Werken gelesen, ist man gut vorbereitet und kann die Art der Darstellung des Stoffes beurteilen.
Neben Wissen erlernt man auch Methoden. Diese erfordern Verständnis und Fertigkeiten. Man muß sich vor Augen halten, daß das vermittelte Wissen das ist, das zur eigenen Fachrichtung gehört. Mann sollte ein professionelles Selbstverständnis entwickeln.
Man muß sein Fach mögen. Als Wissenschaftler muß man sein Fach lieben.
Hat man Aufgaben zu rechnen auf eine Gruppe verteilt, sollte man alles auch selbst (nach)rechnen. In vielen Fächern sind solche Aufgaben aufgrund der großen Stofffülle ideefundierend und daher wichtig. Sie auszulassen kann das Verständnis behindern.

 

 

Denkgesetze – Versuch einer Neufassung

Vier alte Sätze

Vier Sätze sind als “Gesetze des Denkens” bekannt. Wir gehen hierbei von der Wikipedia aus, deren deutsche Abteilung um die Jahreswende 2016/17 die Zwei-Millionen-Artikel-Marke durchstieß.

  1. Satz von der Identität
  2. Satz vom Widerspruch
  3. Satz vom ausgeschlossenen Dritten
  4. Satz vom zureichenden Grunde

Diese Vier Sätze bilden keineswegs ein vollständiges das Denken axiomatisch begründendes System. Sie sind außerdem zum Teil unklar — oder differierend formuliert. Ihr Gebrauchswert ist zudem gering. Es wird ein besseres System benötigt.

Zunächst betrachten wir zunächst die Formulierungen dieser vier Sätze!

 

1. Satz von der Identität

Mathematik ja! – Aber Philosophie und Denken?

Alt:
Eigenschaftsgleiches ist identisch. Zwei Gegenstände sind Identisch, wenn alle
Eigenschaften gleich sind. (Leibnitz)

 

Spezialintervention zur Unterscheidbarkeit
Betrachten wir die Bezeichnung nach Merkmalen, entsteht durch funktionale Mystifizierung der Eindruck von Identität. So können gleichartige Gegenstände einer Kategorie oder z. B. in Lage (Ort) oder Geschwindigkeit unterschiedliche Elementarteilchen als von der Art her identisch betrachtet werden.
Wirklich identisches würde ja nur bei unterschiedlicher Betrachtungsweise (etwa durch unterschiedliche Personen) einen Identitätstest erfordern.
 

Resultat der Neufassung
Wenn ein Objekt, eine Kategorie oder eine Sache von verschiedenen Theorien, Personen, Experimenten absolut gleich beschrieben wurden, sind sie diesbezüglich identisch.
Eine Identität muß also im Rahmen einer Theorie oder eines Gebietes definiert sein.
Um nicht in der Trivialität einer Benennung zu versinken, formulieren wir:
Neu:
Kann ein Gegenstand (der Betrachtung) (logisch) so reduziert werden, daß sein Wesen von dem eines anderen Gegenstandes ununterscheidbar erscheint, so heißen wir die beiden identisch, die Wesensgleichheit beider – Identität.

Soweit es sich nicht um physische Gegenstände handelt, gilt diese Neufassung.

 

2. Satz vom Widerspruch

Alt=Neu=Logik:
Eine Aussage kann nicht zugleich wahr und falsch sein. (nach Aristoteles)

Diese Aussage ist ein triviales Resultat – oder besser – Voraussetzung binärer Logik.

 

3. Satz vom ausgeschlossenen Dritten

Der Satz ist verwandt mit dem 2. Satz. Genau genommen resultiert er aus dem 2. Satz.
Hinzufügen kann man die Negation der Negation. Ist es falsch, daß eine Aussage falsch ist, so muß sie richtig sein. Aus dieser folgt zwanglos 2.

Satz vom ausgeschlossenen Dritten   Negation der Negation  

Dazu ist zu bemerken, daß die Aussagenlogik homomorph zur boolschen Algebra bzw. auch zur Mengeninklusionsalgebra ist. Diese zugrundeliegende binäre (zweiwertige) Algebra ist die Ursache für Satz 2. und 3. und entspricht offenbar typisch scharfem menschlichen Denken.
Neu:
Wird eine falsche Aussage vollständig negiert, ist die resultierende Aussage wahr.

 

4.Alt. Satz vom zureichenden Grunde

Der Satz von zureichenden Grunde ist aus mehreren Gründen eine harte Nuß. Zunächst gibt es keine Einigung über eine anerkannte Fassung. Zusätzlich wird die Gültigkeit für das Denken, für Theorien oder für das logische Schließen völlig durcheinander interpretiert.

Unklare Fassung: Mehrere Autoren (Aristoteles, Leibniz, …) fassen das Prinzip sehr unterschiedlich.
sehr alt:

Aristoteles: Für die Wahrheit jeder wahren Aussage gibt es einen Grund.
Alt:

Leibniz: Alles (was geschieht), hat eine Ursache oder einen Grund.
(wir sehen hieran, daß das kausale Denken bereits in der Antike verbreitet war.)
Logik:
In der Logik: Jede wahre Aussage wird durch eine andere Aussage begründet, deren Wahrheit richtig (also bewiesen) ist.

