Di. Mrz 19th, 2024

Wörter: 4880; Linkslevel: +2
 
Was ist Abstraktion?

Um von der eigenen Kultur zu abstrahieren, muß man die Bedingungen ihrer Existenz, ihre Unterschiedlichkeit zu anderen Kulturen und den Einfluß dieser Kultur auf das eigene Denken verstanden haben, somit also auch vom Denken der eigenen Kultur abstrahieren.

Das wird hier versucht. Allerdings ist der Autor ein bisschen im Vorteil – er kommt aus dem Sozialismus.

 

Energieverbrauchskultur

Die westliche Kultur ist durch Technikgläubigkeit und Energieverbrauch geprägt. Diese Prägung ist Jahrhunderte alt und geht auf Erfolge bei der Mobilität, bei der durch Forschung und Warenproduktion fortgeschrittenen Hygiene, Medizin und auf alle Arten der Technologie zurück, die das Leben einfacher und leichter machen. Unglücklicher Weise bedingt dieser hohe Energieverbrauch eine Lebensweise, die planetar nicht verallgemeinert werden kann. Das kann man seit mindestens vierzig Jahren wissen. Die Westliche Kultur verschließt seit langer Zeit die Augen davor, daß Energieerzeugung derzeit nicht nachhaltig ist. Eine Veränderung erscheint schwierig. Vor allem deswegen beruht die Erzeugung der Energie immer noch größtenteils auf der Ausbeutung von Ressourcen armer Länder, die in keiner Weise adäquat entschädigt werden. Längst ist die Grenze straflos nicht-nachhaltig erzeugter Energie überschritten. Die westliche Kultur verbraucht somit nicht nur Energie, die ihr nicht mehr zusteht, sondern Energie, deren Verbrauch die die Überlebenschancen der Menschen auf dem Planeten gefährden.
Diese Art der Lebensweise erfordert eine partielle Blindheit.
Notwendige Begleiterscheinungen sind enormer Platzverbrauch, Not und Elend in den armen Ländern, die Vernichtung der belebten Natur und eine Vermüllung und Vergiftung der gesamten Umwelt.

 

Zwischen Dekadenz und Fortschritt

Die wissenschaftlich-technische Entwicklung, die Bildung und der (teilweise) von Geschlecht, ethnischer Zughörigkeit und Religion unabhängige Erwerb des Einkommens – kurz die Produktivkraftentwicklung und ihre zivilisierenden sozialen Folgen bedingen einen gewissen Fortschritt, der einer in Teilen völlig neuartigen Lebensweise den Weg ebnete.
Gleichzeitig beruht ein großer Teil davon auf Ausbeutung und nur langsam begreifen die Menschen, daß eben auf diesen Teil verzichtet werden muß. Maßlosigkeit und Antiintellektualismus sind dekadente Begleiterscheinungen, die scheinbar und auch wirklich Erreichtes pervertieren.
So wird die sogenannte sexuelle Revolution, die in Wirklichkeit als Revolution nur auf der ökonomischen Unabhängigkeit der Frau beruhen kann und somit (wirklich) nur in der DDR und anderen sozialistischen Staaten stattfand, heute (im Westen) mit universeller sexueller Tabulosigkeit verwechselt. Pornographie wird als Ausdruck fortschrittlicher freizügiger Gesinnung verstanden, statt als, zum Zwecke der Vermarktung, zum sexuellen Konsum konditionierte Kultur der kapitalistischen Massen. Der Fortschritt, der in der sexuellen Freizügigkeit liegt, kann einem islamischen Lande von eben diesem dekadenten Westen, nicht vermittelt werden. Der Westen erscheint außerhalb als unanständig und überheblich, was er – auf andere Weise – auch ist.
Besonders klar wird die Schwierigkeit, fortschrittlich zu sein, wenn es um den Autoverkehr geht. Im Fernsehen laufen Autosendungen, in denen die Kraft, Geschwindigkeit, Bequemlichkeit, aber auch der Statusgehalt, teilweise sogar die Männlichkeit der benzinverbrauchenden Fahrzeuge betont und indirekt über einen umfassenden Autokult der Verkauf von Fahrzeugen gefördert wird. Gleichzeitig versucht die teilblinde Gesellschaft auf Elektrofahrzeuge umzuschwenken, was übrigens von den Fahrzeugherstellern und erst recht von der Mineralölindustrie hintertrieben wird, ohne daß das in der politischen Auseinandersetzung irgendwelche Konsequenzen hätte.
Dabei sind auch die blind, die sich für Elektrofahrzeuge einsetzen, da das Problem im Individualverkehr und seinem astronomischen Energieverbrauch liegt, wie in »Was ist schlimm am Elektroauto? – Warum das Elektroauto eine technologische Sackgasse ist« und vor allem in »Der energetische Blickwinkel in der Politik – und – Warum der Individualverkehr sterben muß« gezeigt wurde.

 

Computer und Rohstoffverbrauch

ein wesentlicher Teil des sozialen und gesellschaftlichen Fortschritts beruht auf der Informationstechnologie und der Verbreitung von Computern. Leider ist die Jagd nach den schnellsten Computern und den modernsten Mobiltelefonen zu einem Konsumsport geworden, der zu großem Energie- und Rohstoffverbrauch durch einen kleinen Teil der Menschheit führt. Dabei sollte die allgemeine Computerisierung und der Ausbau von Kommunikationsmitteln doch von Nutzen sein. Voraussetzung ist allerdings, daß die kulturelle Nutzung der technischen Werkzeuge auch halbwegs sinnvoll ist.

