Di. Mrz 19th, 2024

Wörter: 1139 ; Linkslevel: -3 Rechte, -4 Rechtsextreme
Pseudo-tag: »The $50 Lesson«

Die US-Partei der Republikaner verbreitet im Internet (verlinkt z. B. auf https://twitter.com/Fascinatingpics/status/393786840177967104/photo/1 ) folgenden zynischen Text auf englisch.
 
Kürzlich fragte ich die Tochter von einem Freund, was sie denn werden will, wenn sie erwachsen ist. Sie sagte sie will Präsident der Vereinigten Staaten werden. Ihre Eltern – Liberal-Demokraten standen dabei. So fragte ich sie: „Wenn Du Präsident wärst, was wäre das erste, was Du tun würdest?“ Sie antwortete: „Ich würde allen Obdachlosen Essen und Wohnungen geben. Essen und Häuser. Ihre Eltern strahlten.

Wow, – Was für ein bemerkenswertes Ziel!“ sagte ich. „Aber Du brauchst nicht zu warten, bis Dein Präsident das tut. Du kannst rüber zu meinem Haus kommen, den Rasen mähen und Gräser zupfen und die Einfahrt fegen und ich zahle Dir 50 $.“ „Dann nehme ich Dich mit zum Lebensmittelladen wo der Obdachlose herumhängt und Du kannst ihm die 50 $ geben, damit er sie für Essen und ein neues Heim verwenden kann.“

Sie dachte darüber ein paar Sekunden nach, dann blickte sie mir gerade in die Augen und sagte „Warum kommt der Obdachlose nicht herüber und tut die Arbeit und Du kannst ihm die 50 $ zahlen?“ Ich sagte: „Willkommen in der Partei der Republikaner!“

Ihre Eltern sprachen immer noch nicht nicht mit mir.

 
Zu diesem Text muß man Leuten oberhalb von Linkslevel -1 nichts mehr sagen. Dieser Text ist für Leute mit Linkslevel -4 bis -3. Wir erklären es so, daß alles verstanden wird.
 

Wir können uns argumentativ von rechts nach links oder von links nach rechts vorarbeiten. Würden wir uns von links nach rechts vorarbeiten, würden wir zunächst mal fragen, warum eigentlich der Obdachlose nicht in der Lage ist, dem Hausbesitzer 50 $ zu zahlen, so daß der für ihn arbeiten müßte. Das ist für Rechte aber viel viel zu kompliziert. Wir fangen daher rechts an.
 

Zunächst gibt das Beispiel zu, daß es in den USA (mittlerweile ein ganz unglaubliches) Elend gibt. Es gibt viele Obdachlose und immer mehr Menschen geraten unverschuldet in die Schuldenfalle und verlieren dann ihr Haus. Gerade die Finanzkrise hat zu einer enormen Wohnungslosigkeit geführt. Wir greifen hier jedoch schon wieder vor. Was der „Republikaner“ sagen will ist, daß jeder im Land für sein Elend selbst verantwortlich ist. Wer eigentumsorientiert ist, und sich Chancen ausrechnet, sich zu behaupten, glaubt gern, daß jeder eine Chance hat. Die Obdachlosen sollen also fleißiger arbeiten und der „Republikaner“ behauptet, daß er für Rasenmähen, Gräser zupfen und Einfahrt-fegen 50 $ zahlen würde. Diesen Sympathiepreis würde er dem Obdachlosen nicht zahlen, da er ihn verachtet. Der Obdachlose ist nicht freiwillig obdachlos geworden. Obdachlos wird man in der Regel,wenn man die Miete nicht zahlen kann und das geschieht, weil man nicht gut genug bezahlt wurde, oder weil man nicht genügend schlecht bezahlt Jobs gefunden hat. Nebenbei bemerkt hat der Republikaner hier sicherlich von Schwarzarbeit gesprochen, den er hat sicher nicht vor, für eine solche Kleinigkeit Steuern zu zahlen. Oft ist es in Wirklichkeit so, daß Tagelöhner von früh bis spät schuften müssen, uns dann vielleicht 50 bis 70 $ bekommen. Der Preis ist regional sehr unterschiedlich. Auf jeden Fall reicht es nicht bei jedem, um die von Linken sogenannten Reproduktionskosten (das bedeutet alle Kosten,die die Arbeitskraft für den Kapitalisten reproduzieren, damit sie auch morgen noch da ist) zu decken. Wenn die Reproduktionskosten nicht gedeckt sind, dann hungern die Eltern oder die Kinder, oder der Strom wir abgestellt oder die Miete ist nicht bezahlt. Auf jeden Fall geht es dann mit der Arbeitskraft früher oder später zu Ende. In der Praxis ist Obdachlosigkeit ein Elendsphänomen. Das heißt, daß Obdachlosigkeit (betrachten wir man Deutschland, wo der Staat Obdachlosen ein Heim geben muß, es aber trotzdem Obdachlose gibt) eine Erscheinung, die auf mehrfacher Verelendung beruht (»Was ist Verelendung?«) Diese Verelendung hat in der Regel bereits mehrere Jahre angedauert und hat sich vertieft. Zynischen Kapitalisten und anderen Rechten ist das egal. Sie finden die Obdachlosen gut als Beispiel für Faulheit, die sie ihnen explizit und (hier) implizit unterstellen.

