Di. Mrz 19th, 2024

Wörter: 1327; Linkslevel: -2 Asozialisierte Mitläufer
 

Würde ein Pharao, dem die Sklaven Luft zufächeln, die Menschenwürde verstehen? –

Wenn ja, würde er sie als Bedrohung empfinden, –

denn Würde meint für ihn gerade das Vorrecht auf höchste Achtung. –

 

Die Menschenwürde ist in aller Munde. Das Grundgesetz schreibt demagogisch, die Menschenwürde wäre unantastbar. Tatsächlich wird sie ständig angetastet. Daher stellen sich die Fragen: “Was ist überhaupt Würde?”, “Wo kommt sie her?” und “Wer hat sie?”.
 

Heutiger Sprachgebrauch

Heute bedeutet Würde das Recht auf Respekt, Beachtung und Wertschätzung. Man meint damit in der Regel ein Mindestmaß an diesem Recht.
Die historische Bedeutung (weiter unten) greift höher.
 

Akademische Würden

In einer gerade heruntergeladenen Doktorarbeit heißt es auf der Titelseite:
Von der Fakultät … der Universität Stuttgart zu Erlangung der Würde eines Doktor-Ingenieurs (Dr.-Ing) genehmigte Abhandlung
.
Das Grundgesetz sagt nun: “Die Würde des Menschen ist unantastbar”. Welche Würde genau aber hat nun ein “Doktor-Ingenieur”? Unterscheidet sich die Würde dieses Doktor-Ingenieurs von der eines Menschen der Schuhe repariert?
Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir verstehen, wo das Wort Würde herkommt.

 

Historische Würde und Menschenwürde

Uns noch wohl-bekannt ist das altmodische Wort Hochwürden. In der Wikipedia steht unter “Hochwürden“: “Hochwürden (lat. reverendus) ist eine ehrenvolle Anrede („Euer Hochwürden“) beziehungsweise ein Titel für einen katholischen Geistlichen im Priesteramt…” Wenn es sich um eine ehrenvolle Anrede handelt, ist “Würde” also offensichtlich in den Zusammenhang mit “Ehre” gestellt.
“Würdenträger” sind Träger von Würde, was darauf hinweist, daß der Intention nach nicht jeder Würde trägt.
Noch klarer ist das Wort “Königswürde”. (“… griff Caesar nach der Königswürde?”) Offenbar ist die Königswürde (wenn man daran glaubt,) eine Würde, die nur Könige besitzen.
Was ist dann der Unterschied zur Menschenwürde?
Menschenwürde steht offenbar jedem Menschen zu und ist geschichtlich eine eher neuere Idee.
Wie dem auch sei – das Grundgesetz behauptet, diese Würde wäre unantastbar.
Die Wikipedia schreibt über die Würde, http://de.wikipedia.org/wiki/Würde , daß sie traditionell politischen oder Personen, Organisationen oder sozialen Einheiten zukamen und eine gewisse Stellung in der Hierarchie vermittelte. Wichtig war die Würde des Adels. Würde bezeichnet laut Wikipedia eine besondere “Seinsbestimmung, das Wort Würde selbst kommt von “Wert”. All das deutet klar darauf hin, daß es sich bei der Würde um einen sehr relativen Begriff handelt, der historisch keinesfalls die Gleichheit von Individuen ausdrückt, sondern gerade ihre Ungleichheit.

Daher sind einige prinzipielle Korrekturen angebracht. Als erstes am Grundgesetz!
Statt demagogisch:
“Die Würde des Menschen ist unantastbar.”
,
muß es heißen:
“Jeder Mensch besitzt Würde. Sie vor Angriffen zu schützen, ist von allen vornehmen Aufgaben des Staates die erste.”
.

Weiterhin müssen wir uns mit der Menschenwürde vom alten herrschaftlichen Begriff der Würde verabschieden.
Das Konzept der Menschenwürde ist ein linker Würdebegriff, der historisch jung ist. Weil er sich von dem alten (wie auch im Folgenden) vielfach partikularistisch genutzten Begriff noch nicht emanzipiert hat, muß man ihn im Unterschied zu diesen Anwendungsarten als “Menschenwürde” bezeichnen.

 

Amtswürde

Interessant an der “Amtswürde” ist, daß sowohl das Amt offenbar ihrem Träger, als auch der Träger dem Amt Würde verleihen kann.

Demagogen sprechen daher gern von einer “Würde des Amtes”. Beispielsweise behauptete der Bundespräsident Horst Köhler (der den Kriegsgrund verriet) bei seinem Rücktritt, er wolle “die Würde des Amtes” nicht beschädigen. Die Frage ist, was diese Amtswürde denn ist, wenn sie – wie behauptet – durch einen ungeeigneten Kandidaten beschädigt werden könnte?
Es scheint, als wäre hier wieder der altmodische Begriff der Würde, nämlich der der Macht und der Stellung in der Hierarchie benutzt worden – also nicht diejenige Würde damit bezeichnet, die das Grundgesetz, das gerade in Abgrenzung zur NS-Zeit und auf der Grundlage der Menschenrechte verfaßt wurde, schützen will. Denn wenn ein Amt Würde hätte, müßte die Menschenwürde ja darüberstehen. Wenn also jemand zurücktritt, “um die Würde des Amtes nicht zu beschädigen” hieße das, daß die Würde des Amtes über seiner eigenen steht, weil sie entweder so besonders bedeutend ist oder er selbst nicht mehr genügend Würde hat.