Nun wird in der Wikipedia behaupte, daß “die” möglichen Verstöße gegen diese (Handlungs-)Anweisung auf einem Zirkelschluß beruhen. Sie können jedoch auch auf der Annahme unbegründeter Prämissen und Fakten beruhen – das heißt – (ohne Zirkelschluß) gegen Ockhams Regel verstoßen. Außerdem kann die Prämisse falsch sein.
(Kurz erwähnen wir den Zirkelschluß. – Unbewußt enthält eine Beweiskette das Resultat (verdeckt) als Prämisse.)
Bevor wir uns also mit dem Hinreichen von Gründen (Prämissen) befassen, müssen wir die Richtigkeit und Notwendigkeit (Ockham) der Prämissen sicherstellen.
Unbegründete Annahmen können völlig sachfremd auf persönlichen Interessen und Präferenzen oder auf Mythen, Mystifizierungen, Ideologien oder schlicht Irrtümern beruhen.

Es ist daher notwendig, ein Regularium für begründete und unbegründete Aussagen bzw. vor allem überhaupt für solche Annahmen zu erstellen.

 
 

Fragestellungen, die sich aus dem unzureichend formulieren Satz vom zureichenden Grunde ergeben

Kausalität in Realität und Denken

Betrachten wir zunächst, daß der Satz von zureichenden Grunde auf die Kausalität in der Realität und auf die Erkennbarkeit kausaler Zusammenhänge gerichtet sein kann. Beides sind aber unterschiedliche Dinge. Also formulieren wir zunächst:
„Ursachen haben Folgen.“ Deswegen nehmen wir an, daß Phänomene Ursachen haben. Genau genommen hat ein Phänomen in der Realität unendlich viele Ursachen, von denen wir in einem konkreten Kontext sehr sehr wenige betrachten.

Statt des alten 4. Satzes vom zureichenden Grunde formulieren wir ganz anders neue Sätze:

 

4. Satz von der Kausalität im Kontext

Die praktische Unendlichkeit der Ursachen einer komplexen Tatsache läßt die Betrachtung und die Messung kausaler Zusammenhänge schwierig erscheinen. Die Wissenschaft behilft sich mit der möglichst vollständigen Kontrolle oder wenigstens mit der Herstellung von Reproduzierbarkeit. – Und bildet danach Modelle. Ähnliches gilt auch für gedankliche Konstruktionen. Diese sind meist automatisch eingeschränkt und müssen meist erweitert werden. Jedoch gibt es auch Fälle übergreifenden oder schlecht abgegrenzten Kontexts. Es ist dann der Fall, wenn die Gegenstände oder Begriffe des Schließens ihre Bedeutung bei Überschreiten einer Gebietsgrenze verlieren, so daß der Schluß nicht mehr funktionieren kann. In verschiedenen Gebieten können begriffe scheinbar gleich lauten, aber eine unterschiedliche Bedeutung besitzen.
Daß Kontext entgrenzt sein kann, hat die Erörterung des Analogieschlusses gezeigt. Kontext kann gebietsmäßig fehlinterpretiert, durch Umkehrschlüsse fehlerhaft und insbesondere durch Mehrdeutigkeiten bei Umkehrungen den Gültigkeitsbereich verlassen.
Neu:
Ist eine Betrachtung kontextuell sorgfältig eingeschränkt, läßt sich für ein Phänomen theoretisch eine Ursache im Kontext finden.

 

5. Satz von der Erkennbarkeit der Welt

marxistisch:
Die Welt kann wahr genommen und die Realität auf sehr unvollständige Weise gedanklich erfaßt werden. Die Realität wird so gedanklich unvollständig repräsentiert.
Die gedankliche Erfassung der Realität kann durch Training und Systematik in der Vorgehensweise immer verbessert werden um die Realität dann etwas weniger unvollständig zu repräsentieren.

 

6. Satz von der Erkennbarkeit von Ursachen durch Modellierung

Neu:
Hat ein Phänomen in der Realität eine Ursache in einem wesentlichen Kontext, so läßt sie sich theoretisch auch gedanklich erkennen, wenn man das theoretisch unendliche Problem durch Kontextualisierung reduziert.
Das solcherart reduzierte Problem schafft eine Modellvorstellung.

 

Was ist eine Theorie?

Eine Theorie ist eine auf bewiesenen Fakten und evtl. auf begründbaren Annahmen aufbauende Erkenntnisarbeit mit neuen Resultaten, die (im Falle begründbarer Annahmen) zu überprüfende Aussagen – oder (wenn nur auf bewiesenen Fakten beruhend) Wahrheiten innerhalb des Denksystems enthalten. Eine Aussage ist eine überprüfbare Äußerung, die Realität betreffend. Eine Behauptung ist eine parteiische Äußerung zu einem mehr oder weniger bekannten Problem. Die zu überprüfenden Aussagen müssen dazu nicht unbedingt bereits überprüfbar sein. Es genügt, wenn sie theoretisch überprüfbar sind und dabei nicht im Widerspruch zu Fakten stehen.
 

Definition Theorie:
Eine Theorie besteht ein Wissensgebiet betreffend aus wenigen neuen oder nur einer neuen irgendwie erhaltenen und irgendwie begründeten Grundannahme und einem davon abgeleiteten wissenschaftlich eingeordneten Bündel von mindestens theoretisch überprüfbaren und in sich stimmigen und mit der Realität konsistenten Folgen aus den neuen Grundannahmen.

 

Was sind gute und schlechte Theorien?

