Di. Mrz 19th, 2024

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Bereits in »Zersiedlung« wurde erläutert, warum Straßenbau Staus nicht beseitigt. Diese Tatsache ist sei wenigen Jahrzehnten bekannt. Das wird noch einmal wiederholt. Weiterhin wird erläutert, was man wirklich gegen Verkehrsstaus tut.

 

Verkehr und Geschwindigkeit

Untersucht man, wieviel Zeit die Menschen vor fünfzig oder Hundert Jahren für den Weg zur Arbeit verbraucht haben, findet man heraus, daß die Zeit etwa dieselbe war, wie heute. Das liegt vor allem daran, daß die Tageslänge von der Erdrotation abhängt und die Menschen neben der Arbeit schlafen und Essen müssen. Die Freizeit, die man heute hat, ändert nicht viel daran, da sie ein Bedürfnis erfüllt. Betrachten wir die Entwicklung der Reisegeschwindigkeit, so hat sie in den letzten zweihundert Jahren stark zugenommen. Es bleibt also festzustellen, daß sie die täglich zurückgelegte Entfernung in den letzten zweihundert Jahren stark vergrößert hat. Sie hängt offenbar ziemlich direkt von der verfügbaren Reisegeschwindigkeit ab. Wenn nun als Ersatz für kleine Ortsstraßen eine Umgehungsstraße oder eine Schnellstraße gebaut wird, vergrößert sich die verfügbare Reisegeschwindigkeit.

 

Wodurch entstehen eigentlich Staus?

Staus entstehen, weil Fahrzeuge eine Länge haben und bei hohem Fahrzeugaufkommen den real verfügbaren Platz auf der Straße verbrauchen. Dadurch sinkt im fließenden Verkehr der Abstand zwischen den Fahrzeugen und die Reisegeschwindigkeit muß spätestens sinken, wenn der Abstand in die Region des Reaktionsabstandes kommt. Hat man eine weite unterkritische Situation, entstehen Staus bei hohem Verkehrsaufkommen an Ampeln und Kreuzungen mit Wartezeiten. Ist das Verkehrsaufkommen knapp unterkritisch, entstehen Staus dadurch, daß die Fahrzeuge sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen. Es kommt zu zufälligen Ansammlungen von Fahrzeugen, die schwer vorhersehbar sind.
Steht der Verkehr erst einmal, wächst ein Stau und nur die operative Information der Verkehrsteilnehmer kann das Anwachsen des Staus verlangsamt werden.

Wir sehen also, daß Staus ein Phänomen des Individualverkehrs sind.

 

Warum baut man heute noch Straßen?

Wir sehen weiterhin, daß die Zunahme der verfügbaren Reisegeschwindigkeit mindestens mittelfrstig zu einer Zunahme der zurückgelegten Entfernung führt. Wenn das aber so ist, benötigt man mehr Straße. Konservative Politiker reagieren darauf indem sie den Ausbau von Straßen fördern. Straßen werden breiter, Schnellstraßen werden gebaut. Die Menschen erreichen in derselben Zeit weiter entfernte Ziele.
 

Neuer Stau

Da sich der Verkehr an die verfügbaren Möglichkeiten anpaßt, entstehen bald neue Staus. Ausgefeiltere Stauwarnsysteme und temporäre Umleitungen führen dazu, daß im Falle eines Staus weniger Zeit verlorengeht, und so wiederum dazu, daß die durchschnittliche Geschwindigkeit wächst. Dadurch wird wiederum mehr Verkehr von den neuen Straßen angezogen.
 

Die Schädlichkeit hoher Geschwindigkeit im Straßenverkehr

  • Die Geschwindigkeit vergrößert vor allem den Energieverbrauch, da die Reibung der Reifen und die Reibung an der Luft nichtlinear geschwindigkeitsabhängig sind. Trotz der durch die Geschwindigkeit kürzeren Fahrzeit wird also mehr Energie verbraucht. Durch den höheren Energieverbrauch wird mehr CO_2 erzeugt. Der Wirkungsgrad ist bei sehr hohen Geschwindigkeiten nichtlinear verringert. Deshalb werden Motoren überdimensioniert, so daß sich der beste Wirkungsgrad bei Autobahn-Reisegeschwindigkeiten ergibt. Die überdimensionierten Motoren verbrauchen im Stadtverkehr zu viel Treibstoff.
  • Auch die Umweltverschmutzung steigt mit zunehmendem Verkehrsaufkommen.
  • Der Verschleiß der Fahrzeuge hängt ebenfalls sehr nichtlinear von der Geschwindigkeit ab.
  • Die Zahl der Unfälle und insbesondere der Unfälle mit Todesfolge hängt ebenfalls in nichtlinearer Weise von der Geschwindigkeit ab.

 

Fazit — Verkehr und Geschwindigkeit

Solange Individualverkehr herrscht, kann Stau und Energieverschwendung nicht verhindert werden.
Solange Verbrennungsmotoren benutzt werden, kann Energieverschwendung nicht verhindert werden.

 

Was — also — soll man tun?

Um tatsächlich schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen und auch noch Zeit zu sparen, braucht man ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrssystem. Wenn viele Leute in einem Fahrzeug sitzen, wird viel Platz und Energie gespart. Die Rollreibung auf Schienen ist gering und Bahnen haben ein sehr geringes Unfallrisiko.
Wirkungsgrad und Schadstoffausstoß verbessern sich noch einmal gewaltig beim Übergang zu Elektromotoren. Gerade in großen und mittleren Städten, lohnen sich Fahrzeuge, die mittels Stromabnehmern Energie zugeführt bekommen. Gerade Großstädte zeigen, daß ein dichtes Netz vom U-, S-Bahnen, Straßenbahn und Bussen treibstoffbetriebene Fahrzeuge mit Verbrennungsmoteren überflüssig machen.
Da der öffentliche Verkehr geplant ist, entstehen Staus nur, wenn Straßen oder Gleise beschädigt sind.
 

Daher ist Straßenausbau heute sinnlos. Schienenwege müssen ausgebaut werden. Dann ist Straßenrückau angesagt.

 

[Evariste]

Von Evariste

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