Di. Mrz 19th, 2024

Wörter: 1152; Linkslevel: -2 Asozialisierte Mitläufer
Die sogenannten Schwesterparteien CDU und CSU treten gemeinsam in Erscheinung und konkurrieren nicht miteinander. Sie nennen sich christlich und demokratisch. Die Frage der Demokratie wird in »CDU und Demokratie« abgehandelt. Hier geht es um die Frage, wie christlich die CDU ist und was das eigentlich zu bedeuten hat.

 

Christliches

Was aber macht das Christentum im Parteinamen und im Programm? Als die CDU sich nach 1945 gründete, war die NSDAP verboten. Nazis durfte es nicht mehr geben. Nazis gab es aber noch massenhaft – sie durften eben nur keine mehr sein. Da man ohnehin ein erfolgreiches Bündnis mit den Kirchen eingegangen war, sagte man einfach: “Wir sind jetzt „konservativ“!” und nannte sich christlich. Der Name soll klarmachen, daß ein Christ CDU (oder CSU) zu wählen hat.
Zu diesem Zwecke werden im Programm christliche Versatzstücke gebraucht, welche irgendwie christlich aussehen. Da bieten sich den Demagogen altbackene weltfremde Versatzstücke, wie Familie oder Schutz der Ehe an, ohne daß zunächst konkret über den Sinn nachgedacht wurde. Leider nur sind gerade diese “Inhalte” von der Zeit überholt worden. Ausgerechnet der gesetzliche Schutz von “Familie” oder der von “Ehe” entpuppen sich als astreine Diskriminierung von Alleinerziehenden, Kindern und Homosexuellen. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Begriff “Heimat”. Der Begriff “Heimat” hat in der Politik nichts verloren. Er steht für Ausländerfeindlichkeit, “Heimatschutz”, Nationalismus oder Revanchismus. Noch schlimmer steht es um den “Schutz des ungeborenen Lebens” Hier verharrt die CDU im Mittelalter. Hatte die DDR bereits die Fristenlösung, so konnte man sich in der BRD aufgrund “christdemokratischer” Interventionen nur auf eine Fristenlösung mit zwangsweiser Beratungspflicht einigen. Diese christlichen Lebensschützer sind jedoch die Partei der Besserverdienenden und die wissen ganz genau, daß ihr eigener Bauch genau ihnen selbst gehört. Dieses Selbstbestimmungsrecht gewähren sie jedoch nicht jedem.
Warum also interveniert die CDU(/CSU) dann so entschieden? Warum vertritt diese Partei des Terror-Krieges, die auf ihren Enttalibanisierungs-Feldzügen (eigentlich Ölkriegen), bei der Bombardierung oder der Verseuchung Jugoslawiens und des Irak, auch nicht auf kleine Kinder oder gar ungeborenens Leben achtet, diese Partei der Bombardierung von Brücken und Wasserwerken, hier die die fundamentalistische Sache des Schutzes des ungeborenen Leben? Die Antwort ist simpel:

Die Einnahme schwieriger Positionen ist ein strategisches Opfer im Bündnis mit der katholischen Kirche.

Wir fassen also zu christlichen “Inhalten” zusammen, daß sie konzeptionell blödsinnig, im Detail undurchdacht und weltfremd sind. Das kommt letztlich daher, daß sie nur ein christliches Feigenblatt sind, das den eigentliche Inhalt – den einer reaktionär kapitalistischen Unternehmerpartei – nur schlecht verdeckt. Selbstredend andersherum gedacht, ist genau das, was das legitimierende Feigenblatt dieser kapitalistischen Partei ausmachen soll, weltfremd, überholt und politisch unrealistisch.

 

Unchristliches

Einige lustige (eigentlich traurige) Bemerkungen noch am Rande:

1. Politglaube: Es gibt natürlich immer Menschen, die die offizielle Version – so nenne ich das ideologische Außenbild – ernst nehmen – Christen die Gutes wollen und es bei der CDU suchen. Es kommt daher mitunter zu skurrilen Mischungen, so daß Parteimitglieder in Sachfragen dem Kapitalismus, mitunter sogar dem Krieg widersprechende Ansichten haben. Diese sind jedoch selten und werden größtenteils durch kapitalistische Ideologeme, wie “Wettbewerb”, “Marktwirtschaft” oder gar “Standortpolitik” abgefangen. (Siehe hierzu auch »Was ist Demagogie?«)
Ein Beispiel für eine skurrile Mischung sind die Gegner der Genmanipulation. Ihnen mißfällt jedoch nicht die kommerzielle Manipulation oder das künstliche Einkreuzen von Genen aller Art, sondern der „Eingriff in die Schöpfung“. Der viel größere kommerzielle Flügel der CDU hingegen findet Genmanipulation toll und argumentiert, daß man im internationalen Vergleich zurückfallen würde. Da die CDU schon immer Zeitargumente erfolgreich gegen Sachargumente ausgespielt hat, wird der Unternehmerflügel wohl gewinnen.