Was ist schlechte Theorie?
Eine schlechte Theorie beruht auf mehreren schlecht begründbaren oder völlig unbegründbaren Fakten, die mit wahren Fakten verwoben oder logisch kombiniert werden. Eine schlechte Theorie enthält optionale Resultate der Art: “Wenn von i = 1 bis n (Annahme i wahr) ist, dann gilt diese Theorie mit den Resultaten zum Index i des binären Wahrheitswertes aller i Fragen. Das ergibt eine Menge von Untertheorien mit der Mächtigkeit des Produkts aus allen Antwortanzahlen der i Fragestellungen. Eine schlechte Theorie macht also bestenfalls schwache bis sehr sehr schwache Aussagen bzw. bezeichnet ein Bündel von möglicher Weise gültigen aber wahrscheinlich ungültigen Theorien. (Um eine gute Theorie würde es sich im Beispiel nur handeln, wenn alle optionalen Resultate in Abhängigkeit von allen möglichen Bedingungen durch eine Formel oder wenigstens einen knapp formulierten Algorithmus ausgedrückt werden könnten.) Eine Theorie, die nicht auf wenige Fälle und Bedingungen eingeschränkt wurde, wird in der Regel
gar nicht Theorie genannt. (Es sei den, es handelte sich um die String-“Theorie“.)

 

Was ist eine fehlerhafte Theorie?
Sind die Prämissen durch grobe Fehler, Fehleinschätzungen oder falsche Informationen entstanden oder sind die sonstigen Gegebenheiten unverstanden oder sind bei der logischen Verarbeitung Fehler aufgetreten, ist die Theorie fehlerhaft. Treten Fehler bei der Behandlung qualitativer Fragestellungen auf, ist die Theorie falsch. Die Wahrscheinlichkeit durch mehrfache Fehler trotzdem zu einer richtigen Aussage zu kommen ist sehr gering. Sind die Fehler quantitativer Natur, können immer noch richtige qualitative Resultate enthalten sein. Hat man im Bereich der Gesellschaftswissenschaften vor allem mit qualitativen Fragestellungen zu tun, und begründet wegen einer intuitiv erfaßten Wahrheit eine richtige Aussage mit einer falschen Theorie, tut man der Sache einen Bärendienst.
 

Was ist keine Theorie?
Wenn Prämissen oder Aussagen minimaler Stärke überhaupt nicht enthalten sind, ist es gar keine Theorie.
 

Was ist akzeptable Theorie?
Eine akzeptable Theorie beruht auf Fakten und durchgespielten Annahmen. Diese werden durchexerziert. Die Resultate werden dann in Bezug auf die jeweiligen Zusatzannahmen präsentiert.
 

Was ist gute Theorie?

Eine gute Theorie beruht auf Fakten und einer hinzugenommenen sachlich begründeten Annahme. Diese wird durchexerziert. Das Resultat wird dann in Bezug auf die Zusatzannahme präsentiert. Eine gute Theorie kann auch auf zwei gut begründeten Annahmen beruhen. Allerdings stellt sich dann die Frage, ob diese bereits einzeln betrachtet wurden oder werden. Eine gute Theorie macht Voraussagen von Bedeutung.
 

Was ist sehr gute Theorie?

Eine sehr gute Theorie beruht auf anderen Theorien und einer begründeten Zusatzannahme. Eine sehr gute Theorie formuliert eine Notwendigkeit für die zusätzliche Annahme (im Sinne von guten (experimentellen) Hinweisen) für die Zusatzannahmen und löst außerdem mindestens ein bestehendes Problem.
Handelt es sich bei den Zusatzannahmen um Parameter, die (zusätzlich) ins Modell eingefügt wurden, sollen die Parameter unbedingt eine reale und leicht (bzw. sinnvoll) zu interpretierende Entsprechung in der Realität besitzen.
Eine sehr gute Theorie bietet Lösungen, die entweder von brauchbarem Nutzen oder bei rein akademischem Wert von guter Überprüfbarkeit sind.

Die Überprüfbarkeit ist Resultat einer Folgerung bzw. einer Korrespondenz von realer Folge und gedanklicher Folgerung.
 

7. Satz von der Erkennbarkeit von Folgen

Das Ursache-Wirkungs-Denken läßt sich auch in die Zukunft umkehren:

Ein gut verstandenes Phänomen kann zur Vorhersage von sicher, wahrscheinlich, und auch von unsicher eintretenden Folgen führen.
Das Erkennen von Folgen ist von größter praktischer Bedeutung.

 

Wir müssen noch einmal zurück zu den unbegründeten Annahmen. Völlig unbegründete Zusatzannahmen (“Materie besteht aus Strings.”) führen mit höchster Wahrscheinlichkeit ins Nirgendwo. – Womit wir bei den falschen Theorien sind.

 

Was sind falsche Theorien?

Falsche Theorien (wenn sie nicht sowieso fehlerhaft sind) sind Theorien, die auf einer Anzahl bzw. mindestens einer (völlig) unindizierten Annahme beruhen. Sie sind den Aufwand durchexerziert zu werden, eigentlich gar nicht wert.
Falsche Theorien beruhen auf Prämissen ohne jegliche Notwendigkeit.

Hier kommen wir langsam mal zurück zum ursprünglichen Satz vom zureichenden Grund.

