Di. Mrz 19th, 2024

Wörter: 1263; Linkslevel: -3 Rechte; Essentieller Artikel

Was ist Ausbeutung?

Wenn komplexe Maschinen einfache Produktionsmethoden verdrängen, weil sie billiger und besser produzieren, ist es nicht mehr möglich, mit einer einfachen (alten) Maschine Gewinn zu machen, selbst, wenn sie noch tadellos funktioniert. Das liegt daran, daß neuere Maschinen oft Lohnkosten sparen, Stückpreise und Qualität durch Automatisierung und Rationalisierung gravierend gesteigert werden können, was auf dem Markt nach kurzer Zeit entscheidend ist. So kommt es, daß Unternehmer die besten Maschinen nutzen wollen und ein Rennen nach den besten Produktionsmitteln entsteht. Das hat zur Folge, daß die Herstellung dieser Maschinen und Produktionsmittel nur noch von spezialisierten Unternehmen geleistet werden kann. Produktive Maschinen können von Einzelpersonen weder selbst hergestellt, noch gekauft werden. Die Personen, die an diesen Maschinen die extra von spezialisierten Personen gewartet werden, arbeiten wollen, müssen den Eigner dieser Maschinen fragen, welcher die Situation (etablierter Weise) für sich ausnutzt und den Arbeiter nicht etwa seine eigenen Produkte darauf herstellen läßt, sondern ihn nur zu seinen eigenen Bedingungen (den des Kapitalisten) arbeiten läßt und ihn dafür bezahlt. Dafür behält der Kapitalist alle darauf produzierten Produkte und „vermarktet“ sie. Der Arbeiter verkauft ihm somit seine Arbeitskraft. Da es im Kapitalismus ein sorgsam organisiertes Elend gibt, ist der Arbeiter gezwungen, seine Arbeitskraft zu verkaufen. Im Zeitalter der Massenproduktion entsteht ein Produkt durch organisiertes Zusammenwirken vieler hochentwickelter Maschinen und Prozeßschritte. Die so produzierten Waren werden auf einem Markt verkauft, auf dem große Konkurrenz herrscht. An einen Markt-Einstieg ohne jegliches Kapital ist in keiner Weise zu denken.
Kapitalisten haben sich daher an die Ausbeutung der Arbeitskraft als eine von ihnen organisierte Ressource gewöhnt und nutzen sie systematisch zu ihrem Vorteil aus. Versuche, sich dem Zwang zu entziehen, werden als faul oder kommunistisch denunziert.

Der bürgerliche Ausdruck der „Ausbeutung“ bezeichnet nur die besonders infame Ausbeutung und Ausnutzung dieser Zwänge. Dazu gehört das Drücken der Löhne, die Verlängerung der Arbeitszeit, die Verkürzung der Urlaubszeit und die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, sowie weiteres.

 

Kampf um die Ausbeutung

Da trotz aller kapitalistischer Demagogie viele die Art der Ausbeutung durchschauen, haben sich politische Organisationen gebildet, die die schlimmsten Auswüchse des Kapitalismus bekämpfen. Schlimme Ausbeutung wird verhindert durch starke und breit organisierte Gewerkschaften. Die Kapitalisten wiederum haben das Feindbild Gewerkschaften entwickelt und bekämpfen sie. Politische Parteien, die Ausbeutung bekämpfen, gibt es auch. Sie werden jedoch nur gewählt, wenn Arbeiter und Angestellte verstehen, daß sie gemeinsam ausgebeutet und gegeneinander ausgespielt werden. Das aber können sie nur verstehen, wenn sie selbst ihrem nächsten nicht feindlich gegenüberstehen.
Gerade in den besonders asozialen USA gibt es Unternehmen (sogenannte union busters), die Geld damit verdienen, Gewerkschaften aus Unternehmen fernzuhalten.
Hier gegen helfen nur eine soziale Einstellung und politisches Interesse. Leider fördern Kapitalisten die Zunahme von Asozialität und Gewalt in der Gesellschaft.

