Di. Mrz 19th, 2024

Wörter: 694 ; Linkslevel: -1 Nichtlinke
In den letzten Jahren werden in den Mitgliederheften vieler gesetzlicher Krankenkassen regelmäßig Artikel lanciert, in denen “namhafte” Vertreter dieser Kassen “mehr Wettbewerb” fordern. Diese Forderungen sind nicht nur unzweckmäßig und unsolidarisch, sie sind nicht nur demagogisch, sie sind nicht nur im Interesse der privaten Krankenkassen, sie sind vor allem kriminell!

  • Sie sind unzweckmäßig, weil bereits heute ein großer Teil der Krankenkassenbeiträge für Reklame geopfert wird und der sogenannte Wettbewerb, der in Wirklichkeit Konkurrenz ist (Siehe »Was ist Demagogie?«), idiotische „Leistungen“ kreiert, die weitere Mittel verschlingen.
  • Sie sind unsolidarisch, weil Konkurrenz unsolidarisch ist. Das Konkurrenzprinzip widerspricht dem Solidarprinzip diametral. Konkret wird die Konkurrenz zwischen den Kassen durch den Ökonomisierungsdruck auf die Versicherten übertragen.
  • Sie sind demagogisch, weil der sogenannte Wettbewerb die Kassen nicht besser machen kann, als wenn sie mit vollem Mitteleinsatz ihre Funktion ausüben, sondern können sich nur gegenseitig Mitglieder wegnehmen.
  • Sie sind demagogisch deshalb, weil Patienten zu Kunden gemacht werden sollen. Ein kranker Patient kann aber nicht zwischen Therapien wählen, als wenn er Mäntel oder Regenschirme kaufen würde.
  • Sie sind im Interesse der privaten Krankenkassen, weil nur diese von der Konkurrenzsituation profitieren, welche letztlich von den Beiträgen für die Gesetzlichen Krankenkassen mit profitieren, da diese die „schlechten“ Patienten übernehmen.
  • Diese Forderungen sind kriminell, weil sie letztlich nur den privaten Krankenkassen dienen und zu einer Zerschlagung des öffentlichen (eigentlich paritätisch finanzierten) Gesundheitssystems dienen. (→ »Warum gibt es Privatisierung?«) Das Ziel ist es, Gesundheit zur Ware zu machen, da sich nur dadurch Gewinnmöglichkeiten für Anleger ergeben.

 

Wettbewerbspropaganda

Der sogenannte Wettbewerb ist, wie in »Was ist Demagogie« (Abschnitt Euphemismen) bereits erläutert wurde, zur Verschleierung von Konkurrenz als euphemistische Vokabel eingeführt. Dafür gibt es nun ein aktuelles Beispiel: Die BKK ist Ende 2010 Pleite gegange und ihre Patienten, die in andere Kassen aufgenommen werden mußten, wurden bis zur Intervention der Regierung tagelang von anderen Kassen abgewimmelt. Warum ist das so? Zunächst ist diese Kasse offenbar auf „schlechten Patienten“ d. h. auf für die Kassen teuren Patienten sitzengeblieben, weil einige Privatkassen skrupellos junge und gesunde Patienten abgeworben haben. Dieses unsolidarische Verhalten hat zu einem Abstrom dieser Patienten geführt, weshalb die alte Kasse nicht mehr so gut wirtschaften konnte und sich immer stärker verschuldete.

Skrupellose Politiker vor allem aus der FDP haben in der Vergangenheit immer wieder auf mehr „Wettbewerb“ gedungen. Wir sehen nun, daß dieser sogenannte Wettbewerb nicht nur sinnlos ist, sondern klar das Solidarprinzip untergräbt, weil wenn Kassen aufgrund äußerer Bedingungen und dazu gehören die ihr zuströmenden Patienten, unterschiedlich wirtschaften können, dann sind einige Kassen klar benachteiligt und können ihren Patienten weniger bieten. Wenn es zu Kultur gehört, diese Unterschiede auszunutzen, gehört die Untergrabung des Solidarprinzips zur Kultur. Glücklicher Weise können wir das Phänomen auf gewisse politische Richtungen und auf die privaten Krankenkassen eingrenzen. Allerdings muß hier klar hervorgehoben werden, daß die Idee mehr Wettbewerb zu fordern, eine neoliberale ist, die im Zuge der Verbreitung neoliberaler Ideologie auch viele skrupellose oder auch nur blöde Funktionäre in den gesetzlichen Krankenkassen infiziert hat, die dann in den Patientenzeitschriften Beiträge schreiben, in denen von „mehr Wettbewerb” die Rede ist, obwohl genau das eben genau den gesetzlichen Krankenkassen schadet.

 

Der Sinn der Wettbewerbspropaganda

Ohne die Demagogie des „Wettbewerbs“ ist für die meisten Menschen leicht ersichtlich, daß Konkurrenz zwischen Krankenkassen schädlich ist. Die leistungsfähigen gesetzlichen Krankenkassen können nur dann durch profitorientierte Kassen ersetzt werden, wenn die Menschen aufgrund irgendwelcher Lügen daran glauben, daß das sinnvoll wäre.
Private Krankenkassen können nur Gewinn erwirtschaften, wenn die Leute dumm genug sind, in sie einzutreten. Damit sie trotz Gewinnausschüttung noch attraktiv für Krankenversicherte sind, sind sie gezwungen, das System der gesetzlichen Krankenkassen für sich auszunutzen und auszubeuten.

 

Die Propaganda ist neoliberal privatorientiert und dumm!

Tatsächlich sind die gesetzlichen Krankenkassen für die privaten eine Ressource, die Mitglieder bietet und vor allem die vielen teuren Patienten versorgt. Eine Abschaffung der großen GKV ist gar nicht im Interesse der Privaten.
Vielmehr ist das Verbot von privaten Krankenkassen im Interesse der gesetzlichen.

 

Mehr dazu steht in

»Was ist schlimm an privaten Krankenkassen?« ,
»Was ist schlimm an privaten Versicherungen?« (fertig),
»Was ist schlimm an Wettbewerb? …« (fertig).
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[Evariste]
 
Siehe unbedingt auch:

»Warum gibt es Privatisierung?«

Von Evariste

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