Man kann unendlich viele irgendwie motivierte Prämissen ohne jede Indikation aufstellen. Eine Aussage oder Theorie sollte vollständig auf sinnvoll begründeten Prämissen (zureichenden Gründen) beruhen. Andernfalls ist sie sinnlos. Bei einer Theorie wissen wir zunächst nicht, ob die dem vorherigen Wissen hinzugefügte Prämisse falsch ist.
So entsteht ein weiterer Satz, den wir aus der Logik kennen:
 

8. Notwendigkeit der Reduktion der Möglichkeiten – Erkenntnis durch Reduktion auf Richtiges

Neu:
Erkenntnisarbeit erschließt Information durch Ausschluß von Möglichkeiten. Erkenntnis ist Reduktion der Möglichkeiten.
Können falsche Theorie-Varianten aussortiert werden, entsteht ein Wert. Ergibt ein Denkprozeß ein Bündel von kaum durchexerzierbaren Theorien, ist er tatsächlich von vernachlässigbarer Qualität, da der Nutzen vernachlässigbar ist. Sinn und Überprüfbarkeit entsteht nur durch Ausschluß von (genau den falschen) Möglichkeiten. Die Hervorhebung einer einzigen von mehreren Vermutungen als wahr oder einer ganz neu erkannten Möglichkeit als wahr (oder wenigstens relativ wahr) ist der Sinn der Theoriebildung. Durch Auswertung von mehreren Informationen entsteht eine neue relative Wahrheit.
 

9. Allgemeingültigkeit durch gebietsmäßig weit gestreute Prämissen

Neu:
Je unterschiedlicher die Eingangsinformationen des Erkenntnisprozesses – also z. B. die Prämissen des logischen Prozesses darin – sind, desto allgemeingültiger kann eine Wahrheit oder Theorie werden. – Desto stärker ist sie dann.
Eine allgemeingültige Aussage oder Theorie kann nur aus gebietsmäßig weit gestreuten Prämissen erhalten werden.
Für Aussagen und Theorien gilt: Allgemeingültigkeit ist Stärke.
Voraussetzung für den Bau einer Theorie aus gebietsmäßig weit gestreuten Prämissen ist allerdings, daß die Prämissen aus den unterschiedlichen Gebieten in ein gemeinsames Denksystem eingebaut werden können. Spannweite und Tiefe des Denkens sind notwendig. Dieser Zusammenbau ist der Hauptteil der Theorie.
Die Bedeutung einer Theorie setzt sich aus Relevanz und Stärke zusammen.

 

10. Gültigkeitsbereich der Prämissen

Neu:
Eine Theorie ist nur schlüssig, wenn auch alle Prämissen ihren Gültigkeitsbereich abdecken. ( also dort auch gelten.)
Das ist insbesondere bei gebietsmäßig weit gestreuten Prämissen wichtig. Durch Beachtung dieses Gesetzes können viele falsche Analogieschlüsse vermieden werden.

 

11. Satz von der Überprüfbarkeit durch Schärfe

Neu:
Eine scharf formulierte Theorie ist überprüfbar.
Ist eine Behauptung oder eine Theorie unscharf formuliert (Siehe obige Definition!), ist sie interpretierbar und schwer zu überprüfen. Eine (relativ) scharf formulierte Theorie ist (relativ) zweifelsfrei – also leicht –
zu überprüfen.

 

12. a Satz vom Sinn – Notwendigkeit der Richtigkeit von Prämissen

Neu:
Eine sinnvolle Theorie muß von richtigen Prämissen ausgehen.
Bedeutung liegt also im Erkennen der wahren Realisierung einer von sehr vielen Möglichkeiten. Die einzelnen falschen Möglichkeiten haben nur hypothetischen Charakter. Konzentration auf Wichtiges bedeutet im Erkenntnisprozeß, Pseudoinformationen und falsche Informationen zu meiden. Ohne richtige Prämissen gibt es keinen Sinn.

 

13 a,b,c. Sinnlosigkeit von Tautologien, Kontradiktionen und Zirkelschlüssen

Tautologien und Kontradiktionen sind sinnlos.
Tautologien und Kontradiktionen beruhen unabhängig vom Inhalt auf Aussagenlogik.

Logik:
Eine Tautologie ist unabhängig von ihrem Inhalt richtig und sinnlos

Eine Kontradiktion ist unabhängig von ihrem Inhalt falsch und sinnlos.
Diese banalen aussagetheoretischen Wahrheiten wären nicht notwendig, wenn
keine entsprechenden Fehler vorkommen würden. Oft sind Zirkelschlüsse auf Tautologien zurückführbar. Zirkelschlüsse sind Täuschungen. Beliebt – gerade in der Politik – sind sie oft nur als verschleierte Prämissen getarnten Wunschresultate von
Schlußketten. Täuscht man so willentlich Teile der Öffentlichkeit, ist es Demagogie, täuscht man sich selbst, ist es Populismus.

 

13 d = 12 b Sinnlosigkeit (der Implikation) falscher Aussagen

Falsche Aussagen sind sinnlos.

Logik:
Eine falsche Aussage impliziert alles.
Beruht eine Theorie oder Aussage auf einer falschen Prämisse ist sie so sinnlos wie eine Tautologie. Eine auf einer (völlig) unindizieren Prämisse beruhende Theorie ist (sehr) schlecht.
 