 

Aufklärung, Bürger- und Menschenrechte

Einige Adlige und Gebildete des 16. Jhr. begannen langsam einige Dogmen der Kirchen aufzuweichen. Später dann kamen Manufakturen auf, die einen bedeutenden Mehrwert abwarfen. Seehandel und Produktion nahmen einen Aufschwung. Dadurch gab es insbesondere reichere Bürgerliche und reicheren Adel. Einige wenige dieser Reichen leisteten sich besondere Bildung und noch weniger betrieben Wissenschaft. Wissenschaft war zu dieser Zeit absoluter Luxus. Als der Soldatenkönig die Schulpflicht einführte begann mit zunächst nur wenigen Schulstunden am Tag die allgemeine Schulbildung. Ein Ausbau dieser Bildung führte zu einer Verbreiterung von Herrschaftswissen. Technik und Wissenschaft entwickelten sich, neue Energiequellen wurden erschlossen. Der Unterschied zwischen Adligen und Bürgertum reduzierte sich immer stärker auf das reine Recht und wurde kenntlich. Der Sturz des Adels war eine logische Konsequenz der Allgemeinen Schulbildung. Menschenrechte wurden formuliert, Bürgerrechte gewährt.
Heute können wir sagen, daß die Unterschiede zwischen den Völkern unwichtig sind und die Unterschiede zwischen arm und Reich nur im Eigentum liegen. Die Wahrheit, daß das Privateigentum an Produktionsmitteln demagogisch ist, wird immer noch verschleiert. Der Fortschritt jedoch hat bereits die formale Gleichberechtigung von Frauen, Behinderten und anderen Ethnien erzwungen. Trotz Schulbildung gibt es noch Diskriminierungen von Armen, Alten, Kindern, Alleinerziehenden, Frauen in privaten Unternehmen, ,,, Aber auch die Schulbildung ist inhomogen. Sie ist schlechter, als in der DDR. Statt in einer Monarchie leben die Menschen in einer Diktatur des Kapitals, die sich zu einer Diktatur der Finanzmärkte entwickelt hat. Der Westen, der sich selbst gern freiheitlich und demokratisch nennt, wird seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht.

 

Sexualität und Fortschritt

Sexualisiertes dekadentes Statusdenken – die Verschmelzung der kulturellen Dauerbrunft mit dem sozialchauvinistischen Ressentiment

Ein zeitgenössischer Komiker brachte mit dem Witz „Wenn ein Mann seiner Frau die Autotür aufhält, dann ist entweder das Auto neu, oder die Frau.“ auf den Punkt, was die Frau und das Auto im Kapitalismus gemeinsam haben: Beide sind Statussymbole.
Man kann heute teils archaische Phänomene in der BRD-Gesellschaft beobachten, die meist gar nicht oder in diesem Maße in der DDR nicht verbreitet waren.

Es wird/werden

  • Sozialstatus wird teils öffentlich zum Flirt eingesetzt (Das geht noch, das gab‘s auch noch in der DDR.),
  • Praktische Dauerbrunft zum Statussymbol,
  • Aussehen und relative Attraktivität im Umkehrschluß als Kompetenz gedeutet,
  • Status und gleichzeitiger Besitz attraktiver Partner als Selbstverständlichkeit gesehen,
  • Ungewöhnliche Interventionen im Berufsleben als Flirtverhalten interpretiert,
  • Unsachlichkeit als Merkmal von Sozialstatus betrachtet,
  • daher dummes Gequatsche bei hochangebundenen „Autoritäten“ quasi als „künstlerische Einlage“, die auch ein Flirt mit einer anwesenden Person sein könnte, oder schlicht als Zeichen der Macht toleriert,
  • sexuelle Erfolglosigkeit wird als statusmindernd angesehen.
  • hoher Status aufgrund der Anfälligkeit für Ideologeme mit anderen Biologismen, wie dynamisch, sportlich, … gleichgesetzt,
  • deshalb umgekehrt Statussymbole, wie Sonnenbräune, Marken der Autos als (vermeintliche) Statussymbole eingesetzt,
  • Statusverhalten gefälscht oder nachgeahmt.

 

Reale wirtschaftliche Phänomene, wie

  • Hohes Einkommen macht Kinderreichtum möglich.
  • Soziale Ausbeutbarkeit = berufliche Ausbeutbarkeit = sexuelle Ausbeutbarkeit.
  • Niedriger Status hat auch wenig zu sagen.

sind die BRD-Gesellschaft von der DDR-Gesellschaft abgrenzende Merkmale

 