 

 

Grobe Methoden der Intensivierung der Ausbeutung

Die groben Methoden der Intensivierung der Ausbeutung zielen darauf ab, Durch Gewerkschaften erkämpfte Errungenschaften der Beschäftigten zu umgehen oder auszuhebeln.

 

Outsourcing

Die Auslagerung von Arbeit aus Unternehmen diente ganz am Anfang der Inanspruchnahme von besonderer Qualifikation. Demzufolge waren die in Anspruch genommenen Spezialisten in der Regel viel besser bezahlt, als die sonstigen Lohnarbeiter und Angestellten des beauftragenden Unternehmens. Das änderte sich jedoch, da es bezüglich spezieller Dienstleistungen und Produkte doch Konkurrenz gab und viele Unternehmen lernten, die speziellen Arbeiten selbst auszuführen.
Heute hat sich die Situation umgekehrt. — Arbeiten werden ausgelagert, weil sie von Arbeitsdienstleistern, die die Gewerkschaften aus ihren Unternehmen fernhalten, billiger erledigt werden, als das durch Gewerkschaften an Tarife gebundene Unternehmen sie selbst ausführen kann.
Das Outsourcing führt dazu, daß das Arbeit auslagernde Unternehmen schleichend bis brachial Arbeitskräfte einsparen kann. Es zahlt insgesamt weniger Lohn. Die Lohnquote sinkt, die Profitrate steigt. Gleichzeitig wird die Gewerkschaft geschwächt, wenn die Unternehmen, die die billigere Dienstleistung anbieten, die Gewerkschaften weiterhin abwehren können. So sinkt das Realeinkommen.

 

Zeitarbeit

Eine spezielle Einrichtung solcher Arbeitsdienstleister ist die Zeitarbeit. Der Name Zeitarbeit bezieht sich offiziell auf die Abrechnung zwischen den Unternehmen. Jedoch ist es in der Praxis oft so, daß die Beschäftigten der Zeitarbeitsunternehmen nach Ergebnis oder Stückzahl bezahlt werden und dabei durch Vorgaben zu unbezahlten Überstunden gezwungen werden. Diese Praxis ist möglich, weil es extra zu diesem Zwecke zu wenige Arbeitsplätze gibt und denen, die keinen Arbeitsplatz mehr abbekommen oder ihn verlieren, Elend droht.

 

Unbezahlte Praktika

Eine spezielle Entwicklung ist das Praktikum. Die Ausbeuter sind kulturell verankert und pflegen eine Kultur der Konkurrenz. — Man soll andere ausstechen, „hard- and soft- skills“ ausbilden und möglichst an sich selbst denken. Da das Kapital heilig ist, sind es seine Eigner auch. Wer nicht heilig ist, hat Bewerbungen zu schreiben und dafür braucht er außer den Skills noch Erfahrung. Diese soll er in einem Praktikum erwerben. Da die kapitalistische Ideologie und der diese ausnutzende Usus immer akzeptierter wurden, wurden auch die Praktika immer schlechter bezahlt. So kam es eines Tage (im letzten Jahrtausend) daß Praktika gar nicht mehr bezahlt wurden.
Diese unbezahlten Praktika führen zu weiterer Ausbeutung, da die Praktikanten

  • anderes fertig qualifiziertes Personal verdrängen,
  • mit zusätzlicher Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen müssen,
  • viele Unternehmen sich auf die exzessive Beschäftigung von Praktikanten spezialisieren,
  • Praktikanten – auch unbezahlte – häufig Überstunden machen müssen,
  • und weil es Unternehmen gibt, Leute, die sich ihren Lebensunterhalt dazu verdienen müssen, systematisch ausnutzen.