Prämissen einer Theorie sollten aber sinnvoll sein. (12 a)

Die Sinnlosigkeit der Tautologie, wie auch der Kontradiktion liegt in der fehlenden Notwendigkeit. Die Notwendigkeit liegt außerhalb der Logik und kann nur aufgrund Verständnis durch Denken entschieden werden.
Wir formulieren daher:

 

14. Satz von der Notwendigkeit der Prämissen – Ockham qualitativ

Bekannt:
Prämissen einer guten Theorie sollten notwendig sein.
Das meint, daß die Annahme der Prämissen notwendige Gründe haben sollte.
Ob alle Prämissen auch hinreichen, wird dann durch die Anwendung des Formalismus in der Theorie entschieden.
 

Was nützt die Notwendigkeit der Prämissen?
Die Bedeutung des Wissens über richtige und falsche Theorien nützt in allen Wissenschaften. Wollen wir qualitative Aussagen machen, kommt es darauf an, Abhängigkeiten von Größen zu klären. Betrachten wir die Methode der Faktorenanalyse in den Gesellschaftswissenschaften! Diese Methode wird gern angewandt um aus einer Anzahl von meßbaren Parametern echte Größen mit kausaler Bedeutung herauszufiltern. Die Mathematik der Methode ist ein sinnvolles Werkzeug. Allerdings kommt es vor, daß die Menge der untersuchten Parameter nicht sinnvoll gewählt ist. In »Falsche alternative Modelle zum politischen Spektrum – Warum zweidimensionale Alternativen falsch sind« (FaMzpS–WzAf) bzw. in der Theorie des Politischen Spektrums (noch nicht online) wird ein Vorgehen kritisiert, bei dem der britische Rechtsextremist Hans Eysenck ein politisches Modell aufgrund völlig unkritischer Parameterwahl entwirft. Die Wahl eines Parameters (Faktors) für eine Faktorenanalyse ist logisch eine Prämisse. Diese Prämisse einer Theorie sollte sachlich begründet sein. Es reicht nicht, einen Zusammenhang oder eine gute Korrelation zwischen „Grünhaarigkeit“ und Konsumverhalten zu finden, wenn man eine politische Theorie aufstellen will. Das merkt ein echter Wissenschaftler spätestens bei der Interpretation der Resultate.
„Notwendig“ heißt im Sinne einer Theorie daher sachlich begründet notwendig.

Im Detail sollte die Notwendigkeit aus einer wissenschaftlichen Annahme folgen. Die Annahme sollte sinnvoll, von Bedeutung und überprüfenswert sein. (Annahme: Wenn gute Vitaminversorgung im Strafvollzug die Gewalt signifikant verringert (Nachgewiesen.), könnte gute Ernährung dort auch die Besserung unterstützen.)

 

15. Kausaler Zusammenhang und Richtung der Kausalität

Alt:
Trivial ist folgendes: Ist unabhängig vom Sinn ein Zusammenhang von Parametern entdeckt, ist die Kausalität zu klären. Im Falle einer positiven oder negativen Korrelation zweier Parameter A und B kann A kausal von B oder B kausal von A oder beide Parameter kausal von einem dritten Parameter C abhängen. Ein statistischer Zusammenhang sagt hierüber noch nichts aus.
Über den Zusammenhang können Beobachtung und Theorie entscheiden.
Über die Richtung der Kausalität kann nur ein gezielt vorbereitetes Experiment oder zufällig oder geplant günstige Beobachtungen mit Variation der Ursache entscheiden.
Ein Experiment könnte bei bekanntem Zusammenhang eine der beiden Richtungen falsifizieren.

Wir formulieren schnell noch :

 

16. a Erfordernis des Kleinhaltens der Parameterzahl – Ockham quantitativ

Relativ neu:
Eine neue Theorie sollte um ihrer Aussagekraft willen auf möglichst wenigen neuen Annahmen beruhen bzw. möglichst wenige neue Parameter in ein altes Modell einführen oder möglichst wenige unabhängige Parameter in einem neuen Modell enthalten.

Sinnvoll erscheint es, bei Modellinkompatibilität zweier konkurrierender Theorien die Parameter beider Theorien zu zählen. Hat ein Modell mehr Parameter, sollte man überprüfen, ob man trotzdem bessere (realere) Parameter bzw. interpretierbarere Resultate erhalten hat, oder nicht.

 

16. b Interpretierbarkeit von Modellparametern

Die Interpretierbarkeit eines erhaltenen Modellparameters ist von Bedeutung.
Möchte man einer neuen Theorie durch ein Modell Ausdruck verleihen, sollten die Modellparameter ausdrucksstark sein. (“Ausdrucksstark” bedeutet, daß ihnen in der Realität eine objektiv existierende Größe, Observable, Erscheinung nahekommt, die durch sie quantifiziert wird.)
Modellparameter können nur dann ausdrucksstark sein, wenn ihre Anzahl die in den Daten enthaltene Information nicht überbeansprucht.
Eine Überparametrisierung (zu viele Parameter im Modell) verschlechtert die Interpretierbarkeit der Parameter dramatisch.
Den in den Naturwissenschaften vorkommenden (Modell-)Parametern entsprechen in den Gesellschaftswissenschaften Kategorien, die Objekte oder Prädikate in theoretischen Aussagen bilden. Die scharfe Definition und passende Auswahl der Kategorien entscheidet über die Aussagekraft von Theorien und der darin vermittelten neuen Vorstellungen mit. Es liegt jedoch in der Natur der Gesellschaftswissenschaften, daß falsche Modelle weniger auf falschen Parametern, sondern vielmehr auf falschen, traditionellen, irrtümlichen oder unbewußt ideologischen Grundvorstellungen beruhen. Hierauf kommen wir später noch zurück.
Wenn Parameter im Modell stark voneinander abhängig sind, ist das ein Hinweis auf schlechte Modellqualität.