Der Fortschritt der sexuellen Revolution im Kapitalismus — und im Sozialismus

Da wir hier tabulos abstrahieren wollen, stellen wir uns hier mal die Frage, ob die sexuelle Revolution, so wie vielleicht Bewohner islamischer Länder vermuten würden, dekadent ist, oder wirklicher Fortschritt.
Diese Frage kann eigentlich nur ein wirklicher Linker beantworten, da ihre Beantwortung insbesondere in Bezug auf die alte BRD d. h. Westdeutschland sehr durchwachsen ausfällt.
Wenn wir mal zusammentragen, worin der Fortschritt der sexuellen Revolution besteht kommen wir zwar schnell, auf Aufklärung, medizinischen und hygienischen Fortschritt, sowie bewußte Verhütung, jedoch noch nicht auf Dinge, die einen religiösen Fundamentalisten unbedingt überzeugen könnten. Solch’ Überzeugendes gab es nur in der DDR, wo die Sexualaufklärung ebenfalls voranschritt, der gesellschaftliche Charakter jedoch ein ganz anderer war, so daß Sex, oder auch nur öffentliche Nacktheit nicht gleichzeitig zur Ware wurden. Die Verbreitung religiöser Vorurteile im Westen Deutschlands untergrub Teile des aufklärerischen Fortschritts und führte gleichzeitig zu zügelloser Vermarktung eben gerade dessen, was als verboten erschien. Gerade die Pornographie steht zur religiösen asexuellen Moral in einem dialektischen Verhältnis. Beide bilden in der Marktwirtschaft zwei Seiten ein und derselben Medaille. Ohne moralisches Verbot und Hemmung normalster Sexualität ist die Vermarktung von Pornographie in großem Umfange unmöglich. Pornographie und Prüderie bedingen einander.
In der DDR war der Flirt zwischen den Geschlechtern weit unproblematischer, als in der heutigen BRD. Das lag an der ökonomischen Selbständigkeit der Frau. Während im Westen die Frau sich des Risikos der Schwangerschaft sehr bewußt sein muß und meist (oft vollständig) auf den Kosten und der Arbeit der Erziehung sitzenbleibt, konnten die DDR-Frauen die Sache ruhig und überlegt angehen. Die sexuelle Initiative ging in der DDR oft von den Frauen aus. Sie konnten sich ohne Risiko mit drei Kindern bei voller Berufstätigkeit von ihrem Manne scheiden lassen. Das ist Fortschritt!
In der BRD hingegen ist die Zahl der öffentlichen Kinderbetreuungsplätze rar — mit dem Ergebnis, daß berufstätige Frauen sich keine Kinder anschaffen. Will eine Frau sich trotz Mangels an Kita-Plätzen ein Kind anschaffen, ist sie von ihrem Partner abhängig, muß in seine Stadt ziehen und muß sich von ihm aushalten lassen. Die relative Asozialität – heißt hier – der Egoismus der Westdeutschen kann auch schon mal dazu führen, daß die Kinderbetreuung dann voll bei der Frau hängen bleibt und der Mann als Großverdiener nach der Arbeit mit Freunden ausgeht, „weil er das ja verdient hat“ oder sich einfach aus der Erziehung oder der Partnerschaft zurückzieht. Die Bundesrepublik ist bezüglich der Veränderung des traditionellen Rollenverhaltens auf halbem Wege stehengeblieben und präsentiert auch vom Verdienstmodell her heute eine Variante, die bei nur einem Verdiener zuwenig Geld für eine ganze Familie beinhaltet und bei zwei Verdienern etwas mehr als genug1. Mit dem Boykott der Kinderbetreuung durch konservative Politiker wird das Elend fundamentiert und führt durch Verdienstausfall zu Not, Einverdienerrealitäten, zu verstärkter Ausbeutung, zu Unsicherheit und Abhängigkeit, zu Überforderung, Suchtverhalten und Fremdgehen, zu Konsumismus und Pornographie und Prostitution. Letztere beiden sehen wir nicht als Sünde, sondern als Symptom konsumistischer Sexualität, ausbeuterischen Verhaltens, vor allem aber eines Armutsgefälles.
Wenn ich also einem iranischen Muslim am Beispiel der BRD den Fortschritt der sexuellen Revolution erläutern soll, komme ich ins Schleudern.
Die Entwicklung der Bevölkerungsstärke, die in der DDR stabil war, ist im exzessiv suchtbetonten Westen rückläufig — also instabil.
Die Sicherheit der Frauen in der DDR im Vergleich zur BRD war nicht nur eine ökonomische Sicherheit. Auch im Umgang mit fremden Männern hatten Frauen in der DDR weit weniger Argwohn, als in der BRD. Das lag an der objektiven Zivilisiertheit der DDR-Bevölkerung.

 

Geschlechterverhältnis

Als wir Ostler in den Westen kamen, gab es eine Fülle neuer Phänomene. Die relative Feindschaft (Gleichgültigkeit oder Mißtrauen gegenüber Fremden) ist nur eines von vielen. Roheit und Wut in Gewaltdarstellungen neben dem oben bereits erwähnten Statusdenken zeigten an, daß diese Gesellschaft etwas anders funktioniert. An einer Wand in Kreuzberg stand geschrieben: „Vergewaltiger wir kriegen Dich“ oder „Schwanz ab!“. So etwas hatte es in der DDR nicht gegeben! Nicht, daß es überhaupt keine Vergewaltigungen gegeben hätte, aber eine Vergewaltigung ist eine Gewalttat, die auf der Verachtung der Frau beruht. Und dieses Phänomen ist im Kapitalismus wie alle Ressentiments naturgemäß häufiger, als im Sozialismus, – die Erbarmungslosigkeit des Publikums inbegriffen.
Ein Westbegriff, den es in der DDR nicht gab, ist der des „Geschlechterkampf“es. Im Westen gibt es allen Ernstes die Vorstellung, die Geschlechter würden sich in einer Art Kampf miteinander befinden. 55 Jahre nach dem Tod desjenigen Reichskanzlers, der den Deutschen vom völkischen Kampf erzählte, sind die Westdeutschen vom “Geschlechterkampf“ erfüllt, ohne daß jemand gegenredet. Dies’ alles haben die Ostler, die in den 90ern gerne Wessis sein wollten, wie alles andere Gute und Schlechte aus dem Westen unkritisch aufgesogen.
Eine Gesellschaft, die eine Feindschaft zwischen den Geschlechtern sieht, hat kein befreites Verhältnis zur Sexualität – hat kein befreites Verhältnis zu sich selbst.