2. Sektiererei: Um dauerhaft und flächendeckend kapitalistische Politik christlich verdecken zu können muß zwangsläufig eine gewisse Verdummung einsetzen. Insbesondere die dauerhafte Einübung von Denkverboten hat zerstörerische Folgen: Wissenschaftsfeindlichkeit und Antiintellektualismus sind in der Union weit verbreitet.
Dazu paßt auch ein neuerer sektiererischer Trend aus den USA – der Kreationismus. Er hat von einigen CDU-Mitgliedern in öffentlichen Positionen bereits Besitz ergriffen etwa dem Ex-Ministerpräsidenten Thüringens Dieter Althaus und (ausgerechnet) der hessischen
Kultusministerin Karin Wolff. Diese Leute werden offensichtlich in der Partei geduldet, da sie ein Wählersegment ansprechen. ( → auch »Was ist schlimm am Kreationismus?«)

3. Populismus: Der Theorie nach müßte die CDU ansonsten eigentlich auch auf Tierschutz setzen (soweit Unternehmerinteressen nicht berührt sind). Tiere können sich nicht wehren und sind ideal um die Herzen der nur-fühlenden Allgemeinheit zu erobern. Unser CDU-Bürgermeister hat sich schon vor Jahren immer mit Pfefferkuchenherzen auf dem Weihnachtsmarkt fotografieren lassen und alle zwei Monate ein Tierheim besucht. Dort kann man niedlich aussehende Tiere streicheln.

4. Christliche Vormachtpolitik: Betrachten wir die Idee einer „christlichen Partei“ aus christlicher Sicht, bleibt festzustellen, daß es sich um Blasphemie handelt, da es keine christlichen Implikationen für die Politik gibt. Außerdem ist die Gesellschaft größtenteils christlich, bewegt sich davon neuerdings tendenziell sogar weg. Das hitlersche Konkordat ist immer noch in Kraft – eine Vormachtstellung des Christentums ist in der BRD also gesichert – und daher eine speziell christliche Interessenvertretung in keinster Weise notwendig!

5. Ausländerfeindlichkeit statt Nächstenliebe: Residenzpflicht, Abschiebung Hetze auf Gastarbeiter und Asylbewerber sind traditionelle Begleiter der Union. In den letzten Jahrzehnten drängte das Kapital darauf gewisse Sorten von Einwanderern besser zu behandeln. Dazu gehören z. B. Wissenschaftler und Informatiker. Die Ausländerfeindlichkeit konzentriert sich daher nun verstärkt auf Türken, Araber, allgemein Muslime und Afrikaner. Ganz neu ist der Trend Roma abzuschieben.

 

Christliche Symbolpolitik

Bemühungen gegen den Laizismus kommen vor allem aus der CSU und werden von der CDU toleriert. So hat die CSU wiederholt gefordert, einen Gottesbezug in die (gescheiterte) europäische Verfassung und dann in die Lissabon-Verträge aufzunehmen. Im Europa-Parlament haben die Konservativen an zentraler Stelle (hinter dem Rednerpult) ein Kreuz aufgehängt. Die christlichen Parteien betreiben in diesem Lande der christlichen Mehrheit allein durch ihre Existenz eine Politik der Ausgrenzung anderer Religionen. Militante Symbolpolitik kann den Austausch christlicher „Werte“ gegen kapitalistische Einstellungen nicht ungeschehen machen. Das Aufhängen von Symbolen paßt zu dem Eindruck, der unter „Christliches“ entstanden ist, wo immer tatsächlich etwas „christiches“ geschieht ist es unpassend oder Blödsinnig.

Einzelne Unionspolitiker äußern mitunter in einzelnen Punkten fundamentalistisch anmutendes. Nächstenliebe und Sozialpolitik sind jedoch nicht darunter.

 

Fazit

Die CDU ist keine christliche, sondern eine kapitalistische Partei! Sie müßte eigentlich “Kapitaldemokratische Union” heißen. Da das “K” für Kommunismus steht, wird das Kapital mit “C” geschrieben. Tatsächlich ist die “Union” nicht demokratisch (siehe CDU und Demokratie), sondern “kapitaldemokratisch”. D. h. wer mehr Kapital (Aktienanteile) hat, hat mehr zu sagen. Wer keine hat, hat gar nichts zu sagen. Tatsächlich machen christliche oder gar demokratische Inhalte (Siehe »CDU und Demokratie«) nicht die Politik der Union aus. Sie ist vor allem geprägt durch Senkung des Realeinkommens, Arbeitnehmerfeindlichkeit, Soziale Einschnitte, Bürgerrechtsabbau, Überwachung, repressive Innenpolitik und Ausländerfeindlichkeit …

>Wenn immer die Union1 etwas im Namen des Christentums tut, ist es anachronistisch und schädlich. Tut sie etwas entgegen dem Christentum, ist es kapitalistisch und im Interesse der Unternehmen. Die Union ist eine Unternehmerpartei, die sich christlich tarnt.

Die CDU sollte umbenannt werden in „Capitaldemokratische Union“ – eine Name, dem sie alle Ehre macht: Demokratisch – wie das Kapital!
[Evariste]
 

1 CDU/CSU

Von Evariste

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