 

17. Das Hinreichen von Prämissen – Neufassung des Satzes vom zureichenden Grunde

Das Hinreichen von Prämissen zu einem Resultat ist nur interessant, wenn eine Theorie oder wenigstens eine Vermutung über eine reale Fragestellung überprüft werden muß. Es muß also einen Vergleich zwischen einer gegebenen Aussage oder Vermutung mit einem Denkresultat geben um dem Denkvorgang Bedeutung (Wichtigkeit) zu verleihen. Wenn man also formuliert, daß es für eine Aussage Gründe gibt, die zum Gegenstand der Aussage führten, muß dieses Hinführen auch gedanklich nachvollziehbar sein. Der Satz vom zureichenden Grunde stellt also eine Kommunikation zwischen den Relationen in der
Realität und dem Prozeß des Denkens dar, so daß dem Grunde (der Kausalität) in der Realität auch mindestens eine Beweisbarkeit und ferner eine gewisse Erkennbarkeit im Gedanklichen zukommt.

Der Satz vom zureichenden Grunde ist somit eine Aussage über die Nachvollziehbarkeit von realer Kausalität.
Ist ein Satz oder ein Gesetz aus realen Prämissen ableitbar, so sollte auch die Kausalität in der Realität nachvollziehbar sein. Allerdings ist Kausalität nicht Logik. Logik kann in eine Richtung (Implikation) oder zwei entgegengesetzte Richtungen ( Äquivalenz) gerichtet sein, während Kausalität immer in eine Richtung (von der Ursache zur Wirkung) gerichtet ist. Das Hinreichen von Prämissen sagt zunächst nur, daß der in der Realität existierende Zusammenhang verstanden werden kann.
 

17 a Ein Satz von notwendigen scharf formulierten, sinnvoll definierten, richtigen Prämissen ist hinreichend, wenn aus ihnen nicht überstrapazierte, bedeutungsvolle Schlüsse gezogen werden können, deren Beweisbarkeit mit der Kausalität der realen Entsprechungen Ursache (Entsprechung der Prämissen) und Folgen (Entsprechung der Folgerungen) korrespondiert – also gleichzeitig Ursachen verständlich macht und Vorhersagbarkeit ermöglicht.
 


		     Ursache	     Kausalität		Wirkung
Realität		A		 ⇀		   B

Korrespondenz  	 	⬍	  	 		   ⬍

Theorie	  		A‘		 ⤇		   B‘
		    Prämisse 	    Implikation		Folgerung
					(⬄)
		    Prämisse	   hinreichende 	Folgerung
				   Schlüssigkeit

Wenn Realität und Theorie miteinander korrespondieren, wird A als hinreichend für B betrachtet.
 
Die Richtung der Kausalität geht über die Logik hinaus und kann im Wesentlichen nur experimentell bzw. empirisch ermittelt werden.
17 b Wird A‘ kontextuell so eingeschränkt, daß es als Modell für A gelten kann, und wird die entsprechende Folgerung B‘ auf die gleiche Weise kontextuell eingeschränkt, werden mit 17 a (evtl. mehrere Ursachen) A als zureichende Ursache(n) für B erkannt.
(A kann hier eine oder ein Bündel von Ursachen sein, für welche A‘ dann eine oder mehrere Prämissen in der Theorie bilden.)
Die kontextuelle Einschränkung ist die Hauptarbeit beim Abstecken des Gültigkeitsbereiches. Sie entscheidet über die Korrespondenz in Satz 17 und über die Richtigkeit von Analogie und die Möglichkeit von Fehlschlüssen.
 

 

Kurzerörterung wissenschaftlicher Beweislast und Ausbeute

Gibt es eine neue Theorie, so ist ihr Gültigkeitsbereich durch ihren Schöpfer abzustecken. An diesem Gültigkeitsbereich muß die Theorie gemessen werden. Eine starke Theorie hat einen weiten Gültigkeitsbereich oder macht innerhalb dessen weitreichende Aussagen.
In diesem Zusammenhang sind (relativ) starke Aussagen (relativ) allgemeingültige Aussagen.
Enthält die Theorie neue (oder alte, früher verworfene) Annahmen, so sind diese (wissenschaftlich) zu begründen.

 

Gut aufgestellte Theorie

Die SRT ist entstanden, weil Einstein den Widerspruch zwischen Relativitätsprinzip und Konstanz der Lichtgeschwindigkeit in allen Inertialsystemen nicht akzeptierte. So führte gerade das Festhalten an zwei scheinbar gegensätzliche Prämissen zu einem Resultat.