 

Nacktheit

Das dem Kapitalismus intrinsische Streben nach Profit führt u. a, dazu, daß selbst Nacktheit als ausbeutbare Ressource erkannt wird. Konservative prüde Sittsamkeit sogt für die zur Vermarktung nötige künstliche Verknappung, die so typisch für die Vermarktung von Dingen ist, die ursprünglich Allgemeingut waren. Anders herum fördert die vergiftende Vermarktung der Nacktheit auch die Prüderie. In der DDR entwickelte sich aufgrund des Mangels an kommerziellem und religiösem Interesse eine Freikörperkultur, die eine kommerzielle Ausbeutung zumindest von Nacktheit erschwerte – abgesehen davon, daß sie nicht legal gewesen wäre. Eine wissenschaftliche Weltanschauung ermöglichte zusätzlich einen nüchternen Blick auf Sittlichkeitsphänomene2 und erleichterte den gesellschaftlichen Fortschritt.
Gerade die Zurückdrängung der FKK-Kultur im Kapitalismus zeigt die Rückständigkeit der Alt-BRD-Bevölkerung und die Vergiftung des menschlichen Geistes im Kapitalismus.

Prüderie und Pornographie gehören zusammen, wie Körperkult und Freßsucht(USA), Frauenquote und Männlichkeitskultur, Zensur von Intimität und Zärtlichkeit und Gewaltbereitschaft(USA), Terror und Antiterror(USA).
 
Wenn wir also im Orient für die sexuelle Revolution werben wollten, sollten wir die untergegangene DDR als Modell anführen.

 

Arbeit und Sucht

Die unbedingte Entwicklung der Produktivkraftentwicklung reicht im Konkurrenzkampf häufig nicht aus, wodurch Unternehmer immer wieder der Versuchung erliegen, die Tätigkeiten der Beschäftigten zu intensivieren. Diese auch ideologisch flankierte Intensivierung führt zu Streß und Überstunden. Sie belastet die wenigen Beschäftigten, die oft die Arbeit von vielen machen müssen, stark. Es kommt daher zu charakteristischen Erscheinungen. Eine Überkompensationserscheinung ist die Arbeitssucht. Andere Erscheinungen sind der Dienst nach Vorschrift, bzw. die innere Kündigung bei und – besonders wichtig – der Betäubungsmittelmißbrauch. Zu letzterem gehört vor allem das Fernsehen, das Rauchen und der Alkoholgenuß. Neuerdings kommen eben Arbeitssucht und verstärkt Spielsucht hinzu.
Die Arbeit führt hier nicht zur Befreiung. Wenn die Arbeit ausreichend gut bezahlt wird, entsteht aus der Befreiung vom finanziellen Elend ein freizeitliches Elend oder ein intellektuelles Elend, ein Antriebselend und bei Mobbing ein Akzeptanzelend3.
Der Alkoholgenuß ist so typisch, da z. B. in us-amerikanischen Filmen, die im gehobenen Millieu stattfinden, Gästen immer Drinks angeboten werden. Die Regelmäßigkeit solchen Konsums charakterisiert jedoch die Sucht. Daher muß von Sucht als kulturell verwurzelter, gesellschaftlicher Erscheinung ausgegangen werden. Der Konsum anderer teils gefährlicherer Drogen ist meist vergleichsweise gering, im Vergleich zu armen Kulturen jedoch gewaltig. Wichtig ist hier der als Wohlstandsdroge teilweise mit sozialem Nimbus versehene Kokainmißbrauch. Dieser ist gefährlich, weil er die Persönlichkeit verändert (zum asozialen und schließlich zu Wahnsinn hin), was dann eben gerade Reiche betrifft, die etwas zusagen haben und oft ohnehin schon mit Überlegenheitsvorstellungen ausgestattet sind. Der spezielle Nimbus bestimmter Drogen führt zu ihrer Verbreitung in bestimmten sozialen Schichten oder Altersschichten. So beginnt man das Rauchen in der Jugend und das Kiffen (THC4-Mißbrauch) bei einer gewissen Ferne von der Ordnungsmacht, den Kokainmißbrauch in Schichten mit elitaristischen Anwandlungen. Andere Drogen wie Amphetamine und LSD sind an kulturelle Strömungen gebunden. Heroin- und Crackmißbrauch sind charakteristisch für den ultimativen seelischen und gesellschaftlichen Absturz.
Die Schädlichkeit vieler Drogen führt zu ihrem Verbot, das Verbot in der bürgerlichen Gesellschaft zum Tabu. Je gefährlicher die Strafe, desto stärker das Tabu
 