Warum aber hat jemand, der die Geheimnisse der Herrschenden verrät (in diesem Falle nannte er den Krieg Krieg und verriet auch den Grund für den Afghanistan-Krieg), keine Würde mehr? Nachdem diese Aussage raus war, tat man zunächst alles, um sie vergessen zu machen (nur genau einen Tag lang diskutierte man seine Aussage in den Mainstream-Medien, um sie dann nie wieder zu erwähnen und von da an so zu tun, als wäre er aus einem anderen Grunde zurückgetreten. Dabei wurde dieselbe Aussage etwas weitergehend, von Kriegsminister zu Guttenberg kurze Zeit später wiederholt, da sich herausstellte, daß das Echo bzw. die Entrüstung sich in Grenzen hielt. Zu Guttenberg mußte deswegen nicht zurücktreten. Ihn schaffte erst seine gefälschte Doktorarbeit (Link zur Analyse) aus dem Amt.
Zu Guttenberg kämpfte lange auch auf offensichtlich verlorenem Posten noch um sein Amt. War ihm die Würde des Amtes egal oder war seine eigene – die eines Kämpfers in der Öffentlichkeit vielleicht größer? Warum trat er als Fälscher nicht (freiwillig) zurück, während der Verrat des H. Köhler offenbar sofort mit seinem Amte nicht mehr vereinbar war? Ist es vielleicht die Herrlichkeit der Selbstherrlichkeit, die Würde begründet?

Die Anwort ist oben gegeben. Die Würde (die alte Würde – die politisch rechte Würde) ergibt sich aus der Stellung in der Hierarchie. Sie muß offenbar herrschaftstauglich ausgefüllt werden. In der Natur der Sache liegt es, daß jemand, der die Bedürfnisse der Herrschenden durchsetzt (und sei es ein Angriffskrieg), würdig ist. er erweist sich der ihm zugedachten Stellung würdig. Horst Köhler, der sich um die Eroberung der DDR verdient gemacht hatte, hat das offenbar beim Afghanistan-Krieg vergessen und sich als “unwürdig” erwiesen. Der Glamour-Kriegsdurchsetzter zu Guttenberg war noch “würdig” als die Union allein stand und Wissenschaftler Unterschriften gegen den Erfinder des Buchkopierens sammelten.
Amtswürde“ ist demagogisch.

 

“Tierwürde”

Eine besondere Dummheit findet man in der Wikipedia (ebenfalls im genannten Artikel) — nämlich die sogenannte Tierwürde. Den militantesten Tierschützern reicht der Tierschutz nicht aus, sie wollen Tierrechte. Daher erfinden sie die Tierwürde. Was bedeutet diese Tierwürde?
Es gibt sie nicht!
Da Tiere in jeglicher Hierarchie offenbar ganz unten stehen, kommt hier nicht der alte, sondern der neue egalitäre und linke Begriff der Würde ins Spiel, welcher offenbar abgeleitet von der Menschenwürde demagogisch auf Tiere ausgedehnt wird.
Wenn es sich tatsächlich durchsetzen sollte, von einer Tierwürde zu sprechen (was in Wirklichkeit praktisch niemand tut, dann würde sich natürlich die Frage stellen, ob die Tierwürde beispielsweise über der Würde des Amtes steht.
Fragen über Fragen!
Tierwürde gibt es nicht.

 

Auf jeden Fall geben uns die unterschiedlichen Anwendungen des Wortes und der beiden letzten Begriffe der Würde die Idee, daß es sich bei der alten Würde wohl um reine Demagogie geht.
Der alte Begriff der Würde ist demagogisch. Er verschleiert das Unrecht des Privilegs.

Der neue Begriff der Würde ist die Ausdehnung des alten auf alle Menschen. Da Würde (demagogisch) einen Rechtsstatus begründet, bedeutet Menschenwürde die ideologische Legitimierung eines universellen Menschenrechts. Jedoch auch das Wort Recht in seinem ursprünglichen Sinne bedeutet Privileg. (Recht zu (bauen, fördern, handeln, …) … , auf …) Das Menschenrecht ist daher ein Minimalrecht.
Die Menschenwürde begründet minimale Rechte für alle.

 

Würde und Ehre

Der linke Begriff der Würde schließt den der Ehre aus. Die Existenz des Ehrbegriffes ist an den alten Begriff der Würde angelehnt. Der Begriff macht nur Sinn, wenn Ehre unterschiedlich verteilt ist. Das hat der Begriff mit dem der alten Würde gemeinsam.

 

Würde und Menschenrechte

Die Erkenntnis, daß es kein adliges Blut gibt, sowie die, daß Landbesitz und Privateigentum an Produktionsmitteln auf diesem nur endlich ausgedehnten Planeten nicht zu rechtfertigen sind, begründen letztlich den linken Begriff der allgemeinen Würde. Die Existenz der Menschenrechte fußt auf der Entwicklung linken Denkens.

 

Würde links und rechts

Wie viele Begriffe ändert nach Evaristes Theorie des politischen Spektrums (noch nicht online) auch der, der Würde seine Bedeutung von rechts nach links.
Rechts bedeutet Würde – Recht auf Privileg und richtet sich nach Status und Macht.
Links negiert man die Ungleichheit und würde bedeutet – allgemeines gleiches Recht auf Achtung, Unversehrtheit und gleicher Zugang zu Leistungen und Ressourcen. Die linke Menschenwürde negiert das Privileg.
[Evariste]

Von Evariste

Schreibe einen Kommentar