Wir betrachten ein Beispiel :

Monospace-Zeichengrafik mit Zeilenumbruch – Nichts für Smartfons


        Prämissen                   Synthese               Folgerungen    Vorhersagen für
                                                                          das Experiment
                                                             zwei
       zwei Prämissen             konsequentes              unerwartete    weiterer Output 
                                  Festhalten an              Resultate      der Theorie 
                                 beiden Prinzipien 
   Satz von der Konstanz der          ¯¯T¯¯               →  Relativität 
   Ausbreitungsgeschwindigkeit          |                /   des Raumes ¯-. 
    des Lichtes         \               |               /             ¯-. ¯-_  ...
         ^               \             \|/             /                  ¯-_ → ... 
        /|\               \             V             /           _..--¯   __¯→ ... 
         |                 \   ___________________   /      _..-¯¯   __--¯¯ 
         |                  `→ |                  |→´ O  -¯¯ __..--¯¯           ...
         |schein-           I  |   Schöpfung der  |   u  --¯¯               
         |barer             n  |    speziellen    |   t  ––––––––––––––––––– →  E = m·c² 
         |                  p  |   Relativitäts-  |   p  --..__ 
         |Wider-            u  |     theorie      |   u        ¯¯--..__        ...
         |spruch            t  |                  |   t  ¯--.._        ¯¯--...→ ... 
         |                  ,→ |__________________|→-.         ¯--.._       /
         |                 /                          \              ¯--   /  → ... 
         |                /                            \                  /  /
        \|/              /                              \               /  /   ...
         v              /                                \              ↑  /
    Relativitätsprinzip                                   \→  Relativität →
    (Alle Gesetze gelten                                       der Zeit 
      in allen 
    Inertialsystemen) 

Skizze: Schaffung einer neuen Theorie; Prämissen und unerwartbare Resultate halten sich ohne Zusatz-Output bereits die Waage.
 
Die Reduktion auf die einzige Annahme: “Der Widerspruch zwischen Lichtkonstanz und Relativitätsprinzip ist keiner.” ist möglich. Da es für beide Prinzipien gute experimentelle Hinweise gab, war es ein hervorragender Ansatz und die SRT (schon damals) eine sehr gute Theorie. Die Ausbeute ist gewaltig.

Die Beweislast einer hervorragend aufgestellten Theorie ist klein. Sie wird nach der ersten Bestätigung noch oft bestätigt werden. Eine akzeptabel aufgestellte Theorie läßt sich schwer überprüfen. Eine schlecht aufgestellte Theorie läßt sich gar nicht überprüfen.

 
 
Eine bedeutende Theorie beantwortet besonders notwendig gestellte grundlegende Fragen. Grundlegende Fragen sind von Relevanz für viele (Teil-)Gebiete.
Eine bahnbrechende Theorie ist eine auf wenigen relativ unerwarteten Grundannahmen beruhende, scharf formulierte, starke, schlüssige und natürlich richtige Theorie.

 

Schlecht aufgestellte Theorie

In diesem Sinne, hat eine schlecht aufgestellte Theorie – dem entsprechend – überhaupt keine Ausbeute. Unter FaMzpS–WzAf (oben zitiert) findet man eine große Menge schlecht aufgestellter Theorien, die schlicht gar nicht nutzen und auch nicht benutzt werden.

 

Der Extremfall einer schlecht aufgestellten Theorie

Die String-Theorie wurde unter »Wie politisch ist Wissenschaft?« kritisiert, da sie völlig unbegründete Annahmen

  • Materie besteht aus Strings,
  • deren Anregungszustände Elementarteilchen erklären

macht und dann einen mit viel Mathematik und immer mehr Parametern aufgeblähten Apparat entwirft, um eine Lösung für diese unsachlich aufgestellten Annahmen zu finden. Tragisch: riesige Klassen von Theorien wurden entworfen, Unmengen von Geldern verschwendet, um zu überprüfen, was Ockhams Razor hätte wegschneiden müssen.

 

Weitergehende Gedanken

Modell von der Objektiven Realität. Unter dem Satz von der Erkennbarkeit der Welt wurde vorgegriffen und über die Verbesserbarkeit der Erfassung der Realität geschrieben. Das auszunutzen erfordert jedoch ein grundsätzliches Modell von der unbekannten Realität. Wir müssen nämlich davon ausgehen, daß es eine unabhängig von unserem
Erkenntisprozeß vorhandene Realität gibt. Wir nennen sie „“Objektive Realität“. Das können wir in Sätze fassen:

 

marxistisch:
Definition – Objektive Realität:
Die Wirklichkeit, von der sich unsere Erkenntnis unsere geistigen Abbilder von der Realität ableiten, ist unabhängig von uns vorhanden und somit Ursache ihrer Abbilder in unserem Geiste. Da diese Wirklichkeit im Gegensatz zu den Abbildern im Geiste (die subjektiv sind) objektiv (unabhängig vom Geiste) existiert, heißt sie objektive Realität. (Sinngemäß nach W. I. Lenin)

 

18. Satz von der Annäherung an die objektive Realität

Neu:
Neue Gedanken oder Theorien von Qualität verbessern die subjektive
Realität im Sinne der Annäherung an die objektive Realität.

Der objektiven Realität kann die subjektive Realität angenähert werden, wenn man im Wissen um die Unzulänglichkeit letzterer systematisch Störfaktoren die durch die eigene Eingebundenheit, durch Interessen, Vorurteile, gesellschaftliche, kulturelle und politische Bedingungen verursachte Selbsttäuschungen ausschließt, sowie Unzulänglichkeiten von Experimenten oder die der Betrachtung zugrundeliegende Datenbasis konsequent und systematisch verbessert. Die aus einer Verbesserung resultierende Wahrheit ist in diesem Sinne eine relativ bessere Wahrheit. Die Wahrheit wird durch Akzeptanz des
Konzeptes der nicht erreichbaren vollständigen Abbildung der objektiven Realität relativiert.