Drogen als Tabu

Interessant sind die Auseinandersetzungen um das Tabu Drogen – wobei hier Betäubungsmittel und ihr Mißbrauch gemeint ist. Diese Auseinandersetzung findet nicht (direkt) zwischen Imperialisten und Linken statt, sondern zwischen religiösen Fundamentalisten und Säkularen. Das Tabu ist dabei so stark, daß selbst im Hinblick auf THC-haltige Produkte keine Argumente angehört werden.
Desto schwieriger ist es mit der Freigabe harter tödlicher Drogen, die nicht deswegen töten, weil sie so stark betäuben, sondern weil sie aufgrund ihrer nicht normierten Herstellung in Gehalt und Konzentration, sowie Verschmutzung sehr zufällig schwanken. Eine Abgabe normierter und vor allem reiner Dosen rettet Leben! Zusätzlich kann gerade durch die Verfügbarmachung genormter Präparate eine Feinkontrolle des Verbrauchs erfolgen, die gerade zum Herunterdosieren also zur Not auch zur Selbsttherapie absolut notwendig ist.
Nur wenige Länder des Westen sind so säkular und so wenig fundamentalistisch, daß dieses Tabu aufgehoben würde. In Islamischen Ländern jedoch steht auf Drogenschmuggel teilweise die Todesstrafe.
Dabei gibt es eine Gemeinsamkeit nämlich gesellschaftlich anerkannte Drogen, die auch durchaus zerstörerische Wirkungen haben. Dazu gehört allgemein das Rauchen, in westlichen Kulturen der Alkohol und in orientalischen Kulturen z. B. das Kath- oder das Betelkauen.

 

Kapitalismus

Die westlichen Kulturen sind, das ist ihr strategischer Vorteil gegenüber anderen Kulturen gleichzeitig die kapitalistischsten. Was bedeutet das? Zunächst hat sich der Kapitalismus zuerst in Europa und in den USA entwickelt, und er ist mit Ausnahme Japans bis heute allen anderen Kulturen in der Entwicklung voraus. Das bezieht sich auf alle kapitalistischen Globalisierungsphänomäne (wie transnationale Konzerne mit Sitz in den reichen Ländern, fortgeschrittene Akkumulation, die Benutzung von WTO, IWF und Weltbank oder auch der NATO für ihre Zwecke), so aug die zunehmende Trennung zwischen Arm und Reich auch im Inneren, wie auch auf Fortentwicklungen im Eigentumsrecht, wie die Zunahme der Gegenstände von Patentierung oder die Entwicklung geistigen Eigentums, oder auch die Kontrolle dieses Eigentumsrechtes. Dieser Kapitalismus verschärft (eskaliert) die Akkumulation. Demzufolge haben sich viele Einwohner der westlichen Welt daran gewöhnt, andere Länder, Völker oder fremde Arbeiter auszubeuten. Wo eine Rechtfertigung für diese Ausbeutung fehlte, sprangen daher Ressentiments oder Überheblichkeit ein. Die daraus resultierende Ausländerfeindlichkeit wurde weiter oben schon beschrieben. Eine weitere Konsequenz verschärfter Akkumulation ist jedoch ein starker teils unbewußter Sozialchauvinismus. Dieser wird in der BRD von fast allen Beteiligten gut verschleiert und tritt daher als Egoismus, als Ordnungsliebe, als falsche Bescheidenheit, als Desinteresse und über die induzierte Angst vor allem als asoziale Vereinzelung in Erscheinung.

 

Vereinzelung

Die Vereinzelung fällt nicht auf, weil sie ideologisch flankiert wird, von asozialen Vorstellungen, wie sie nur in dekandenten, energieverbrauchenden, kapitalistischen Konkurrenzgesellschaften auftreten. Der Einzelne, der wenn er Erfolg hat, sich alles leisten kann, kann sich auch von allen sozialen Bindungen befreien. Dieser von allen Bindungen befreite Erfolgsmensch kann dann seinen Omnipotenzanwandlungen frönen. Über kulturelle Kanäle, wie den Film wird diese Vorstellung vertieft. Soap-Operas im Reichenmilleu am Nachmittag und us-amerikanische Gewalt- und Krimiserien vertiefen das Statusdenken. Asozialität wird als Coolness, Härte im Umgang als Taffheit (von engl. tough) euphemisiert. Dabei läßt man zwar altmodische Familienvorstellungen hinter sich, ersetzt sie jedoch nicht durch andere Beziehungen und mutiert zum antisolidarischen Einzelwesen. Da praktisch niemand, der nicht schon reich ist, diesen Status erreicht, macht die grassierende Vorstellung vom kühlen, dynamischen Erfolgsmenschen die Einzelnen ausbeutbar.
Dabei ist es nur der Wunsch reich zu sein, der die kleinen Leute die Asozialität pflegen läßt, die ihnen selbst schadet.