All das hat Wirkungen auf den Arbeitsmarkt bzw. den Preis der Arbeitskraft.
Die infamen Kapitalisten verlangen systematisch, daß man Erfahrung im Lebenslauf nachweist und es stört sie nicht im geringsten, wenn die sich bei ihnen bewerbenden Lohnsklaven im Praktikum ausgebeutet wurden, denn sie selbst (die Kapitalisten) finden Ausbeutung richtig gut.

 

Politischer Arbeitsplatzabbau

Das „Freiwillige Soziale Jahr“, der Bundes-Freiwiligendienst (BufDi) und ähnliches dienen bereits der Verringerung der Lohnausgaben der Unternehmen und der Verschärfung des „Arbeitsmarktes“ durch Stellenabbau.
Betrachten wir die einschlägige Propaganda von Ausbeuterorganisationen – namentlich der CDU, so entdecken wir z. B. Kampagnen zur „ehrenamtlichen“ Tätigkeit. Ausbeuter wünschen sich mehr ehrenamtliche Tätigkeit! Diese Arbeit dient für sie dazu, die Leute daran zu gewöhnen, umsonst zu arbeiten und staatliche Funktionen streichen zu können. Sie hat jedoch vor allem Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, da weniger Lohn gezahlt wird und weniger Stellen vorhanden sind. Die Konkurrenz zwischen den Arbeitskräften steigt und die Kapitalisten reiben sich die Hände.
Es wird jedoch noch schlimmer, Kapitalisten möchten plötzlich kleine „Vergütungen“ oder „Entschädigungen“ für ehrenamtliche Arbeit zahlen. Mit diesen Zahlungen entwerten sie jedoch diese eigentlich selbstlos und im öffentlichen, gesellschaftlichen oder gemeinschaftlichen Interesse ausgeführten Tätigkeiten, was letztlich auch der Zweck des Manövers ist, denn wenn sich erst Arbeitslose, die nicht verelenden wollen, auf ungenügend vergütete Tätigkeiten stürzen, weil sie etwas mehr Geld benötigen, dann werden diese Tätigkeiten, die bisher aufgrund von sozialem Engagement mit Leben und Inhalt gefüllt wurden, sterben, da sie nicht mehr der Sache dienen. Die CDU hofft auf diese Weise soziales Engagement zum erliegen zu bringen. Die fehlende Funktion, die der Staat, das Land oder die Kommune auch nicht ausgefüllt aber vielleicht leicht gefördert hat, läßt ich dann vielleicht privatisieren. Danach wird sie teuer und schlecht ausgeführt.
Das größte Engagement entsteht durch Überzeugung. Regelmäßig schlechte Bezahlung, wie immer man sie auch verkauft, zerstört sie.

 

Verdeckte Kombilohnmodelle

Eine spezielle Entwicklung wurde durch die Hartz-Gesetze ermöglicht, nämlich der Ein-Euro-Job. Dieser wird vereinzelt zugunsten von Privatunternehmen realisiert. Dadurch hat das Privatunternehmen eine extrem billige Arbeitskraft, die ihrerseits vollständig oder fast vollständig vom Amt bezahlt wird.

 

Folgen

Ausbeutung ist trickreich und systematisch. Ihr entspricht eine Kultur. Diese Kultur hat sie zum Zweck. Ausbeutung führt zu Akkumulation von Reichtum. Mehr Reichtum führt zu mehr Ausbeutung. Die Verschärfung der Ausbeutung führt zu Elend – Elend zu Krankheit – Krankheit zu Tod.

 

Lösung

Die Akzeptanz der Ausbeutung liegt in der Menschenverachtung der Ausgebeuteten selbst begründet. Sie hindert die Ausgebeuteten an ihrer Befreiung. Wer der Feind seines Kollegen ist, wird die Ausbeutung nicht lindern können.

[Evariste]

Ein Nachflolgeartikel findet sich zwei Level weiter auf +1: »Moderne Methoden der Ausbeutung II« (gerade online) Der Begriff der Ausbeutung wird dort vertieft.

Von Evariste

Schreibe einen Kommentar