Die Verbesserung der Wahrheit begründet die Qualität von Aussage bzw. Theorie.

 
 

Fazit Neufassung

Die Neufassung führt auf mindestens sechzehn (achtzehn) Gesetze des Denkens. Dabei hat sich insbesondere der sehr ungenau gefaßte Gedanke des hinreichenden Grundes als besonders ergiebig erwiesen.
Durch sorgfältiges Sezieren des schlecht und überall anders formulierte Satz kaonnte auf den Satz von der Reduktion der Möglichkeiten auf eine relative Wahrheit, auf Sätze über Stärke und Schärfe, auf Sätze über Richtigkeit und Notwendigkeit von Prämissen, die Richtigkeit der Kausalität, das Kleinhalten der Parameterzahl, und das Hinreichen von Prämissen aufgeblasen werden, um letztlich die Voraussetzungen für eine sinnvolle Neuformulierung zu schaffen. Zusätzlich muß die Bedeutung der Kausalität für das Denken berücksichtigt werden. Einiges davon nutzt man unbewußt, weil man es als Kind gelernt hat. All diese Betrachtungen waren notwendig, um sinnvolle Gedanken über das Hinreichen von Gründen anstellen zu können. Die ersten drei Sätze bleiben im wesentlichen erhalten, der alte Satz Nr. 4 wird gestrichen und durch die neuen Gesetze 4 bis 18 ersetzt.

 

 

Weitere Denkgesetze

Abgeleitet:
19. Widerspruchsfreiheit der Prämissen

Der Satz von der Richtigkeit (12) impliziert die Widerspruchsfreiheit der Prämissen.
Prämissen müssen widerspruchsfrei sein.

 

Neu:
20. Scheinbare Widersprüchlichkeit von Fakten

Daß Fakten nur scheinbar widersprüchlich sind, kann Inhalt von qualitativ hochwertiger Theorie sein.
In solch einem Falle können aus der Kombination von Prämissen ungeahnten Folgerungen resultieren. kombiniert

 

21. Unbewußtheit falscher Prämissen

Unbewußt falsche Vorstellungen führen zu unbewußt falschen Prämissen.
Die Aufdeckung unbewußter Prämissen kann zu spektakulären Ergebnissen führen. Gleichwohl kann ein solcherart gewonnenes Resultat auf große Ungläubigkeit stoßen.

 

22. a Theorien mit unbewußt falschen Prämissen

Theorien mit unbewußt falschen Prämissen erkennt man daran, daß Effekte
nullter oder erster Ordnung ignoriert und statt dessen Effekte zweiter, dritter und höherer Ordnung diskutiert werden.

 

22. b Die Verteilung der Wichtigkeit von Effekten

Die Wichtigkeit von Effekten verteilt sich stark schwankend geometrisch. Das heißt die Größenordnung ihrer Relevanz kann sich stark ändern.
Voraussetzung für die Betrachtung der Wichtigkeit ist die Fähigkeit, für ein Problem relevante Effekte der Wichtigkeit nach zu ordnen. Zur Not können Werte (z. B. kategorisierte Fallzahlen oder finanzielle Kosten, Anteil an einem Gesamteffekt oder sonstiges) für die monotone Anordnung herangezogen werden.
Hypothetisches
Beispiel:

Ordnung des Effektes		Relevanz/Wichtigkeit
		0. 				49 %
		1. 				32 %
		2. 				15 %
		3.   				 3 %
		4. 				0,7 %

In diesem Beispiel haben die nullte und die erste Ordnung fast die selbe Relevanz. Als nullte Ordnung muß man – falls vorhanden – konstante Grundeffekte betrachten.

 
 

Kontexterweiterung

Die Einschränkung des Kontextes ist sinnvoll, wenn, wie beschrieben, der Gültigkeitsrahmen der Prämissen oder der ihrer für das Schließen wichtigen Eigenschaften überschritten wurde. Ist der Kontext zu eng, kann die Theorie nicht gemeingültig genug ausfallen. Somit stellt sich, um die Gültigkeit des Resultats verallgemeinern zu können, die Frage nach der gleichzeitig schlußerhaltenden und prämissenerhaltenden Kontexterweiterung.

 

Theorien mit Vorurteilen

Hat ein „Theoretiker“ Vorurteile oder parteiisches Interesse, hat er eine starken Antrieb, Fakten zu relativieren, zu vergessen, zu unterschlagen, oder zu negieren, sie unbegründet anzunehmen oder gar zu erfinden. Daraus resultieren in Hinblick auf die Wirkung der Fakten falsche Prämissen für Theorien.

Theorien, die auf Vorurteilen beruhen, müssen daher falsch sein.

Ressentimentgetriebene Ideologien verdienen trivialer Weise nicht die Bezeichnung Theorie.

[Evariste]

 

Formulierung von Problemen — Geplant für extra Beitrag
 

 
Fußnoten
 

1 – die immer eine relative ist –

2 Sinn (Reason) ist immer subjektiv.

3 Gemeint ist politisches Interesse oder gar Eigeninteresse.

4 Wenn man von links nach rechts „geht“. Die Linkslevel werden hier von
rechts nach links aufgezählt.

5 Hier wieder auf dem Weg von links nach rechts.

6 Wieder von links nach rechts.

7 Und hier von rechts nach links formuliert.

Von Evariste

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