 

Asozialität

Die erwähnte Taffheit wird insbesondere von Frauen bei Frauen geschätzt, für die sie eine Art emotionale Aufrüstung im erwähnten „Geschlechterkampf“ darstellt. Dabei sollte gerade Frauen klar sein, daß Verständnis „Taffheit“ schlägt, da Verständnis es erlaubt, ausgehend von der erkannten Motivationslage des jeweiligen Opponenten nach echten Lösungen zu suchen, statt nur Verhandlungsergebnisse zu erzwingen oder zu den eigenen Gunsten zu verschieben. Dem überzeugten Egoisten wird all das erwähnte überhaupt nicht auffallen und der echte Egoist befindet sich im Einklang mit der kapitalistischen Grundordnung, die da sagt:
Du darfst beliebig viel Reichtum anhäufen – wenn Du kannst,
Du darfst beliebig viele Leute ausbeuten – wenn Du kannst,
Du mußt auf niemanden Rücksicht nehmen,
Du mußt nicht teilen.
Wenn Du kannst, bist Du cool und besonders, wenn Du nicht kannst, mußt Du gehorchen.
 

Diese Vorstellungen gab es in der DDR nicht. Man muß zugeben, daß der Gedanke im Reichtum zu leben, sehr verführerisch ist, jedoch scheinen die meisten Westmenschen bis zu ihrem Lebensende nicht zu bemerken, daß dieses Schicksal ihnen nicht hold war.
Ein verbreitetes Resultat der Asozialität ist die

 

Ausländerfeindlichkeit

Ausländerfeindlichkeit kommt in vielen Ländern vor. Was ist das besondere an der Ausländerfeindlichkeit des Westens?
Als vor 25 Jahren ein Freund von einer Rumänienreise zurückkehrte, sprach er begeistert von der Gastfreundschaft der Rumänen insbesondere in entlegenen Bergdörfern. Als ich selbst Jahre später eine Reise mit der Bahn dorthin unternahm, hieß es, man solle die Rumänen nicht in das Zugabteil lassen, in das sie unter irgendwelchen Vorwänden eindringen um zu stehlen. Solche Rumänen habe ich nicht kennen gelernt, allerdings war ein großer Teil der Strecke des Zuges, der aus einem reicheren Lande kam, von Kindern gesäumt, die um Kaugummis und Süßigkeiten bettelten. Dieses Phänomen ist ein für Wohlstandsgrenzen völlig typisches.
Zu DDR-Zeiten klingelte eine rumänische Familie an unserer Wohnungstür. Sie hatte keine Bleibe und unsere Mutter ließ sie bei uns übernachten. Dieses Verhalten ist heute in der BRD fast undenkbar.
In der heutigen BRD sind Rumänen unabhängig von der Wahrheit als Mitglieder krimineller Banden bekannt, die Einbrüche verüben und Autos stehlen. Vor Rumänen fürchtet man sich, wie man lange Zeit Polenwitze erzählt hat. Das gängige Stereotyp des Polenwitzes – „der Pole“ klaut – wird im Witz als Pointenhintergrund vorausgesetzt. Die Pointe besteht dann darin, daß das Stereotyp bestätigt wird.
 

Halten wir schon mal fest, daß ein wesentliches Merkmal der Ausländerfeindlichkeit die Überheblichkeit5 ist.
Wie verhält es sich nun mit der Freundlichkeit? Betrachten wir mal das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschen. Zu DDR-Zeiten waren Westdeutsche überall gern gesehene Besucher. Umgekehrt gab es politisch motivierte Freundlichkeit von offizieller Seite. Was aber die inoffizielle Seite angeht, wurde das Verhältnis erst nach dem Mauerfall deutlich, als der Zustrom Ostdeutscher immer stärker als Bedrohung wahrgenommen wurde. Die Privilegien östlicher Republikflüchtlinge verflüchtigten sich schnell. Auch vorher schon hatten wir Urteile Westdeutscher z. B. über unseren Wartburg Tourist: „Das ist kein Auto, sondern eine Krankheit!“ wahrnehmen können, die ein Hinweis auf das u. a. mit dem Auto verbundene Statusdenken der kapitalistisch geprägten Westdeutschen ist.

Warum also mögen die DDR-Deutschen (die Ostler) die Westdeutschen (die Westler), aber die BRD-Bürger (die Wessis) nicht die DDR-Bürger (die Ossis)?6 Und: Wie kann man beispielsweise einem Afrikaner erklären, wo die Gastfeindlichkeit der Europäer herkommt?

Der Grund für die asymmetrische Beliebtheit liegt wieder im Wohlstandsgefälle. Bürger reicher Länder sind überall auf der Welt beliebt. Die Bewohner armer Länder sind den Reichen bestenfalls egal. Sie werden als Bedrohung für den angesammelten Wohlstand angesehen. Der Grund für die Armenfeindlichkeit, die meist der Kern der Ausländerfeindlichkeit ist, liegt im antrainierten oder anerzogenen Streben nach dem Haben. Der Malocher7 hat den Wert sehr gut begriffen8. Der Malocher zahlt nämlich, da er ausgebeutet wird, für die Werte, die er mit nach Hause nehmen darf, einen besonders hohen Preis. Da auf lange Sicht trotzdem etwas zusammenkommt, arbeitet der Malocher wie verrückt. Das Ansammeln von Wert wird zum Sport und zur höchsten Priorität. Sie bestimmt das Leben und sein Ziel. Ist der angesammelte Wert zum Ziel des Lebens geworden – ist die verflossene Zeit des Lebens in diesen Wert investiert worden – hat der besonders teuer bezahlte Wert schließlich den Wert der verflossenen Lebenszeit. So werden Sachen wichtiger als Menschen. Wird dieser Wert von außen bedroht, entsteht Angst und Feindschaft.