Die Kapitalisten – und das ist das Zynische – mögen diese Situation, in der die Armen aufgrund des Elends gezwungen sind, für ein Butterbrot zu arbeiten. Denn dadurch können Sie selbst noch reicher werden. Der Dienstleistungsbereich in dem viele Jobben, ist dabei nur die Spitze des Eisberges. auch im produktiven Bereich sind die Löhne niedrig. Wenn ein Kapitalist im produktiven Bereich Arbeitskraft kauft, dann tut er das, um davon zu profitieren. Das Resultat diese Handels ist, daß der Kapitalist akkumuliert, der Arbeiter aber nur seine Arbeitskraft und die seiner Nachkommen, die ihn ersetzen, wenn er stirbt, erhalten kann.

Die sogenannten Republikaner (Mitglieder dieser rechtsextremen amerikanischen Partei) finden den Gedanken, daß die Obdachlosen selbst schuld an ihrem Elend sind, total geil und jeder, der Menschen verachtet oder rechts ist und nicht nachdenkt, wird ihrer Argumentation folgen. Es ist einfach zu schön für einen Ausbeuter, wenn man andere für sich arbeiten lassen kann und sich in seiner Sicherheit zurücklehnen und sagen kann: „Alle, die nicht für mich arbeiten, sind selbst schuld.“.

Es ist auch leicht zu sagen, warum der Obdachlose nicht herüberkommt. Er würde nämlich in der Gegend des Reichen auffallen und wenn er nicht über eine Agentur bestellt wurde, davongejagt werden.

Das System ist menschenverachtend. Das bedeutet, daß es nicht für die Menschen da ist, die nur Träger der Ware Arbeitskraft sind. Daher, weil es in der kapitalistischen Ökonomie eine Überschuß an menschlicher Arbeitskraft gibt, verfällt ihr Wert und es gibt keinen humanen marktwirtschaftlichen Prozeß der den Verfall der Arbeitskraft unter die Reproduktionskosten aufhält. Aus diesem Grunde entsteht Elend. Der Arbeitsmarkt reguliert sich unmenschlicher Weise dadurch, daß einige durch Verelendung ihre Arbeitskraft verlieren und aus dem realen Arbeitsmarkt herausfallen. Dieses Herausfallen Verelendeter bremst den Preisverfall.
 

Interessant ist noch die Idee, daß der Obdachlose die 50 $ auch für ein neues Heim verwenden soll. Offenbar soll er das Geld im Brustbeutel zusammensparen, sich vielleicht Aktien kaufen, und wenn’s nicht reicht, mehr Rasen mähen und wenn es zweihundert Jahre dauert. Das finden die „Republikaner“ – the republicans geil.

Sehen wir uns zum Schluß noch die Verteidigungfähigkeit der Eltern im Beispieltext an!
‘US-amerikanische „Republikaner“ stehen im politischen Spektrum bei -4,8. Die sogenannten Demokraten stehen bei etwa -4. Das heißt, daß „Demokraten“ rechtsextrem und “Republikaner“ faschistoid sind. (Deswegen führensie ganz selbstverständlichauf der ganzen Welt Krieg.) (Siehe auch »Faschistoide Tendenzen in der US-Kultur am Beispiel des Films und der Einfluß ihrer Medienprodukte auf andere Kulturen«) Dieser Text argumentiert zwischen -2 und +2. Die vorliegende Argumentation kann also nur von Linken erbracht werden – jedenfalls nicht von us-amerikanischen „Demokraten“. Wären die democrats links, wüßten sie, daß ihr Land nicht demokratisch ist.
 

Die hier dargestellte Einstellung gegenüber Armen nennen wir Sozialchauvinismus – die Verachtung der Armen. Jemandem, den man verachtet, räumt man nicht die gleichen Rechte ein. – Andersherum formuliert: Verletzt man die Rechte von jemandem, den man verachtet, denkt man, man hätte ihn gerecht behandelt.

[Evariste]

Von Evariste

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