Ein westdeutscher Kleinbürger, der ein Haus gebaut hat und abzahlt oder vermögensbildende Leistungen über viele Jahre in Anspruch nimmt, um es schließlich auch als kleiner Malocher zu etwas zu bringen, fühlt sich durch Ausländer bedroht. Der jahrzehntelange Drang zum Haben vollführt ein asoziales Werk am zum eigenen Besitz strebenden.

Reichtum hat daher nicht nur als akkumulierende Kraft asozialen Charakter, sondern schon als Idee und Ziel – und erst recht als Konditionierungsanreiz.

 
Ausländerfeindlichkeit stellt sich also teilweise als Angst vor Armut, das durch das aus dem Statusdenken folgende sozialchauvinistische Ressentiment verschärft, gegen Fremde richtet, und schließlich länderübergreifend wirkt, dar. Eine weitere hiervon unabhängige Komponente ist der bekannte Rassismus.
 

Strategischer Vorteil

Warum ist der oben erwähnte relativ frühe Kapitalismus ein strategischer Vorteil des Westens?
Die verschärfte Ausbeutung des Menschen durch den Menschen schafft einen erhöhten Mehrwert, welcher die Durchschlagskraft der machterhaltenden Strukturen erhöht. Mit der Erschließung neue Energiequellen und der Erfindung der Dampfmaschine entstand eine Industrie, die in der Lage war neben der Industrialisierung der Industrie selbst, des Transportes, des Bauens, des Wohnens und schließlich sogar der Landwirtschaft als aller erstes den Krieg industrialisierte. Mit der Entwicklung der Serienproduktion, neuer Sprengstoffe durch die Chemie des 20. Jhrs. und schließlich die Massenproduktion entstand eine riesige Menge von effizienten Waffen und eine noch größere Wirtschaftskraft.
Die Mechanismen, durch die der Westen (Norden) den Rest der Welt ausbeutete sind heute größtenteils ökonomische. Am Anfang standen Krieg, Kolonialismus und Sklaverei. Der Kapitalismus sorgt dafür, daß eine Anfangsungleichheit in den ökonomischen Bedingungen ausgebaut werden kann. Akkumulation und Forschungsmonopole halten die armen Länder auf Abstand. Neuerdings werden Länder, die Entwicklungspolitik betreiben nicht mehr nur boykottiert (Kuba, Libyen, Norkorea, Irak, …), sondern zerstört (Irak, Libyen, Syrien, Iran (Kriegsvorbereitungen laufen), …). Es ist Zufall, daß ausgerechnet in der christlichen Welt zuerst die Industrialisierung einsetzte. Der tiefe kulturelle Winter, der zwischen der Antike und dem Mittelalter in Europa herrschte, hätte im Prinzip auch noch tausend Jahre länger andauern können. Der Schlüssel hierzu liegt wohl im Mittelalter, wo eine wechselseitige Befruchtung von Industrie und Landwirtschaft ganz allmählich zu einer wirtschaftlichen Effizienzsteigerung führten (Verbesserte Anbaumethoden führten zu mehr Profit und dann zu mehr Handwerksprodukten, und durch die kam es wieder zu verbesserter Bodenbarbeitung usw.) in der Produkte stärker als in Asien veredelt wurden, weil Tiere, nicht nur weideten, sondern zusätzlich mit extra angebautem Futter (teilweise Kraftfutter wie Getreide) versorgt wurden. Entscheidend wird hierbei noch nicht einmal die verbesserte Gesundheit der verstärkt mit Fleisch versorgten Bevölkerung gewesen sein, sondern die dadurch nutzbare Tierenergie, die im Mittelalter „nur“ zum Transport und zur Feldbearbeitung genutzt werden konnte, der in der Antike genutzten Sklavenenergie aber weit überlegen war. (siehe hierzu »Der energetische Blickwinkel in der Politik – Warum der Individualverkehr sterben muß«) Auch nach dem Mittelalter bis in die Zeit des Frühkapitalismus wurde in Europa zusätzlich noch die Energie9 der Leibeigenen in der Landwirtschaft genutzt, die zu einer verstärkten Akkumulation führte. Ihre Arbeit wird heute durch kraftstoffgetriebene Bodenbearbeitungsmaschinen erledigt. Diese frühere Akkumulation im Okzident erlaubte eine frühere Entwicklung der Wissenschaft, welche gegen einige kulturelle Widerstände dann auch irgendwann einsetzte und den Orient schnell überflügelte. Im Marxismus nennt man die Entwicklung dieser Schlüsselmethoden Produktivkraftentwicklung. Die Ursache für den Vorsprung Europas liegt aber wohl in Eroberungen und Kolonien begründet, sowie der Tatsache, daß wie auch immer erlangter Reichtum Wissenschaft möglich macht, die dann die Produktivkraftentwicklung beschleunigt. (Siehe hierzu »Warum haben sich die europäischen Sprachen über den Planeten verbreitet? – Woher kommt der europäische Entwicklungsvorsprung?«)

 

Bildung im Westen

Lernen, Dekadenz und Antintellektualismus

Konsum und Status
Durch kapitalistische Medien hervorgerufenes Status- und Konsumdenken führt dazu, daß das Lesen in der Schule nicht mehr richtig erlernt wird. Zunächst lernen Kinder in jungen Jahren den Fernseher zu früh kennen. Sie lernen Reize zu konsumieren. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich auf die Reize, statt auf den Inhalt. Daß der Inhalt nicht wichtig ist, lernen sie beim frühen fernsehen. Sie lernen, daß sie nicht verstehen, was sie sehen und gewöhnen sich daran. Das schadet ihnen dann in der Schule, in der sie sich leicht ablenken lassen.
Statusbehaftete Label und Marken führen dazu, daß ihr Aufmerksamkeit auf Blödsinn und blödsinniges Verhalten ausgerichtet wird. Auf diese Weise entsteht auch Tabak- und Alkoholabhängigkeit bei Jugendlichen. In den letzten Jahrzehnten sind die Abhängigen immer jünger geworden. Seit drei Jahren hat der Trend sich aufgrund politischer Maßnahmen wieder umgekehrt.
 

Entwicklung von Lern- und Bildungsfeindlichkeit durch falsche Anreize
Solcherlei Fehlkonditionierungen führen zur Interesselosigkeit am Schulstoff.
Im Unterricht selbst werden zusätzlich Lernanreize falsch gesetzt, weil auch Lehrer so tun, als sei Lernen etwas schlimmes oder anstrengendes. Den Kindern wird so eine Abwehrhaltung gegen das Lernen anerzogen. Das die Eltern die Wichtigkeit des Lernens nicht ordentlich unterstreichen und aufgrund oft mangelnder Erziehung Interesselosigkeit bei den Kindern herrscht, kommt es oft zu einer Verfestigung der Abwehrhaltung und einer Übertragung auf den Lehrer. Deutsche Schüler sehen den Lehrer oft als Feind, statt als Freund. Ohne Interesse kann nichts gelernt werden.
Bei vielen Jugendlichen gilt Schule als schlimm. Und aus dummen Sprüchen machen viele als Erwachsene noch Ernst und verteufeln die Bildung.
 

Selektion
Besonders verheerend wirkt in der BRD das selektive Schulsystem, das als Dreiklassensystem ausgelegt ist. Es ist schlecht und zusätzlich unterfinanziert. Viele ärmere Länder geben mehr Geld für das Bildungssystem aus.
 

Politisch manifestierte Bildungsfeindlichkeit
Die Dekadenz geht so weit, daß Lehrer- und Universitätsstellen gekürzt werden, Studienplätze verringert und (vorübergehend) Studiengebühren wiedererhoben wurden. In Deutschland geht die Dekadenz so weit, daß eine neue Bildungsferne entstanden ist. Besonders bemerkenswert – durch die deutsche Vereinigung und die herrschende Asozialität ist, daß Die BRD im europäischen Vergleich die wenigsten Hochschulabsolventen hat.

 

Vergleich mit Asien

In den meisten Ländern Asiens gilt Lernen als Schlüssel für den Erfolg. Lernen wird als Chance begriffen. Kinder lernen konzentriert in der Schule. Oft müssen die Eltern ihr letztes Geld für Schulgeld aufwenden oder können nur wenige Kinder in die Schule schicken. Asiatische Familien, die in Deutschland einwandern haben die besten Schüler.
[Evariste]
 

 

1 Das Verdienstmodell ist also betragsmäßig ein Mischung aus traditionellem Einverdienermodell und modernem Zweiverdienermodell. Es ist so inkonsequent, wie die halbvollzogene Gleichstellung der Frau. Der traditionelle Alleinverdiener kann sein Familie nicht ordentlich versorgen. Die herrschende konservative Politik verweigert die einzig logische Konsequenz – die Anhebung der Einkommen und die Gleichberechtigung der Frau. Das Gegenteil die Absenkung der Realeinkommen mit allen Tricks ist politische Philosophie seit mindestens zwei Jahrzehnten.
2 Wir verweisen hier auf den Artikel für Linke »Vom Ende der unbewußten Moral«
4 Tetrahydrocannabinol
5 Diese Überheblichkeit kann psychischer Schutz sein → Nichtlinke: »Was ist ein Ressentiment? – Wie funktioniert ein Ressentiment?«, aber sie setzt ihr Ziel – den Ausländer herab und verletzt seine Würde.
6 Mittlerweile sind die Ost-West-Befindlichkeiten deutlich geringer, vor allem auch, da man Ost und West in der BRD kaum noch auseinanderhalten kann.
7 Ein Malocher ist jemand, der nicht aus Berufung, sondern aufgrund des kapitalistischen Einkommensarbeitszwanges fürs Geld arbeitet.
8 → auch »Warum gibt es Kriminalität?« Nach Marx ist der Wert geronnene Arbeit.
9 Für die Marxisten (LL >= +3): Wenn hier auf der Energie von Leibeigenen und Tieren herumgeritten wird, soll das nicht die Ausbeutung der konkret menschlichen Arbeit vergessen machen. Die Energie, von der hier die Rede ist, spielt genau dann eine Rolle, wenn sie für den Transport, den Antrieb von Maschinen oder die Fertigung des Produktes eine wesentliche Rolle spielt und Vorteile für den Produktionsprozeß durch Inanspruchnahme einer stärkereren Energiequelle entstehen. Bei dieser „Ausbeutung“ (von Energie) geht es also nicht um variables Kapital, sondern um zirkulierendes konstantes Kapital.

Von Evariste

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